Wie man beim Arzt lange Wartezeiten vermeidet



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11.11.2019 09:37

Wie man beim Arzt lange Wartezeiten vermeidet

Egal ob Hausarztpraxis oder OP-Trakt: Es gilt, schnell und sorgfältig zu behandeln, gut zu wirtschaften und das Personal nicht zu überlasten. Angesichts schwankenden Andrangs und möglicher Notfälle stehen dazu schwierige Entscheidungen an. Dabei können mathematische Optimierungsmodelle helfen, die Dr. Lisa Imhoff in ihrer Doktorarbeit an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum (RUB) entwickelt hat. Dafür wurde sie mit dem Gebrüder-Deschauer-Preis 2019 ausgezeichnet. Der Preis, der auf der Absolventenfeier der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft verliehen wurde, wird vergeben von der Gesellschaft der Freunde der RUB.

Interessen unter einen Hut bringen

Im Gesundheitswesen kollidieren die Interessen von Patientinnen und Patienten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Management: Die Patienten möchten zeitnah und sorgfältig behandelt werden. Für die Mitarbeiter gelten gesetzliche Anforderungen an die Arbeitszeit, es gibt aber auch individuelle Präferenzen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Außerdem müssen die jeweiligen Einrichtungen wirtschaftlich arbeiten.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

„Diese Interessen stehen nicht immer im Einklang miteinander, sodass Kompromisse gefunden werden müssen“, sagt Lisa Imhoff. Besonders schwierig wird es, weil häufig Entscheidungen getroffen werden müssen, ohne dass die Rahmenbedingungen im Vorhinein bekannt sind. Die Anzahl der Patienten, die behandelt werden müssen, schwankt, ihre individuellen Bedarfe sind unterschiedlich und die An- und Abwesenheit von Mitarbeitern muss auch noch berücksichtigt werden.

Die optimale Entscheidung berechnen

Methoden des Operations Research unterstützen Entscheidungsprozesse durch eine strukturierte Aufarbeitung der entsprechenden Situation und durch mathematische Modelle und Algorithmen, die die optimale Entscheidung berechnen. Lisa Imhoff hat verschiedene Optimierungsmodelle entwickelt und anhand von Simulationen auf ihre Anwendbarkeit in der Realität getestet. Für Hausarztpraxen konnte sie optimale Terminpläne berechnen, die eine ausgeglichene Belastung der Hausärzte und kurze Wartezeiten für die Patienten ermöglichen. Für den Operationstrakt im Krankenhaus bewertete und optimierte sie die Öffnungszeiten der Operationssäle.

„Durch die optimale Wahl der Öffnungszeiten kann man erreichen, dass alle Patienten zeitnah behandelt werden, weniger Überstunden anfallen und sich die Leerlaufzeiten reduzieren“, berichtet Imhoff. Darüber hinaus stellte sie einen neuen Ansatz für die Planung vor, der die rechtzeitige Behandlung von Notfallpatienten unterstützt. Aus den Ansätzen leitete sie grundsätzliche Strategien ab, die die Patientenversorgung und Mitarbeiterzufriedenheit bei gleichbleibender Kapazität verbessern.

Lisa Imhoff arbeitet seit November 2015 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensforschung und Rechnungswesen von Prof. Dr. Brigitte Werners.

Förderung

Die Absolventenfeier wird von der Alumnivereinigung der Bochumer Fakultät für Wirtschaftswissenschaft sowie von folgenden Unternehmen unterstützt: Engel und Völkers, Ernst and Young, Henkel, Independent Valuation and Consulting, KPMG, Pricewaterhouse Coopers und Zeptrum Dr. Adamsen.

Die Gesellschaft der Freunde

Das Engagement der Gesellschaft der Freunde (GDF) ist vielfältig und hat eine lange Tradition in Bochum. Schon seit dem ersten Tag der RUB gibt es den Verein. Mit dem Geld, das die Mitglieder spenden, unterstützten sie nicht nur Nachwuchsforscherinnen und -forscher, sondern auch wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen sowie Vorträge und anderes für Bürgerinnen und Bürger im Blue Square. Damit das auch in Zukunft möglich ist, sucht die GDF neue Mitglieder. Schon mit einem Jahresbeitrag ab 10 Euro ist eine Teilnahme möglich.

Pressekontakt

Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensforschung und Rechnungswesen
Fakultät für Wirtschaftswissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: lisa.imhoff@rub.de


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensforschung und Rechnungswesen
Fakultät für Wirtschaftswissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: lisa.imhoff@rub.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW