Inwiefern werden Menschen mit Adipositas im Gesundheitssystem diskriminiert?



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21.10.2019 10:06

Inwiefern werden Menschen mit Adipositas im Gesundheitssystem diskriminiert?

Gemeinsame Publikation der SRH Hochschule für Gesundheit, des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen und des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig.

Adipositas stellt ein weltweit verbreitetes und wachsendes Gesundheitsproblem dar. Allerdings sind nicht nur die Prävalenzzahlen von Adipositas in den letzten Jahrzehnten gestiegen, sondern auch die damit verbundenen Gesundheitsausgaben. Da Adipositas irrtümlicherweise als selbstverschuldet wahrgenommen wird, werden Menschen mit Adipositas oftmals stigmatisiert, was wiederum zu Diskriminierung führen kann. Vielmehr können sich Faktoren wie Genetik, Stress oder andere körperliche bzw. psychische Erkrankungen auf das Krankheitsbild auswirken. Vor diesem Hintergrund leitete sich die Forschungsfrage ab, ob Menschen mit Adipositas in der öffentlichen Wahrnehmung einen erhöhten Beitragssatz zahlen sollten um für gegebenenfalls erhöhte Gesundheitsausgaben aufzukommen.

Prof. Dr. habil. Claudia Luck-Sikorski, Vizepräsidentin und Leitung Forschung der SRH Hochschule für Gesundheit, und Marie Bernard, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Evaluationsstudie des DiaLife-Programms, veröffentlichen nun Studienergebnisse zu diskriminierenden Einstellungen gegenüber Menschen mit Adipositas.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

In der aktuellen Studie wurden 179 Teilnehmer befragt, wie hoch der prozentuale Beitragssatz der gesetzlichen Krankenkasse für Menschen mit Adipositas sein sollte. Als Vergleichswert wurde ebenfalls abgefragt, welchen Beitragssatz die Befragten für Menschen mit Normalgewicht vorschlagen würden. Die Studienergebnisse zeigten, dass ein Viertel der Befragten einen signifikant höheren Beitragssatz für Menschen mit Adipositas vorschlugen. Insbesondere eine starke Ausprägung negativer Vorurteile gegenüber Menschen mit Adipositas war mit erhöhten Beitragssätzen assoziiert. Die Studienergebnisse verdeutlichen die Verbreitung negativer Vorurteile gegenüber Menschen mit Adipositas und in welchem Setting sich diese widerspiegeln.

Bernard M, Riedel-Heller S, G, Luck-Sikorski C: Weigh More, Pay More? Public Opinion on Varying Health Insurance Contributions among Divergent Weight Groups. Obes Facts 2019. doi: 10.1159/000502799


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Marie Bernard
Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Evaluationsstudie des DiaLife-Programms
E-Mail: marie.bernard@srh.de
Telefon: +49 365 773407-42


Originalpublikation:

Bernard M, Riedel-Heller S, G, Luck-Sikorski C: Weigh More, Pay More? Public Opinion on Varying Health Insurance Contributions among Divergent Weight Groups. Obes Facts 2019. doi: 10.1159/000502799


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Politik, Psychologie, Sportwissenschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


Quelle: IDW