Entscheidungsprozesse sind weit über das Gehirn verteilt



Teilen: 

12.10.2020 10:00

Entscheidungsprozesse sind weit über das Gehirn verteilt

Eine wesentliche Funktion des Gehirns ist die flexible Auswahl von Handlungen. Bislang wurde angenommen, dass das menschliche Gehirn ein spezialisiertes Zentrum für solche Entscheidungsprozesse besitzt. Eine Forschenden-Gruppe des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat nun herausgefunden, dass selbst bei einfachen Entscheidungen eine große Zahl von weit über das Gehirn verteilten Regionen miteinander sprechen. Seine Ergebnisse hat das Forschenden-Team unter der Leitung von Prof. Dr. Tobias Donner aus dem Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie des UKE in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature Communications veröffentlicht.

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

„Während Versuchspersonen undeutliche sensorische Reize interpretieren, um so zwischen einer von zwei Handlungsoptionen auszuwählen, senden Regionen für die Handlungsplanung kontinuierlich Rückmeldung an Regionen für die Verarbeitung der sensorischen Reize. Folglich sagt die Aktivität in all diesen Hirnregionen die spätere Handlung der Versuchsperson voraus“, erklärt Prof. Dr. Tobias Donner aus dem Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie des UKE.

Für ihre Studie hat die UKE-Arbeitsgruppe neuartige Verfahren zur Analyse zeitlich und räumlich hochauflösender Messungen der Hirnaktivität mittels der sogenannten Magnetoenzephalographie (MEG) entwickelt. Dadurch gelang es den Forschenden erstmals, den Zeitverlauf des Entscheidungsprozesses über fast 200 Regionen der menschlichen Großhirnrinde abzubilden.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Tobias Donner
Institut für Neurophysiologie und Pathophysiologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Telefon: 040 7410-55378
t.donner@uke.de


Originalpublikation:

Donner et. al. Large-scale dynamics of perceptual decision information across human cortex. Nature Communications. 2020
DOI: http://doi.org/10.1038/s41467-020-18826-6


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW