Biologische Klassifikation des Hodgkin Lymphoms – Sequenzierung zirkulierender Tumor-DNA ergibt drei Subtypen



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31.10.2024 10:00

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Biologische Klassifikation des Hodgkin Lymphoms – Sequenzierung zirkulierender Tumor-DNA ergibt drei Subtypen

Das Hodgkin-Lymphom ist ein malignes B-Zell Lymphom, das sich durch zahlreiche genetische Aberrationen multipler Signalwege auszeichnet. Nach Applikation aktueller Therapieschemata erreichen die meisten Patientinnen und Patienten eine Heilung – im Rahmen der Therapie treten jedoch zahlreiche Früh- und Spättoxizitäten auf und im Falle eines Rezidivs ist die Prognose ungünstig.

In einer gemeinsamen Studie entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Klinik I für Innere Medizin, der Deutschen Hodgkin Studiengruppe und der Arbeitsgruppe Translationale Tumorgenetik und Immuntherapie an der Uniklinik Köln mit Hilfe der Sequenzierung zirkulierender Tumor-DNA jetzt eine biologische Klassifikation des Hodgkin Lymphoms, die eine verbesserte Prognoseabschätzung ermöglicht. Die Ergebnisse wurden im renommierten Journal of Clinical Oncology veröffentlicht.

Beim Hodgkin-Lymphom besteht das Tumorgewebe nur zu einem geringen Teil aus den für diesen Tumor charakteristischen Hodgkin-Reed-Sternberg-Zellen – der größte Teil wird von Zellen des Immunsystems eingenommen. Die genetische Charakterisierung des Hodgkin Lymphoms aus Tumormaterial ist daher technisch schwierig. Die Sequenzierung zirkulierender Tumor-DNA stellt eine Alternative dar und konnte erfolgreich für diesen Zweck eingesetzt werden. Für die Studie wurde Biomaterial von mehr als 250 Patientinnen und Patienten verwendet, die im Rahmen von Studien der Deutschen Hodgkin Studiengruppe behandelt wurden.

Die Kölner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten nach der Analyse drei Subtypen des Hodgkin Lymphoms beschreiben: einen inflammatorischen Subtyp, mit einem die Immunantwort des Körpers beeinträchtigenden Tumormikromilieu (Inflammatory Immune Escape HL), einen Subtyp mit Assoziation zu viralen Infektionen und chronischer Entzündung (Virally-driven HL) und einen dritten Subtyp, der charakterisiert ist durch das Vorhandensein zahlreicher, für das Hodgkin-Lymphom charakteristischer Punktmutationen (Oncogene-driven HL). In einer separaten, klinischen Validierung konnte diese neue biologische Klassifizierung des Hodgkin Lymphoms unter für die klinische Routine realistischen Bedingungen getestet werden. Hierbei zeigte sich ein signifikanter Unterschied bezüglich des progressionsfreien Überlebens zwischen den drei Subtypen.

Dr. Jan-Michel Heger, Facharzt an der Klinik I für Innere Medizin und neben Dr. Laman Mammadova sowie Julia Mattlener (Klinik I für Innere Medizin) einer der drei Erstautoren der Studie zur Bedeutung für die Therapie von Patientinnen und Patienten mit Hodgkin Lymphom: „Die Erkenntnisse der Studie erlauben in Zukunft eine Evaluation einer auf das individuelle Risikoprofil angepassten Therapieintensität“. Priv.-Doz. Dr. Dr. Sven Borchmann, Leiter der Arbeitsgruppe für Translationale Tumorgenetik und Immuntherapie und Letztautor der Studie, ergänzt: „Insbesondere die Kombination der prognostischen Bedeutung der neuen biologischen Klassifikation mit einer Verlaufskontrolle des Therapieansprechens durch Sequenzierung der zirkulierenden Tumor-DNA während der Therapie, die sogenannte MRD-Bestimmung, könnte zukünftig eine weitestgehend individualisierte Therapie von Patientinnen und Patienten mit Hodgkin Lymphom ermöglichen.“


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Priv.-Doz. Dr. Dr. Sven Borchmann und Dr. Jan-Michel Heger


Originalpublikation:

Circulating Tumor DNA Sequencing for Biologic Classification and Individualized Risk Stratification in Patients With Hodgkin Lymphoma. Jan-Michel Heger, Laman Mammadova, Julia Mattlener, Sophia Sobesky, Melita Cirillo, Janine Altmüller, Elisabeth Kirst, … and Sven Borchmann. J Clin Oncol 2024. https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO.23.01867


Bilder

Priv.-Doz. Dr. Dr. Sven Borchmann und Dr. Jan-Michel Heger

Priv.-Doz. Dr. Dr. Sven Borchmann und Dr. Jan-Michel Heger
Christian Wittke/Klaus Schmidt
Uniklinik Köln


Anhang

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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW