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10.10.2024 10:18
Wie Kindheitstraumata die Gesundheit beeinflussen
Bundesweite Woche der Seelischen Gesundheit
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Unimedizin Greifswald haben in einer aktuellen Analyse mit Daten der NAKO Gesundheitsstudie den Zusammenhang zwischen Kindheitstrauma und der Diagnosewahrscheinlichkeit ausgewählter Erkrankungen untersucht.
Sie konnten zeigen, dass traumatische Erfahrungen im Kindesalter mit einem höheren Risiko für körperliche und psychische Erkrankungen im Erwachsenalter verbunden waren. Dieses Erkrankungsrisiko war bei jüngeren Menschen besonders stark ausgeprägt.
Auf Basis der Daten von 156.807 Teilnehmenden der NAKO Gesundheitsstudie haben die Forschenden unter Federführung der UMG den Zusammenhang zwischen Traumata und weiteren Erkrankungen untersucht. „Wir haben uns dabei auf Erkrankungen fokussiert, die eine große persönliche Krankheitslast mit sich bringen und eine gesellschaftliche Relevanz haben“, so Prof. Hans Jörgen Grabe, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter des Projekts. Dazu gehörten Krebserkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Angsterkrankungen und Depression.
Mittels Fragebogens gaben die NAKO-Teilnehmenden an, inwiefern sie in ihrer Kindheit Traumata erfahren mussten. Hierbei wurde zwischen verschiedenen Erlebnissen unterschieden: emotionaler, körperlicher und sexueller Missbrauch sowie emotionale und körperliche Vernachlässigung. Das Ergebnis: Ein Drittel der Teilnehmenden mit Kindheitstraumata gab mehrere Traumaarten an, wobei die Kombination emotionaler und körperlicher Traumata am häufigsten geschildert wurde. Die Forschenden fanden heraus, dass Kindheitstraumata insgesamt mit einer höheren Wahrscheinlichkeit verbunden waren, im Erwachsenenalter sowohl psychische als auch körperliche Krankheiten zu entwickeln. Dabei traten psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Depression als Folge traumatischer Erlebnisse häufiger auf als körperliche. Alle diese Zusammenhänge waren bei jüngeren Personen besonders stark ausgeprägt, unabhängig von der Art des Kindheitstraumas.
„Die Ergebnisse könnten darauf hinweisen, dass Kindheitstraumata umso stärker mit einer Diagnose assoziiert sind, je näher der Erkrankungsbeginn am Zeitpunkt der Traumatisierung liegt“, sagt Dr. Johanna Klinger-König, verantwortliche Wissenschaftlerin der Studie von der Universitätsmedizin Greifswald. So liege das Erkrankungsalter bei einer Depression etwa meist im frühen Erwachsenenalter.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern wurden nur für einzelne Erkrankungen beobachtet. Bei den Erkrankungen als Erwachsene gaben Frauen häufiger Krebs-, Angst- und Depressionsdiagnosen an. Männer berichteten häufiger über Diagnosen von Herzinfarkt und Diabetes.
„Kindheitstraumata sind individuelle Ereignisse, über die das Opfer wenig bis gar keine Kontrolle hat“, erklärt Grabe. Die Krankheiten, die im Erwachsenenalter in Verbindung mit den Kindheitstraumata auftreten können, seien eine schwere Belastung für die Betroffenen und die Gesellschaft. „Daher ist es wichtig, Kindheitstraumata frühzeitig zu erkennen und gezielte Therapien sowie Präventionsmaßnahmen anzubieten“, betont der Klinikdirektor außerdem.
Der internationale Aktionstag „World Mental Health Day“ findet seit 1992 am 10. Oktober statt. Initiator ist die World Federation for Mental Health (WFMH). Seit 2010 ruft das “Aktionsbündnis Seelische Gesundheit” rund um den 10. Oktober deutschlandweit zur „Bundesweiten Woche der Seelischen Gesundheit“ auf. Die Aktionstage haben zum Ziel, Verständnis für die Situation von Menschen mit einer psychischen Erkrankung zu schaffen und über die Folgen aufzuklären. Außerdem sollen Berührungsängste abgebaut und Betroffene und deren Angehörige aktiv eingebunden werden.
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Originalpublikation:
Dtsch Arztebl Int
doi: 10.3238/arztebl.m2023.0225.
Childhood Trauma and Somatic and Mental Illness in Adulthood
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37876295/
doi: 10.3238/arztebl.m2023.0225
Bilder
Forschende haben untersucht, wie sich Kindheitstraumata auf die Gesundheit auswirken.
Foto: NAKO-Gesundheitsstudie
Bildquelle: NAKO Gesundheitsstudie
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch