Weniger CO2-Emssionen durch digitale Parksysteme?



Teilen: 

10.10.2025 09:33

Weniger CO2-Emssionen durch digitale Parksysteme?

Keine Schranke, keine Parktickets und digitale Zahlungsoptionen – kamerabasierte Free-Flow-Parksysteme sollen effizienter sein, weniger Stau verursachen und das Klima schonen. Fraunhofer UMSICHT untersuchte in einer gerade veröffentlichten Klimabilanzstudie im Auftrag von fair parken, welche Klimawirkungen digitale, kamerabasierte Parksysteme im Vergleich zu herkömmlichen Schrankensystemen haben.

Eine Alternative zu Parkräumen mit Schrankensystem sind digitale Parkraumlösungen – so genannte Free-Flow-Systeme – die das Fahrzeugkennzeichen automatisch bei der Ein- und Ausfahrt aus einem Parkraum erfassen. Neben einer Bezahlung vor Ort (ohne Parkticket), kann die Parkgebühr auch bis zu 48 Stunden nach der Parkzeit durch Kennzeicheneingabe online bezahlt werden. Somit fallen Schranken und Parktickets weg und das System verspricht Warteschlangen bei Ein- und Ausfahrt sowie Wartezeiten am Kassenautomaten zu reduzieren. Wie die Klimabilanz von solchen digitalen Parkraumlösungen ausfällt, analysierte Fraunhofer UMSICHT nun für fair parken und veröffentlichte die Ergebnisse in der aktuellen Studie.

In der unabhängig geprüften Klimabilanzstudie verglich das Forschungsinstitut konkret zwei Bewirtschaftungskonzepte – das schrankenlose Free-Flow-System und ein klassisches Schranken-System – und bezog sich dabei auf einen fiktiven, aber repräsentativen kostenpflichtigen Off-Street-Parkraum mit 500 Parkplätzen. Ziel war es, die potenzielle Klimawirkung – gemessen in CO2-Äquivalenten – zu ermitteln, die pro Bewirtschaftungs- und Abrechnungsvorgang einer Parkraumnutzung anfällt. Untersucht wurden drei verschiedene Szenarien mit unterschiedlichem Verkehrsaufkommen: Basis-Szenario, Großraumveranstaltungs-Szenario und Dichter-Verkehr-Szenario. Zudem wurde im Digitale-Zahlung-Szenario der Effekt einer Umstellung auf ausschließlich digitale Zahlungsoptionen in beiden Systemen bewertet.

Weniger CO2-Emissionen durch Free-Flow-Parksysteme

Die Ergebnisse zeigen, dass kamerabasierte Free-Flow-Systeme gegenüber herkömmlichen Schrankenlösungen eine verbesserte Klimabilanz aufweisen. »Bei niedrigem Verkehrsaufkommen ohne Stausituationen im Ein- und Ausfahrtsbereich (Basis-Szenario) lassen sich Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 8 g CO2-Äquivalenten pro Bewirtschaftungs- und Abrechnungsvorgang einer Parkraumnutzung einsparen. Das entspricht einem Einsparpotenzial von rund 31 Prozent.«, erläutert Janek Röttgen Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation des Fraunhofer UMSICHT.

Die Vorteile ergeben sich vor allem dadurch, dass Abbrems- und Beschleunigungsvorgänge sowie Haltephasen vor der Schranke wegfallen. Zudem ist keine Energie für das Schrankensystem notwendig; der zusätzliche Energiebedarf für die Kennzeichenerfassung und Datenverarbeitung fällt dabei nur wenig ins Gewicht. Bei zunehmendem Verkehr verstärkt sich dieser Effekt dann. Unter der Annahme, dass Free-Flow-Systeme eine Staubildung vermeiden können, lassen sich in Situationen mit höherer Verkehrsauslastung rund 28 g CO2‑Äquivalenten (49 %, Dichter-Verkehr-Szenario) je Bewirtschaftungs- und Abrechnungsvorgang gegenüber dem Schranken-System einsparen. In Extremsituationen – bspw. Großveranstaltungen mit sehr starkem Verkehrsaufkommen – können die Einsparungen dann noch höher ausfallen. Da im Rahmen der Studie keine empirische Untersuchung zur Staubildung auf und vor Parkräumen möglich war, unterliegen die Ergebnisse in den Szenarien mit gesteigertem Verkehrsaufkommen entsprechenden Limitationen. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass eine Umstellung auf ausschließlich digitale Zahlungsoptionen in beiden Systemen zu einer Verbesserung der Klimabilanz führt.

Positiver Beitrag zur Klimabilanz – weitere Studien sinnvoll

Die Studie basiert auf einem realitätsnahen Berechnungsmodell für den Kraftstoffverbrauch/Energiebedarf der PKW und bezieht darüber hinaus Primärdaten von fair parken, Herstellerdaten, Literaturwerte und Expertenschätzungen sowie Datensätze aus professionellen Ökobilanzdatenbanken mit ein. Die Ergebnisse der Studie unterliegen Limitation, da die Autor*innen die Staubildung nicht empirisch analysieren konnten, und nur die Umweltwirkungskategorie Klimawandel ohne mögliche positive oder negative Rebound-Effekte untersuchten. »Zukünftige Studien sollten genau an diesen Stellen ansetzen: Zum einen empirisch belegen, dass Free-Flow-Systeme bei erhöhtem Verkehrsaufkommen eine Staubildung tatsächlich vermeiden bzw. reduzieren können, und zum anderen untersuchen, welche Effekte Free-Flow-Systeme bspw. auf das Nutzungsverhalten haben«, so Röttgen.

Insgesamt zeigen die Untersuchungsergebnisse Klimavorteile für digitale Free-Flow-Parksysteme gegenüber konventionellen Schranken-Systemen auf. Insbesondere die Ergebnisse aus dem Basis-Szenario ohne Stausituationen bieten einen robusten ersten Bewertungsansatz und eine Grundlage für weiterführende Untersuchungen. Die Studie verdeutlicht, dass solche Systeme in Kombination mit weiteren Maßnahmen zur Verkehrsflussoptimierung (bspw. Verkehrsleitsysteme und optimierte verkehrstechnische Anbindung der Parkräume) einen positiven Beitrag zur Klimabilanz beim Parken leisten.


Originalpublikation:

https://publica.fraunhofer.de/entities/publication/1e5fa951-2835-4679-bbb4-1269c…


Weitere Informationen:

https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/circulareconomy/oekobilanzierung-life-cycle… (Landing Page LCA)
https://www.umsicht.fraunhofer.de/de/ueber-fraunhofer-umsicht/abteilungen/nachha… (Abteilungsseite)


Bilder

Welche Klimabilanz haben Parkplätze ohne Schranken?

Welche Klimabilanz haben Parkplätze ohne Schranken?

Copyright: Fraunhofer UMSICHT


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Energie, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW