Wissenschaftler finden Algorithmus zur Früherkennung von Psychosen



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23.12.2020 10:12

Wissenschaftler finden Algorithmus zur Früherkennung von Psychosen

Künstliche und menschliche Intelligenz führen intelligent kombiniert zu einer besseren Prävention von Psychosen bei jungen Patienten

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Für ihre Studie haben die Forscher um Nikolaos Koutsouleris, vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie maschinelle Lernmodelle, die klinische und biologische Daten analysieren, mit den Einschätzungen von behandelnden Ärzten kombiniert. Denn obwohl diese sehr präzise Vorhersagen über positive Krankheitsverläufe stellen, unterschätzten sie die Häufigkeit von schlechten Verläufen, bei denen es zu Rückfällen kommt. Die algorithmische Mustererkennung hilft den Ärzten, Krankheitsverläufe vorherzusagen.

Die im Fachmagazin JAMA Psychiatry publizierten Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass erst die Kombination von künstlicher und menschlicher Intelligenz die Vorhersage einer psychischen Erkrankung optimiert. „Dadurch können wir die Prävention von Psychosen vor allem bei jungen Patienten mit hohem Risiko oder mit neu auftretenden Depressionen verbessern und rechtzeitig gezielt intervenieren“, erklärt Studienleiter Koutsouleris.

Der Algorithmus ersetzt nicht die Behandlung durch medizinisches Fachpersonal, vielmehr bietet er eine Entscheidungshilfe und gibt Empfehlungen, ob es individuell sinnvoll ist, weitere Untersuchungen durchzuführen. Mit seiner Hilfe können Behandler frühzeitig erkennen, welche Patienten eine therapeutische Intervention benötigen und welche nicht.

„Die Ergebnisse unserer Studie können dazu beitragen, einen wechselseitigen und interaktiven Prozess der klinischen Validierung und Verfeinerung von prognostischen Werkzeugen in realen Früherkennungsdiensten voranzutreiben“, schätzt Koutsouleris ein.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Nikolaos Koutsouleris


Originalpublikation:

https://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/2773732


Weitere Informationen:

https://www.psych.mpg.de/ki-psychose


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Informationstechnik, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW