Lübecker Forscher entschlüsseln die Mechanismen der Hitzeintoleranz bei Schilddrüsenüberfunktion



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12.06.2019 12:09

Lübecker Forscher entschlüsseln die Mechanismen der Hitzeintoleranz bei Schilddrüsenüberfunktion

Aktivierung von braunem Fett könnte Übergewicht oder Typ-II-Diabetes positiv beeinflussen

Die Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) ist eine häufige Erkrankung, die oft mit einer erhöhten Körpertemperatur und einer Unverträglichkeit von warmen Umgebungen einhergeht. Bislang ist aber nur unzureichend verstanden, wie es zu diesen Symptomen kommt. Forscher am Center of Brain, Behavior and Metabolism (CBBM) der Universität zu Lübeck haben nun im Mausmodell die Mechanismen entschlüsselt, die diesem Effekte zugrundliegen.

“Die erhöhte Körpertemperatur in der Hyperthyreose ist eine Kombination von mehreren Wirkungen der Schilddrüsenhormone. Im Muskel erhöhen sie den Grundumsatz, wodurch mehr Wärme produziert wird. Zeitgleich wirken sie im Gehirn, wo sie den zentralen Stellwert für die Körpertemperatur erhöhen, ähnlich wie bei Fieber”, erläutert Prof. Dr. Jens Mittag, Leiter der Studie. “Unsere Studien haben darüber hinaus gezeigt, dass Schilddrüsenhormone die Entstehung von braunem oder beigem Fett begünstigen – ein Gewebe, das therapeutisch interessant ist, weil es überschüssiges Fett in Wärme umwandeln kann”, ergänzt Kornelia Johann, Erstautorin der Publikation. “Allerdings war dieses Gewebe nicht aktiv und trug nicht zu den Symptomen der Hyperthyreose bei.”

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Diese neuen Erkenntnisse sind in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Santiago de Compostela, Amsterdam, Cambridge, Hamburg und Köln entstanden sind und u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Schwerpunktprogrammes SPP1629 Thyroid TransAct finanziert worden. Sie werden jetzt in der renommierten Fachzeitschrift “Cell Reports” publiziert. Die Forscher wollen nun herausfinden, wie man das Schilddrüsenhormon-induzierte braune Fett aktivieren kann, um damit metabolische Krankheiten wie Übergewicht oder Typ-II-Diabetes positiv zu beeinflussen.

Für ihre Forschungsergebnisse ist Kornelia Johann mit dem Von-Basedow-Preis 2019 der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie ausgezeichnet worden. Er wurde ihr am 22. März in Göttingen verliehen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. rer. nat. Jens Mittag
Universität zu Lübeck
Heisenberg-Professur Molekulare Endokrinologie
Telefon: +49 451 3101 7826
E-Mail: jens.mittag@uni-luebeck.de
www: http://www.innere1.uni-luebeck.de


Originalpublikation:

Kornelia Johann, Anna Lena Cremer, Alexander W. Fischer, Markus Heine, Eva Rial Pensado, Julia Resch, Sebastian Nock, Samuel Virtue, Lisbeth Harder, Rebecca Oelkrug, Mari-ana Astiz, Georg Brabant, Amy Warner, Antonio Vidal-Puig, Henrik Oster, Anita Boelen, Miguel López, Joerg Heeren, Jeffrey W. Dalley, Heiko Backes, Jens Mittag: “Thyroid Hormone Induced Browning of White Adipose Tissue Does Not Contribute to Thermogenesis and Glucose Consumption”, Cell Reports, online 11. Juni 2019.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW