Teilen:
06.10.2025 11:28
Forschungsteam untersucht Inklusion auf Konferenzen
Wie lassen sich wissenschaftliche Veranstaltungen inklusiver und gerechter gestalten? Die-ser Frage ging ein Forschungsteam der Universität Bielefeld im Rahmen einer großen inter-nationalen Konferenz zur Verhaltensforschung nach. Die Ergebnisse wurden nun in der Fach-zeitschrift „Ecology & Evolution“ veröffentlicht.
„Wissenschaft lebt von Vielfalt, doch diese spiegelt sich nicht automatisch auf Konferenzen wider“, sagt Rebecca Chen, Hauptautorin der Studie. Ein Team von 25 Forschenden und Studierenden der Fakultät für Biologie organisierte nicht nur die Tagung „Behaviour 2023“ in Bielefeld mit, sondern nutzte sie auch, um Inklusion systematisch zu messen.
Das Team analysierte über 1.300 Fragen, die während der Diskussionsrunden gestellt wurden. Sie untersuchten, wer das Wort ergriff, ob bestimmte Gruppen unterrepräsentiert waren und ob gezielte Maßnahmen Wirkung zeigten. Zudem werteten sie die Antworten von mehr als 300 Teilnehmenden auf eine begleitende Befragung aus.
Wer Fragen stellt, prägt das Gespräch
Eine zentrale Erkenntnis: Frauen stellten seltener Fragen. Nicht, weil sie übergangen wurden, sondern weil sie sich seltener meldeten. Die Annahme, dass Moderator*innen dies ausgleichen könnten, indem sie Frauen gezielt als Erste aufriefen, bestätigte sich nicht.
Zusätzliche Hürden ergaben sich für Menschen, die sich als nicht-binär identifizieren oder aus dem Globalen Süden kommen. Auch Teilnehmende, die ihre Englischkenntnisse oder Fachkompetenz geringer einschätzten, bewerteten ihre Konferenzerfahrung negativer.
Doch schon vergleichsweise kleine Maßnahmen können große Wirkung entfalten. Etwa klar sichtbare Verhaltensrichtlinien (Code of Conduct) oder kostenlose Kinderbetreuung.
Engagement aus Bielefeld
Die „Behaviour 2023“-Konferenz wurde von vier Abteilungen der Fakultät für Biologie der Uni Bielefeld organisiert. Das Forschungsteam verfolgte einen interdisziplinären Ansatz und arbeitete dabei eng mit den Sozialwissenschaften zusammen. Unterstützt wurde das Projekt von der Gleichstellungskommission der Universität sowie der Abteilung für Verhaltensökologie.
„Unsere Ergebnisse sollen dazu beitragen, Konferenzen vielfältiger und gerechter zu gestalten. Nicht nur in der Biologie, sondern in allen wissenschaftlichen Disziplinen“, betont Ko-Autorin Tuba Rizvi.
Die Studie ist in ihrer Anlage einzigartig: Verhaltensdaten, experimentelle Elemente und eine groß angelegte Befragung wurden parallel auf einer Live-Konferenz erhoben. Der organisatorische Aufwand war hoch, hat sich aber gelohnt. „Mit den richtigen Strukturen und Praktiken kann Inklusion vom Ziel zur Selbstverständlichkeit werden“, so Rizvi.
Mit ihrer Veröffentlichung geben die Forschenden auch praktische Empfehlungen für künftige Organisator*innen und zeigen: Inklusion ist keine Frage des guten Willens, sondern das Ergebnis bewusster Gestaltung.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Rebecca Chen, Universität Bielefeld
Fakultät für Biologie
Telefon 0521 106-2819
E-Mail: rebecca.chen@uni-bielefeld.de
Originalpublikation:
Chen, R., Rizvi, T., Berthelsen, A. L., Paijmans, A., Maune, A., Caspers, B., Sepers, B., et al. (2025). How Can We Make Scientific Events More Inclusive? Insights From Q&A Sessions and Surveys From an International Conference. Ecology and Evolution, 15(7). Erstveröffentlichung am 13. Juli 2025. DOI: https://doi.org/10.1002/ece3.71588
Weitere Informationen:
https://thehoffmanlab.com/ Website der Arbeitsgruppe
https://aktuell.uni-bielefeld.de/2023/08/14/weltkongress-zur-verhaltensforschung… Berichterstattung zur Behaviour 2023
Bilder
Die Wissenschaftler*innen haben ihre Forschung anhand einer Grafik dargestellt.
Copyright: Rebecca Chen
Im Rahmen ihrer Tagungsorganisation nutzte das Forschungsteam die Gelegenheit Inklusion auf Konferen …
Quelle: Nele Elson
Copyright: Nele Elson
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
