16.03.2022 12:44
Abstand zwischen Benzin- und Rohölpreisen hat sich während der Ukraine-Krise verringert
Die Preise für Rohöl haben in Folge des Überfalls Russlands auf die Ukraine die höchsten Werte seit mehr als einem Jahrzehnt erreicht. Die Preise für Kraftstoffe sind seither jedoch nicht im selben Maße gestiegen, insbesondere die Preise für Superbenzin und Diesel. Das ergibt die Auswertung der Kraftstoff- und Rohölpreisdaten des Jahres 2022 im Rahmen des RWI-Benzinpreisspiegels. Offenbar geben die Tankstellenbetreiber aktuell die steigenden Rohölpreise nur beschränkt an ihre Kundschaft weiter.
Das Wichtigste in Kürze:
– Die globalen Ölmärkte sind in Folge des Überfalls Russlands auf die Ukraine in Aufruhr geraten: Lag der Rohölpreis der Sorte Brent unmittelbar vor Ausbruch der Kampfhandlungen am 24. Februar noch etwas unter 100 US-Dollar pro Barrel (159 Liter), stieg er danach in der Spitze auf über 125 US-Dollar (Abbildung 1). Seit Beginn der Spekulationen um einen russischen Überfall auf die Ukraine im Dezember 2021 ist der Brent-Preis von rund 70 US-Dollar auf aktuell rund 100 US-Dollar gestiegen, ein Anstieg von rund 50 Prozent.
– Infolgedessen stiegen auch die Benzinpreise stark an, besonders in der vergangenen Woche, in der die durchschnittlichen Preise für Superbenzin und Diesel mit rund 2,20 und 2,30 Euro neue Allzeithochs erreichten (Abbildung 2).
– Besonders auffällig ist, dass Diesel zwischenzeitlich teurer geworden ist als Superbenzin (Abbildung 2), obwohl Diesel bei der Mineralölsteuer einen steuerlichen Vorteil von rund 18 Cent je Liter hat und daher üblicherweise erheblich günstiger ist als Superbenzin. Dies ist ein Indiz dafür, dass Diesel aktuell besonders knapp ist. Das wird unter anderem damit erklärt, dass die Herstellung von Diesel mit der von Heizöl konkurriert und Heizöl gerade stark nachgefragt ist, ehe Rohöl noch teurer werden könnte.
– Dennoch ist die Differenz zwischen Diesel- und Rohölpreisen seit dem vergangenen Jahr sogar gesunken. Betrug die Lücke im Jahr 2021 noch rund 0,3 Euro pro Liter, hat sie sich bis zum 14. März auf rund 0,15 Euro pro Liter verringert (Abbildung 3). Das ist das Ergebnis der Auswertung der jüngsten Kraftstoffpreis- und Rohölpreisdaten für das Jahr 2022 im Rahmen des RWI-Benzinpreisspiegels. In der Regel folgen die Kraftstoffpreise den Preisen für Rohöl mit einer gewissen Verzögerung. Es scheint den Tankstellenbetreibern aktuell bei steigenden Rohölpreisen jedoch schwer zu fallen, die gestiegenen Preise in gewohntem Umfang an ihre Kundschaft weiterzugeben.
– Die Auswertung im Rahmen des RWI-Benzinpreisspiegels hat zudem ergeben, dass die Differenz zwischen den E10-Superbenzinpreisen und den Rohölpreisen pro Liter ebenfalls noch weit geringer ausfällt als zu früheren Zeiten (Abbildung 3).
Zur vorgeschlagenen Einführung eines Tankrabatts bei Benzinpreisen über 2 Euro sagt der Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI, Manuel Frondel: „Mit einem Tankrabatt wird nicht nur den Bedürftigen, sondern auch den Wohlhabenden geholfen und Steuergeld mit der Gießkanne verteilt. Statt solch eher aktionistischer Maßnahmen sollte man erst einmal abwarten, wie sich die bereits wieder gesunkenen Rohölpreise weiter entwickeln“.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Manuel Frondel, manuel.frondel@rwi-essen.de , Tel.: 0201 8149-204
Originalpublikation:
https://www.rwi-essen.de/presse/mitteilung/472/
Weitere Informationen:
http://Dieser RWI-Benzinpreisspiegel basiert auf Berechnungen und Abbildungen von RWI-Wissenschaftler Matthias Kaeding.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, jedermann
Energie, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
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