Adipositas: Gefährliche Immunantwort



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16.03.2022 08:40

Adipositas: Gefährliche Immunantwort

• Eine neue Studie von LMU-Forschenden untersucht die Auswirkungen hochkalorischer Diät auf das Immunsystem.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

• Bereits nach drei Wochen kann es zu krankhaften Veränderungen von Immunstatus und Stoffwechsel kommen.

• Immunzellen akkumulieren im Fettgewebe und bilden dort tertiäre lymphatische Organe, der Stoffwechsel entgleist und die Entzündungswerte steigen an.

Adipositas und Übergewicht sind eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, schreibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Knapp 60 Prozent der Deutschen gelten als übergewichtig, 25 Prozent von ihnen sind adipös. Übergewicht ist dabei häufig der Auslöser für schwere Folgeerkrankungen wie Diabetes, Arteriosklerose oder Herzinfarkte.

Immunologische Prozesse entscheiden hierbei über den Krankheitsverlauf. Im Rahmen einer neuen Studie konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der LMU um Dr. Susanne Stutte und Professorin Barbara Walzog zeigen, dass schon eine dreiwöchige hochkalorische Diät drastische Effekte auf das Immunsystem haben kann.

„Bestimmte Immunzellen, sogenannte plasmazytoide dendritische Zellen (pDCs), akkumulieren im Viszeralfettgewebe“, erklärt Stutte. Viszeralfett ist Fettgewebe, das sich im Inneren des Bauchraums um die Organe legt. Dort bilden sich kleine Lymphknötchen – tertiäre lymphatische Organe –, die akut in den Stoffwechsel eingreifen.

„Diese pDCs im Viszeralfett befinden sich in ständiger Alarmbereitschaft und schütten den Botenstoff Typ-1-Interferon aus“, erklärt Walzog. Dieser Botenstoff vermittelt eigentlich die Bekämpfung von Infektionen und löst hier das metabolische Syndrom aus: Der Stoffwechsel entgleist und die Entzündungswerte steigen. Wird die Einwanderung der pDCs ins Fett blockiert, verbessert sich der metabolische Zustand deutlich.

Die Ergebnisse dieser Studie, die in Kooperation mit der Harvard Medical School entstanden, können nun dazu beitragen, neue Ansatzpunkte für eine therapeutische Intervention zu entwickeln.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. rer. nat. Susanne Stutte
Walter-Brendel-Zentrum für Experimentelle Medizin
Institut für Kardiovaskuläre Physiologie und Pathophysiologie
Biomedizinisches Centrum
LMU München
E-Mail: susanne.stutte@med.uni-muenchen.de

Prof. Dr. rer. nat. Barbara Walzog
Walter-Brendel-Zentrum für Experimentelle Medizin
Institut für Kardiovaskuläre Physiologie und Pathophysiologie
Biomedizinisches Centrum
LMU München
E-Mail: walzog@lrz.uni-muenchen.de


Originalpublikation:

Susanne Stutte, Hellen Ishikawa-Ankerhold, Lydia Lynch, Sarah Eickhoff, Simona Nasiscionyte, Chenglong Guo, Dominic van den Heuvel, Daniel Setzensack, Marco Colonna, Daniela Maier-Begandt, Ludwig Weckbach, Thomas Brocker, Christian Schulz, Barbara Walzog, Ulrich von Andrian: High-Fat Diet Rapidly Modifies Trafficking, Phenotype, and Function of Plasmacytoid Dendritic Cells in Adipose Tissue. In: The Journal of Immunology 2022
https://www.jimmunol.org/content/208/6/1445


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW