Zum Weltblutkrebstag am 28. Mai: Prof. Dr. Andreas Neubauer über neue Therapien gegen Leukämie



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27.05.2022 12:48

Zum Weltblutkrebstag am 28. Mai: Prof. Dr. Andreas Neubauer über neue Therapien gegen Leukämie

„Die Leukämieforschung hat in den vergangenen zehn bis 15 Jahren große Fortschritte gemacht. Gerade bei akuten Leukämien, die oft innerhalb weniger Tage oder Wochen zum Tod führen können, stehen uns heute mehrere Therapien zur Verfügung, um viele der betroffenen Patienten zu retten“, erklärt Prof. Dr. Andreas Neubauer zum morgigen Weltblutkrebstag (28. Mai) und sagt: „Das ist auch der Grund, warum die Arbeit von José Carreras und seiner José Carreras Leukämie-Stiftung, die über Spenden vor allem die Forschung fördert, so wichtig ist.“

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Der Direktor der Klinik für Innere Medizin und Hämatologie, Onkologie, Immunologie und Leiter des Carreras Leukämie Zentrums am Universitätsklinikum Marburg ist einer der renommiertesten Leukämieexperten in Deutschland und engagiert sich auch ehrenamtlich als Mitglied des Vorstands der José Carreras Leukämie-Stiftung für den Kampf gegen den Blutkrebs.

Neben einer Chemotherapie setzen die Mediziner heute auf die Immuntherapie. Den Ansatz, mit Blutzellen Krebs zu heilen, hatte Prof. Dr. Hans-Jochem Kolb aus München begründet, der seit vielen Jahren dem Wissenschaftlichen Beirat der José Carreras Leukämie-Stiftung angehört. „Kolb hätte dafür den Medizin-Nobelpreis bekommen müssen“, findet Prof. Neubauer und erklärt: „Im Vergleich zu einer Chemotherapie ist eine Immuntherapie hochwirksam und verursacht in der Regel weniger Nebenwirkungen. In Einzelfällen treten aber auch bei einer Immuntherapie Nebenwirkungen auf, die dann leider auch verheerend sein können.“

Eine weitere Therapierichtung, die gerade bei einigen Leukämien sehr gute Ergebnisse erzielt, ist die Orale zielgerichtete Therapie, also die Einnahme von Tabletten. Prof. Neubauer: „Dabei greifen zielgerichtete Wirkstoffe das Wachstum oder den Stoffwechsel der Krebszellen an und stoppen so die Ausbreitung des Tumors. Wie die Immuntherapie ermöglicht uns auch die Oral zielgerichtete Therapie neue Wege zu gehen und mehr Patienten zu helfen.“

Solche Erfolge, die Leben retten und Leid lindern, seien nur über medizinische Forschung möglich, sagt Prof. Neubauer: „Am Anfang eines Forschungsprojektes weiß man in der Regel nicht, wer alles am Ende davon profitiert. So konnte das BionTech-Ehepaar Özlem Türeci und Ugur Sahin die Corona-Impfung nur deshalb in, wie sie selbst sagen, ,Lichtgeschwindigkeit‘ entwickeln, weil sie seit Jahrzehnten an der Entwicklung von Krebsmedikamenten geforscht hatten.“

Neben der Medizin spiele aber auch eine gesunde Lebensweise eine entscheidende Rolle, um den Krebs zu bekämpfen oder erst gar nicht entstehen zu lassen, erklärt Prof. Neubauer: „Durch den Verzicht auf Gifte wie Nikotin und Alkohol, regelmäßige Bewegung, ein vernünftiges Gewicht und eine ausgeglichene Work-Life-Balance ohne zu viel negativen Stress können wir unser Immunsystem unfassbar stärken und das Risiko, an Krebs zu erkranken, um mehr als 40 Prozent senken. Bei ehemaligen Krebspatienten ist so eine gesunde Lebensweise oft wirkungsvoller als eine adjuvante Chemotherapie, bei der nach der eigentlichen Krebstherapie die letzten noch im Körper verbliebenen Krebszellen vernichtet werden sollen, um einen Rückfall zu verhindern.“

Die Corona-Pandemie sei, so der Chefarzt, für seine Patienten eine besondere Belastung gewesen. „Wir haben bereits die ersten Berichte aus China sehr ernst genommen und die Sicherheitsmaßnahmen umgehend hochgefahren. So ist es uns gelungen, dass wir bislang keinen Coronaausbruch auf unserer Station hatten. Mit der Corona-Impfung ist dann ein echter Durchbruch erzielt worden. Auch wenn Krebspatienten aufgrund ihres geschwächten Immunsystems weniger gut auf eine Impfung reagieren, rate ich geraden diesen Menschen dringend, sich zu schützen. Einer meiner Patienten, der selbst Mediziner ist, hat sich mittlerweile acht Mal impfen lassen und ist bislang ohne eine Erkrankung durch die Pandemie gekommen.“


Originalpublikation:

https://www.carreras-stiftung.de/medienzentum/pressemitteilungen/


Weitere Informationen:

Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW