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02.12.2025 10:57
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Roboter statt Skalpell
Neue Studie der Universitätsmedizin Magdeburg zeigt, dass Leberoperationen mit Roboterunterstützung das Immunsystem weniger belasten als herkömmliche Eingriffe.
Leberoperationen sind technisch anspruchsvoll und körperlich belastend. Eine neue Studie der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Magdeburg zeigt erstmals: Leberoperationen mit Roboterunterstützung belasten das Immunsystem deutlich weniger als klassische offene Eingriffe. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Surgical Endoscopy veröffentlicht und sind klinisch bedeutsam, da sie zeigen, dass robotische Verfahren nicht nur präziser, sondern auch schonender für den Körper sind.
Bei der robotisch unterstützten Chirurgie steuern Ärztinnen und Ärzte feine Instrumente über ein computergestütztes System, das millimetergenau arbeitet. So lassen sich selbst komplexe Eingriffe im Bauchraum über kleinste Schnitte durchführen. Die Universitätsmedizin Magdeburg verfügt über zwei solcher hochmodernen Da Vinci-Operationssysteme, darunter das fortschrittlichste Da Vinci 5-System als einer von drei Standorten in ganz Deutschland. Mit diesen Robotern werden minimalinvasive Eingriffe in verschiedenen chirurgischen Disziplinen regelmäßig durchgeführt.
„Wir konnten erstmals zeigen, dass die Funktion des Abwehrsystems bei robotisch assistierten Leberoperation besser erhalten bleibt als nach einer offenen Operation“, erklärt Prof. Dr. Roland Croner, Direktor der Klinik und Initiator der Studie, und zwar Lokal am Ort der Gewebeschädigung wie auch systemisch in der Blutzirkulation. „Das ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass diese Technologie nicht nur präziser, sondern auch schonender für den Körper sein kann.“
Für die Studie wurden Patientinnen und Patienten untersucht, die wegen eines Lebertumors oder von Darmkrebs abgesiedelten Lebermetastasen operiert wurden. Das Forschungsteam analysierte Blutproben vor und nach der Operation, sowie Gewebeproben am Randbereich des Resektats am Ende der Operation. Dabei zeigte sich: In der Gruppe der robotisch Operierten konnten die Immunzellen, die für Heilungsprozesse wichtig sind, effektiver aktiviert werden als in der Gruppe der Offen-Operierten. Das ist besonders relevant für die Kombination mit modernen Therapien z.B. einer Immuntherapie: Wenn das Immunsystem nach der Operation weniger geschwächt ist, können solche Ansätze gezielter wirken und die Krebsabwehr effektiver unterstützen. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass robotisch vermittelte Eingriffe möglicherweise besser mit modernen Therapien kombiniert werden können“, so Prof. Croner. „Das müssen wir aber in größeren und langfristig angelegten Studien noch bestätigen.“
Prof. Croner gehört in Deutschland zu den Pionieren der robotisch assistierten Viszeralchirurgie. Er führte bundesweit die erste Leberresektion mit einem Da Vinci-System durch und hat die Methode seitdem stetig weiterentwickelt und wissenschaftlich evaluiert. Prof. Croner ist einer der ausgewählten deutschen Chirurgen, die internationale Konsensusrichtlinien zum Einsatz der robotischen Chirurgie in der Viszeralmedizin mitgestalten durften. Er erklärt: „Leberoperationen gehören zu den technisch anspruchsvollsten Eingriffen der Viszeralchirurgie. Jährlich erkranken in Deutschland mehrere tausend Menschen an bösartigen Lebertumoren oder an Darmkrebs mit Lebermetastasen. Für viele Patientinnen und Patienten ist die Operation die einzige Chance auf Heilung. Gleichzeitig ist sie körperlich sehr belastend.“
Roboterassistierte Verfahren gewinnen daher weltweit zunehmend an Bedeutung: Sie können das Risiko für Blutverlust und Infektionen verringern und die Erholungszeit verkürzen. Die Studie aus Magdeburg liefert nun erstmals biologische Daten, die diesen klinischen Beobachtungen eine immunologische Grundlage geben.
Für die Forschenden ist klar: Die Ergebnisse sind ein erster, aber wichtiger Schritt. In weiteren Untersuchungen wollen sie über längere Zeiträume verfolgen, wie sich das bessere Immunprofil nach der Operation auf Heilungsverläufe und Rückfallraten auswirkt. Zudem soll geprüft werden, ob sich ähnliche Effekte auch bei anderen Tumoroperationen zeigen.
Gefördert wurde die Forschung durch das Promotionsstipendium der Medizinischen Fakultät der Universität Magdeburg. Für ihr Projekt wurde Erstautorin Julia Nagelschmitz Anfang des Jahres auf dem Deutschen Chirurgenkongress in München mit einem der begehrten Nachwuchspreise ausgezeichnet. Das Vorhaben unterstreicht eindrucksvoll die enge Verzahnung von Forschung und klinischer Versorgung in der Klinik für Allgemeinchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Dr. h. c. Roland S. Croner, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral, Gefäß- und Transplantationschirurgie Magdeburg, E-Mail: kchi@med.ovgu.de, Tel.: 0391/67-15500
Originalpublikation:
Robotic liver surgery: enhancing immune competence and minimizing postsurgical inflammation, 2025 Sep 26, in: Surgical Endoscopy; DOI: 10.1007/s00464-025-12195-1
Bilder
Prof. Roland Croner operiert mit dem neuesten Da Vinci OP-Robotersystem an der UMMD.
Quelle: Universitätsmedizin Magdeburg
Copyright: Sarah Kossmann
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch





































































































