Stiftung-Schmieder-Preis 2019 an zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen verliehen



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13.11.2019 13:36

Stiftung-Schmieder-Preis 2019 an zwei Nachwuchswissenschaftlerinnen verliehen

Die Psychologin Kateryna Piliavska und die Sprachwissenschaftlerin Anna-Maria Waibel werden für ihre Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Neurologischen Rehabilitation mit dem Stiftung-Schmieder-Preis 2019 ausgezeichnet.

Im Rahmen des Dies academicus an der Universität Konstanz überreichte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Kliniken Schmieder, Paul-Georg Friedrich – stellvertretend für Lisa Friedrich, der Geschäftsführerin der Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung – den Preis an die Psychologin Kateryna Piliavska sowie die Sprachwissenschaftlerin Anna-Maria Waibel.

„Die Masterarbeiten der beiden Preisträgerinnen zeichnen sich durch eine wissenschaftliche Exzellenz und einen direkten Anwendungsbezug zur Neurologischen Rehabilitation aus“, so die Begründung der Jury. Frau Piliavska gibt mit ihrer Abschlussarbeit neue Impulse für die Behandlung von Patienten mit Multipler Sklerose. Mit ihren Sprachverständnisuntersuchungen bei post-komatösen Patienten mit schweren Bewusstseinsstörungen legt Frau Waibel eine wichtige Grundlage für weitergehende Studien.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Kateryna Piliavska, die als Psychologin in den Kliniken Schmieder Allensbach arbeitet, beschäftigte sich in ihrer Arbeit mit körperlichen Symptomen bei Patienten mit Multipler Sklerose, für die es keine ausreichende medizinische Erklärung gibt. Dabei kommen sogenannte funktionelle Symptome sehr häufig vor: Ein Drittel der neurologischen Patienten ist davon betroffen. Die Symptome führen zu mehr Leidensdruck und sozialer Isolation als vergleichbare organisch erklärbare Symptomatik.

Eine rein medizinische Perspektive, die sich ausschließlich auf körperliche Beschwerden konzentriert, wird laut Frau Piliavska der Erkrankung nicht hinreichend gerecht. Mit ihren Befragungen konnte sie Zusammenhänge zwischen den funktionellen Symptomen und psychischen Faktoren wie Angst, Depression und belastenden Erfahrungen in der Kindheit feststellen. Die Nachwuchswissenschaftlerin empfiehlt daher bei der Behandlung von Multipler Sklerose die sogenannte bio-psycho-soziale Betrachtungsweise: Eine Ergänzung der medizinischen und funktionstherapeutischen Behandlung mit psychologischer Therapiearbeit.

Die Masterarbeit von Anna-Maria Waibel zielt auf eine Untersuchung an post-komatösen Patienten mit schweren Bewusstseinsstörungen hinsichtlich ihrer Sprachverarbeitung ab. Untersucht wurden die Hirnaktivitäten von Probanden bei der Verarbeitung von erwartbaren und unerwarteten Wörtern. Die Probanden hörten 200 Sätze, wie zum Beispiel „Am Morgen rasiert der Mann seinen Bart” und „Am Morgen rasiert der Mann seinen Hut”. „Bart“ ist dabei für das Gehirn ganz einfach zu verarbeiten, da hoch erwartbar. Das Wort „Hut“ hingegen ist sehr schwierig zu verarbeiten, da völlig unerwartet.

Wie schwierig die semantische Verarbeitung eines Wortes ist, lässt sich anhand der Stärke des Ausschlags der Hirnströme ablesen. Die Amplitude ist dabei höher für Unerwartetes. Der Unterschied im Ausschlag zwischen erwartbaren und unerwarteten Wörtern nennt sich „N400-Effekt“. Frühere Forschungen haben gezeigt, dass das Vorhandensein dieses Effekts mit einer besseren Prognose für den Krankheitsverlauf zusammenhängt. Bei ihrer Untersuchung einer gesunden Probandengruppe, sowie einer kommunikativen klinischen Kontrollgruppe konnte die Nachwuchswissenschaftlerin dank der Berücksichtigung zahlreicher linguistischer Faktoren jeweils einen starken N400-Effekt feststellen, der die Anwendbarkeit im klinischen Umfeld mit der eigentlichen Zielgruppe bestätigt hat. Diese Erkenntnis ermöglicht eine weitere Untersuchung des prognostischen Werts des N400-Effekts in einer Langzeitstudie.


Originalpublikation:

Kateryna Piliavska, M. Sc., Fachbereich Psychologie:
Medizinisch ungeklärte Symptome, psychische Aspekte, Lebensgeschichte sowie deren Interaktion bei Patienten mit Multipler Sklerose

Anna-Maria Waibel, M. A., Fachbereich Linguistik:
The Assessment of Language Processing in Patients with Disorders of Consciousness by Means of Event-Related Potentials


Weitere Informationen:

https://www.kliniken-schmieder.de/unser-profil/presse/aktuelles/detailseite/stif…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch


Quelle: IDW