Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte weltweit stärken: Die Rolle der deutschen Entwicklungszusammenarbeit



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04.09.2025 13:32

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte weltweit stärken: Die Rolle der deutschen Entwicklungszusammenarbeit

Mädchen, Frauen und andere benachteiligte Gruppen können vielerorts nicht selbstbestimmt über ihre Sexualität und Reproduktion entscheiden. Auch haben sie nur bedingt Zugang zu entsprechenden Gesundheitsleistungen. Daher arbeitet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an der Stärkung sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte. Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) hat die Maßnahmen in diesem Bereich untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Vorhaben Gesundheitsleistungen – wie den Zugang zu medizinischer Versorgung – im Blick haben; sexuelle und reproduktive Rechte stehen deutlich seltener im Fokus.

Selbstbestimmung von Frauen, Mädchen und benachteiligten Gruppen global weiterhin eingeschränkt

Frei und selbstbestimmt über den eigenen Körper, über Sexualität, Gesundheit und Reproduktion zu entscheiden, ist ein Menschenrecht und zentraler Bestandteil der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Die darin eingeschlossenen Rechte werden im Konzept der „sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte“ zusammengefasst.
Für Frauen, Mädchen und andere strukturell benachteiligte Gruppen sind diese Rechte jedoch vielerorts eingeschränkt. So sterben jährlich weltweit hunderttausende Frauen und Mädchen an den Folgen von Schwangerschaft oder Geburt. Für junge Frauen zwischen 15 und 19 Jahren stellen Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt sogar eine der Haupttodesursachen dar.
Zudem haben viele Millionen Menschen keinen Zugang zu Verhütungsmitteln. Eine hohe Zahl ungeplanter Schwangerschaften – oft auch im Teenageralter – ist die Folge. Auch gilt etwa die Hälfte aller Schwangerschaftsabbrüche als unsicher. Und weltweit werden Millionen Frauen und Mädchen Tag für Tag Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt.

Deutsche Entwicklungszusammenarbeit setzt sich für die Stärkung sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte ein

Im internationalen Vergleich ist Deutschland einer der wichtigsten Akteure in der Förderung sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte. Der Koalitionsvertrag der 2025 gewählten Bundesregierung hebt dieses Thema als wichtiges entwicklungspolitisches Aktionsfeld hervor. Das BMZ arbeitet weltweit gemeinsam mit seinen Partnern an Verbesserungen in diesem Bereich.
Dabei soll die deutsche Entwicklungszusammenarbeit dazu beitragen, die Qualität von Leistungen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit in den Partnerländern zu verbessern, beispielsweise den Zugang zu modernen Verhütungsmitteln oder zu Medikamenten während und nach der Schwangerschaft. Darüber hinaus sollen die sexuellen und reproduktiven Rechte von Mädchen und Frauen und weiteren strukturell benachteiligten Gruppen gestärkt werden. Dazu gehören zum Beispiel Maßnahmen, die Mädchen und Frauen über ihr Recht auf eine selbstbestimmte Sexualität und Reproduktion aufklären und Männer für die Akzeptanz dieser Rechte sensibilisieren. Dies ist unter anderem eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Frauen Gesundheitsangebote überhaupt nutzen.

Fokus liegt noch zu selten auf der Stärkung sexueller und reproduktiver Rechte

Die Ergebnisse der Evaluierung des DEval zeigen, dass in den Partnerländern viele Vorhaben auf die Verbesserung der Qualität von Gesundheitsleistungen ausgerichtet sind. So konnten Entbindungsstationen mit Aufenthaltsbereichen errichtet und ausgestattet werden, sodass werdende Mütter ihre Kinder in geschützten Räumen und unter menschenwürdigen Verhältnissen zur Welt bringen können. Ebenso wurde Gesundheitspersonal ausgebildet, um die pränatale Versorgung und Geburtshilfe zu verbessern.
Anders sieht es allerdings bei der Stärkung der sexuellen und reproduktiven Rechte aus. Diese stehen deutlich seltener im Mittelpunkt von Vorhaben des BMZ, sodass hier in den Partnerländern weniger Wirkungen sichtbar sind. Insbesondere die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen oder Aspekte ihrer körperlichen Unversehrtheit werden selten thematisiert. Die wenigen Maßnahmen, die auf körperliche Unversehrtheit ausgerichtet sind, bieten beispielsweise psychosoziale Unterstützung für Opfer von Gewalt und Vergewaltigung an oder sensibilisieren hinsichtlich weiblicher Genitalverstümmelung und anderer schädlichen Praktiken.
Das DEval empfiehlt dem BMZ, die Umsetzung der Maßnahmen im Aktionsfeld sexuelle und reproduktive Rechte und Gesundheit stärker zu steuern. Der ganzheitliche Ansatz sollte mit solchen Partnerregierungen umgesetzt werden, die auch an der gemeinsamen Arbeit an sexuellen und reproduktiven Rechten interessiert sind. In Ländern mit geringerer Bereitschaft, gemeinsam an diesen Rechten zu arbeiten, sollen zunächst die Rahmenbedingungen verbessert werden, indem beispielsweise zivilgesellschaftliche Akteure gestärkt und staatliche Partner beraten werden. Um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu ermitteln, sollten zudem einheitliche Indikatoren definiert werden, die auch die rechtebezogenen Ziele der Vorhaben abdecken.

Gezielte Förderung benachteiligter Gruppen entscheidend

Die Evaluierung macht darüber hinaus deutlich, dass benachteiligte Gruppen wie LSBTIQ+-Personen, Menschen mit Behinderungen oder ethnische Minderheiten selten gezielt in Vorhaben der deutschen Entwicklungszusammenarbeit einbezogen werden. Besonders die unterschiedlichen Bedürfnisse innerhalb dieser Gruppen werden kaum berücksichtigt. Zudem wird Mehrfachdiskriminierung, bei der sich mehrere Benachteiligungen überschneiden, meist nicht thematisiert.
Die Evaluierungsergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, gezielter und differenzierter auf die spezifischen Bedarfe benachteiligter Gruppen einzugehen, um sowohl ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit als auch ihre Rechte nachhaltig zu stärken. Es hat sich gezeigt, dass Entwicklungsmaßnahmen eine stärkere und dauerhaftere Wirkung erzielen, wenn sie nicht auf die allgemeine Bevölkerung ausgerichtet, sondern speziell auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen zugeschnitten sind.

Stärkung sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte bleibt auch künftig zentrale entwicklungspolitische Aufgabe

Im Rahmen der Evaluierung wurden Zukunftsszenarien entwickelt, die zeigen, dass die Herausforderungen für die Stärkung sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte in Partnerländern bis 2035 zunehmen könnten. Wirtschaftliche Ungleichheiten, politische Spaltungen und globale Krisen könnten den Druck auf ohnehin schwache Gesundheitssysteme weiter verstärken.
Gleichzeitig identifiziert die Szenarioanalyse auch neue Chancen. Das Engagement zivilgesellschaftlicher Akteure in Partnerländern sowie internationale Allianzen, die sich für sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte einsetzen, könnten Fortschritte bewirken. Außerdem bieten technologische Entwicklungen und die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen die Möglichkeit, den Zugang zu Gesundheitsleistungen zu verbessern, etwa durch telemedizinische Angebote wie Videosprechstunden. Dies gilt insbesondere für abgelegene ländliche Regionen. Um diese Potenziale bestmöglich zu nutzen, sind Investitionen und eine verstärkte internationale Zusammenarbeit notwendig.

Datengrundlage

Die Evaluierung stützt sich auf ein breites Spektrum an Evaluierungsberichten und wissenschaftlicher Evidenz sowie auf Interviews und Fokusgruppendiskussionen. Zusätzlich wurden Sekundärdaten, etwa zur Verteilung von Mitteln, herangezogen. Die Daten wurden 2024 erhoben und decken den Zeitraum 2011 bis 2022 ab.
Der vollständige Bericht „Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte. Evaluierung des entwicklungspolitischen Aktionsfeldes“ ist auf der Website des DEval abrufbar.

Über das DEval

Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mandatiert, Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unabhängig und nachvollziehbar zu analysieren und zu bewerten. Mit seinen strategischen und wissenschaftlich fundierten Evaluierungen trägt das Institut dazu bei, die Entscheidungsgrundlage für eine wirksame Gestaltung des Politikfeldes zu verbessern und Ergebnisse der Entwicklungszusammenarbeit transparenter zu machen. Das Institut gehört zu den Ressortforschungseinrichtungen des Bundes und wird von Prof. Dr. Jörg Faust geleitet.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Martin Bruder
Abteilungsleitung Zivilgesellschaft, Menschenrechte
Tel: +49 (0)228 336907-970
E-Mail: martin.bruder@DEval.org


Originalpublikation:

Polak, J.T., M. Fey, D. Hörner, L.K. Kleinsorg, I. Mank, M. Schmidt, L. Taube und M. Bruder (2025), Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte. Evaluierung des entwicklungspolitischen Aktionsfeldes, Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval), Bonn.

https://www.deval.org/de/publikationen/sexuelle-und-reproduktive-gesundheit-und-…


Bilder

Menschliches Gesicht aus verschiedenen Porträts von Männern und Frauen unterschiedlichen Alters und ethnischer Herkunft

Menschliches Gesicht aus verschiedenen Porträts von Männern und Frauen unterschiedlichen Alters und
Quelle: Master1305
Copyright: Shutterstock


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Medizin, Politik
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW