Forschungsprojekt zur Wirt-Gast-Chemie an der Jacobs University



Teilen: 

17.05.2022 11:00

Forschungsprojekt zur Wirt-Gast-Chemie an der Jacobs University

Sie sind kreisrund und umschließen einen Raum mit einem Durchmesser von etwa zwei Nanometern. Einen solchen Hohlraum eines Moleküls auf Basis von Molybdän und Sauerstoff wollen Forschende der Jacobs University um Chemie-Professor Dr. Ulrich Kortz nutzen, um gezielt medizinisch wirksame Stoffe in den Körper transportieren zu können. Das auf drei Jahre angelegte Projekt der Grundlagenforschung wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 230.000 Euro gefördert.

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Die genaue, dauerhafte und gleichmäßige Zuführung und Freisetzung von Wirkstoffen zur Bekämpfung von Krankheiten, ist eine der großen Herausforderungen der Medizin. Die Wirt-Gast-Chemie kann hier einen wesentlichen Beitrag leisten. Bei ihr gehen jeweils ein Wirts- und ein Gastmolekül eine chemische Bindung ein.

Das Trägersystem, der Wirt, an dem die Wissenschaftler:innen der Jacobs University forschen, ist ein ringförmiges Molekül auf Basis des Übergangsmetalls Molybdän. Die molekulare Metall-Sauerstoff-Verbindung gehört zu der Verbindungsklasse der Polyoxometallate, die Professor Kortz und sein Team seit über drei Jahrzenten erforschen. Sie lassen sich mithilfe von Wasser und verschiedenen Reagenzien im Labor herstellen. Einige Ringe existieren bereits, weitere will das Team um Professor Kortz neu schaffen.

Der Hohlraum, in dem die biomedizinisch relevanten Gastmoleküle unterkommen, ist aus chemischer Sicht mit zwei Nanometern – das entspricht zwei Millionstel Millimeter – relativ groß. Eine der Herausforderungen der Forschung ist es, durch entsprechende Modellierung des Rings eine Balance zwischen Wirt und Gast zu erreichen. „Die Bindung des Gastmoleküls an den Wirt muss stark genug sein, um es temporär zu halten. Es muss aber auch locker genug sein, um den Gast wieder entlassen zu können“, erläutert Kortz. Hier spielen insbesondere supramolekulare Wechselwirkungen eine entscheidende Rolle. Als Gäste kommen verschiedene organische Moleküle mit pharmazeutischer Wirkung wie Antibiotika oder Antiarrhythmika in Frage. Untersucht werden sowohl Wirtmoleküle in wässriger Lösung bei physiologischem pH-Wert von 7-8 als auch festkörperbasierte Wirtsysteme.

Das Forschungsprojekt beinhaltet Kooperationen mit Wissenschaftler:innen der Universität Oldenburg, aus Spanien und Serbien. Es ist verbunden mit der Schaffung neuer wissenschaftlicher Stellen an der Jacobs University Bremen.

Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.600 Studierenden stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.
Für weitere Informationen: www.jacobs-university.de

Kontakt:
Heiko Lammers | Corporate Communications & Public Relations
h.lammers@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4532


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Ulrich Kortz
Professor für Chemie
u.kortz@jacobs-university.de
Tel.: +49 421 200-3235


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


Quelle: IDW