Neue Faktenblätter der HBSC-Studie zu Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland liegen vor



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06.03.2020 09:00

Neue Faktenblätter der HBSC-Studie zu Kinder- und Jugendgesundheit in Deutschland liegen vor

Für den Befragungszeitraum der HBSC-Studie 2017/18 in Deutschland liegen nun erste Er-gebnisse vor. HBSC steht für „Health Behavior in School-aged Children“ (zu Deutsch: Ge-sundheitsverhalten von Kindern im Schulalter). Untersucht werden die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Dazu zählen neben Fragen zur Ernährung, zur körperlichen Aktivität oder zu gesundheitlichen Beschwerden auch solche zum Konsumverhalten von Tabak, Cannabis oder Medien.

Die Studie, die unter der Schirmherrschaft der WHO durchgeführt wird, wird in Deutschland seit 2015 vom Institut für Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Halle (Saale) koordiniert und in einem Team von sechs Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen bundesweit durchgeführt. International wird die HBSC-Studie mittlerweile in 49 Ländern Europas und Nordamerika durchgeführt und ist damit eine der größten Studien zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen weltweit.

Die aktuellen Ergebnisse der HBSC-Studie Deutschland zeigen dabei unter anderem folgende Befunde: Ein erheblicher Teil der Schülerinnen (34 Prozent) und Schüler (20 Prozent), das heißt also mehr als die Hälfte der Befragten, leidet unter regelmäßig auftretenden psychosomatischen Beschwerden. „Regelmäßig heißt, dass mindestens zwei Beschwerden pro Woche in dem halben Jahr vorm Befragungszeitpunkt aufgetreten sind“, sagt Prof. Dr. Matthias Richter, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie. Fast jedes vierte Kind (23 Prozent) habe Einschlafprobleme angegeben. Weitere Beschwerden sind Kopfschmerzen (14 Prozent), Rückenschmerzen (13 Prozent) und Bauchschmerzen (zehn Prozent).

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

„Bei den Mädchen zeigt sich, dass die Beschwerden mit dem Alter deutlich zunehmen“, so Richter. Dies kann zum einen mit einer höheren Sensibilität von Mädchen für ihren eigenen Körper und zum anderen auch auf das Einsetzen der Menstruation zurückgeführt werden, die sich in häufigeren Bauch-/Rückenschmerzen und/oder Gereiztheit widerspiegelt. Während bei den Elfjährigen die Quote noch bei etwa einem Viertel der Mädchen liege (26 Prozent), seien es bei den 15-Jährigen schon fast die Hälfte (42 Prozent), die psychosomatische Beschwerden haben. Bei den Jungen ist diese Entwicklung hingegen nicht zu beobachten.

Weiterhin wurde in der Studie festgestellt, dass fast jeder vierte Junge (23 Prozent) im Alter von 15 Jahren bereits mindestens einmal in seinem Leben Cannabis konsumiert hatte. Das sind damit deutlich mehr als bei den Mädchen in diesem Alter (16 Prozent).

Hinsichtlich der Bewegungsaktivität haben die Forschenden herausgefunden, dass nur zehn Prozent der Mädchen und 17 Prozent der Jungen, und damit eine Minderheit, in den vergangenen sieben Tagen vor der Befragung ausreichend körperlich aktiv waren. Zugrunde gelegt wird dabei die WHO-Empfehlung von mindestens 60 Minuten pro Tag.

Außerdem sehen die Medizinsoziologen deutlichen Verbesserungsbedarf bei der Mundhygiene der Kinder und Jugendlichen: „15 Prozent der Mädchen und 25 Prozent der Jungen gaben an, ihre Zähne nur einmal täglich oder seltener zu putzen“, so Richter.

Für die über viele Jahre angelegte HBSC-Studie waren im Zeitraum 2017/18 mehr als 4.000 Heranwachsende aus 146 allgemeinbildenden deutschen Schulen der Klassenstufen 5, 7 und 9 mit einem international standardisierten, selbstauszufüllenden Fragebogen befragt worden. Die Studienergebnisse aus gesundheitsrelevanten Bereichen wie Substanzkonsum, Ernährung, Essverhalten, Körperbild oder Mobbing sind einzelnen Faktenblättern zu entnehmen, die eigens dafür erstellt wurden. Ein weiteres Faktenblatt klärt zudem über die Methodik der Studie auf.

Hintergrund: Die Studie wurde 1982 von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus England, Finnland und Norwegen entwickelt und seither im Vier-Jahres-Rhythmus in einer wachsenden Zahl von Ländern durchgeführt. Deutschland nahm erstmals 1993 teil, allerdings nur mit einer regionalen Stichprobe (Nordrhein-Westfalen). Bei der Erhebungswelle 2013/14 sind erstmals Daten für alle 16 deutschen Bundesländer erhoben worden; 2017/18 wurden zudem parallel zur bundesweiten Erhebung zwei repräsentative Befragungen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt durchgeführt.

Der HBSC-Studienverbund Deutschland setzt sich aus den Standorten Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Leitung und Koordination, Prof. Dr. Matthias Richter); Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (Prof. Dr. Ludwig Bilz); Pädagogische Hochschule Heidelberg (Prof. Dr. Jens Bucksch); Universität Bielefeld (Prof. Dr. Petra Kolip); Universität Tübingen (Prof. Dr. Gorden Sudeck MPH); Uni-versitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer MPH) zusammen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Matthias Richter, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie,Telefon: 0345 557 1166, E-Mail: m.richter@medizin.uni-halle.de; Dr. Irene Moor: irene.moor@medizin.uni-halle.de; Kristina Heilmann: kristina.heilmann@medizin.uni-halle.de


Weitere Informationen:

http://hbsc-germany.de/downloads Download der Faktenblätter
http://www.hbsc.org Informationen zur Gesamtstudie


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


Quelle: IDW