Rückgang fortgeschrittener Stadien und der Sterblichkeit bei Brustkrebs nach Einführung des Mammographie-Screenings



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20.11.2019 15:56

Rückgang fortgeschrittener Stadien und der Sterblichkeit bei Brustkrebs nach Einführung des Mammographie-Screenings

Studie zeigt positive Effekte des Mammographie-Screenings – Im Jahr 2005 wurde in Deutschland für Frauen im Alter von 50-69 Jahren ein flächendeckendes Mammographie-Screening zur frühen Brustkrebsentdeckung eingeführt. Bislang war unklar, ob dieses Screening die Brustkrebssterblichkeit senkt.

Eine Forschergruppe der Universität zu Lübeck und des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut, Berlin, hat nun die Entwicklung der Zahlen von Brustkrebs vor und nach Einführung des Mammographie-Screenings untersucht. Sie nutzen dazu Krebsregisterdaten von 320.000 Frauen, die in den Jahren 2003 bis 2014 in zehn ausgewählten Bundesländern an Brustkrebs erkrankt waren. Zusätzlich konnten 280.000 Brustkrebssterbefälle der Jahre 1998 – 2016 analysiert werden. Besonderes Augenmerk der Analysen lag auf der Entwicklung der fortgeschrittenen Stadien, da bei diesen die Sterblichkeit besonders hoch ist. Ein Rückgang dieser Stadien, sollte auch die Brustkrebssterblichkeit senken. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im „International Journal of Cancer“ veröffentlicht.

In den Altersgruppen, in der das Mammographie-Screening angeboten wird, konnte ein Rückgang der fortgeschrittenen Erkrankungen um 23,0 – 28,3 Prozent festgestellt werden (Vergleich der Erkrankungsraten für Brustkrebs der Jahre 2003/04 zu 2013/14). Bei jüngeren oder älteren Frauen, die kein Mammographie-Screening angeboten bekommen hatten, war kein vergleichbarer Rückgang zu erkennen. Bei der Brustkrebssterblichkeit zeigten sich ähnliche Effekte. Für Frauen im Alter 50-59 Jahre wurde ein Rückgang von 25,8 Pro-zent, für Frauen im Alter von 60-69 Jahre um 21,2 Prozent festgestellt (Vergleich der Sterberaten für Brustkrebs der Jahre 2003/04 zu 2015/16). In den höheren Altersgruppen ohne Mammographie-Screening konnte kein Rückgang beobachtet werden, bei jüngeren ein etwas geringerer Rückgang (16,1 Prozent). Eine weitere Analyse zeigte, dass die Brustkrebssterblichkeit seit etwa 2008 nur noch in den Altersgruppen des Mammographie-Screenings sinkt. Bei jüngeren Frauen bleibt Brustkrebssterblichkeit konstant, bei älteren Frauen steigt sie sogar deutlich an.

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Nach Ansicht der Forscher lässt sich der Rückgang der fortgeschrittenen Brustkrebsstadien und der Brustkrebssterblichkeit, der auf die 50-69-jährigen Frauen begrenzt ist, schlüssig nur mit der Einführung des Mammographie-Screening erklärt werden. „Mit der Einführung eines wirksamen Screenings erwarten wir zunächst einen Rückgang der prognostisch besonders ungünstigen Stadien, später dann den Rückgang der Sterblichkeit“, so der Studienleiter, Prof. Dr. Alexander Katalinic von der Universität zu Lübeck. „Diese Effekte haben wir mit unserer Studie für die Einführung des Mammographie-Screenings in Deutschland nun zeigen können. Dies ist ein starker Beleg für die Wirksamkeit des Mammographie-Screenings“.

Die Forscher weisen darauf hin, dass der Rückgang der fortgeschrittenen Stadien und der Brustkrebssterblichkeit mit einer moderaten Zunahme an frühen Erkrankungsstadien erkauft werden. Zuletzt lag die Erkrankungsrate für Brustkrebs insgesamt (inkl. Frühformen) in der Altersgruppe der 50-69-jährigen Frauen um 19 Prozent höher als vor der Einführung des Screenings, was ein Hinweis auf Überdiagnosen ist.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Alexander Katalinic
Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Ratzeburger Allee 160
23562 Lübeck
Tel.: 0451 50051200
Email: alexander.katalinic@uksh.de


Originalpublikation:

Breast cancer incidence and mortality before and after implementation of the German mammography screening program. Alexander Katalinic, Nora Eisemann, Klaus Kraywin-kel, Maria R. Noftz, Joachim Hübner. International Journal of Cancer. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/ijc.32767


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW