Neuroregeneration bei Multipler Sklerose: beteiligte Zellen und unterstützendes Medikament identifiziert



Teilen: 

25.08.2022 15:00

Neuroregeneration bei Multipler Sklerose: beteiligte Zellen und unterstützendes Medikament identifiziert

Die Regeneration im ZNS ist ein seltenes Ereignis und stark auf den Ersatz sogenannter oligodendroglialer Zellen und ihrer elektrisch isolierenden Elemente der Axonen, Myelinscheiden genannt, beschränkt. Dies gilt auch für die Multiple Sklerose (MS). Das Team von Prof. Patrick Küry, Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, beschreibt in Lancet EBioMedicine, dass das Kortikosteroid Medryson den Ersatz verlorener oligodendroglialer Zellen hochwirksam fördert und auch die Wiederherstellung von Myelinscheiden und damit die elektrische Isolierung von Axonen. Der Regenerationseffekt durch Medryson wurde über einen völlig unerwarteten Zelltyp vermittelt wird – die Astrozyten.

Literature advertisement

Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Die Publikation zur Studie am Mausmodell um den Erstautor Markley Silva Oliveira Junior, einen begabten Doktoranden aus Brasilien in der Düsseldorfer Arbeitsgruppe, ist aktuell erschienen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten erstmals zeigen, dass Astrozyten in Situationen, in denen Myelinstrukturen beschädigt sind, spezifisch reagieren und in vielen verschiedenen Subtypen auftreten. Einige dieser Phänotypen versuchen, lokale Gewebereparaturaktivitäten zu unterstützen, andere sind eher auf eine stärkere Gewebezerstörung ausgerichtet und tragen sogar zusätzlich zur Läsionsbildung bei. Es wurde ein hochkomplexes und dynamisches Verhalten beobachtet, das jedoch durch das Medryson-Medikament in Richtung schützende und regenerative Zellen und zur „Zähmung“ neurotoxischer Astrozytenpopulationen gelenkt werden kann.

Diese Ergebnisse sind unerwartet und neu auf dem Gebiet der Neuroregeneration bei MS.

Patrick Küry und Team untersuchen seit vielen Jahren regenerative Prozesse mit dem Ziel, neue Aspekte, Zellreaktionen und pharmakologische Substanze zur Verbesserung der Regenerationseffizienz zu identifizieren.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Patrick Küry, Klinik für Neurologie, kuery@uni-duesseldorf.de


Originalpublikation:

Silva Oliveira-Junior, M., Schira-Heinen, J., Reiche, L., Han, S., de Amorim, V.C.M., Lewen, I., Gruchot, J., Göttle, P., Akkermann, R., Azim, K., and Küry, P. (2022) Myelin repair is fostered by the corticosteroid medrysone specifically acting on astroglial subpopulations. EBioMedicine 83:104204. doi: 10.1016/j.ebiom.2022.104204. (Online ahead of print).


Weitere Informationen:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35952494/


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW