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24.06.2025 09:35
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Wie Fruchtzucker das Entzündungsrisiko steigert
Bereits kurzfristiger hoher Fruktosekonsum erhöht die Konzentration der Rezeptoren, an die bakterielle Giftstoffe binden können
Infektionskrankheiten durch Bakterien und Viren zählen trotz medizinischer Fortschritte weiterhin zu den weltweit häufigsten Todesursachen. Welche Rolle könnte Fruchtzucker bei solchen Erkrankungen spielen? Eine Forschungsgruppe um Ina Bergheim vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien konnte nun erstmals nachweisen, dass Monozyten, wichtige Immunzellen des Blutes, nach Fruktosekonsum stärker auf bakterielle Giftstoffe reagieren – aber nicht im positiven Sinne. Konkret erhöht sich die Konzentration von Rezeptoren für bestimmte bakterielle Giftstoffe, die Entzündungsanfälligkeit des Körpers steigt also. Die Studie ist aktuell im Fachmagazin Redox Biology erschienen.
In zwei unabhängigen randomisierten Studien mit gesunden Erwachsenen untersuchten die Forschenden, wie sich der Konsum von mit Fruktose gesüßten Getränken im Vergleich zu Getränken mit Glukose auf die Immunantwort auswirkt. Zusätzlich führten sie Experimente mit isolierten Monozyten und Zellkulturmodellen durch, um die molekularen Mechanismen zu untersuchen.
Mehr Rezeptoren für bakterielle Toxine werden produziert
Die Wissenschafter*innen konnten beobachten, dass die Aufnahme von Fruktose, im Gegensatz zur Aufnahme von Glukose, zu einer Erhöhung der Konzentration von Toll-like Rezeptor 2 in Monozyten führte. Toll-like Rezeptor 2 reguliert unter anderem die Immunantwort. Die höhere Konzentration ging mit einer erhöhten Empfindlichkeit der Monozyten gegenüber Lipoteichonsäure, einem bakteriellen Toxin, einher. „Die Konzentration der Rezeptoren für solche Giftstoffe im Körper hat sich erhöht, die Entzündungsbereitschaft steigt also“, erklärt die Studienleiterin Ina Bergheim von der Uni Wien. Konkret wurden entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-6, Interleukin-1β und Tumornekrosefaktor-alpha verstärkt freigesetzt.
„Diese Erkenntnisse liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis, wie einzelne Nahrungsbestandteile und insbesondere Fruktose das Immunsystem beeinflussen können“, sagt Bergheim. „Sie deuten darauf hin, dass bereits kurzfristiger, hoher Fruktosekonsum bei gesunden Menschen das Immunsystem beeinflusst und die Entzündungsbereitschaft steigern kann.“
Einfluss von Fruktose auf Stoffwechselerkrankungen
Zukünftige Untersuchungen sollen klären, welche langfristigen Auswirkungen ein chronisch erhöhter Fruktosekonsum auf das Immunsystem und die Infektanfälligkeit hat, insbesondere bei Risikogruppen mit zum Beispiel Typ II Diabetes mellitus oder mit einer Fettlebererkrankung, die mit metabolischer Dysfunktion assoziiert ist. „Zucker, vor allem die Fruktose in zuckerhaltigen Getränken und Süßigkeiten, steht seit längerer Zeit im Verdacht, das Risiko für die Entstehung von Stoffwechselerkrankungen zu erhöhen – das gilt es zu prüfen“, so Bergheim.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dipl. oec. troph. Dr. Ina Bergheim, Privatdoz.
Department für Ernährungswissenschaften, Universität Wien
1090 Wien, Josef-Holaubek-Platz 2
T +43-1-4277-54981
ina.bergheim@univie.ac.at
www.univie.ac.at
Originalpublikation:
Staltner R, Csarmann K, Geyer A, Nier A, Baumann A, Bergheim I. (2025). Fructose intake enhances lipoteichoic acid-mediated immune response in monocytes of healthy humans. In Redox Biology.
DOI: 10.1016/j.redox.2025.103729
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2213231725002423?via%3Dihub
Weitere Informationen:
https://medienportal.univie.ac.at/media/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/a…
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
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