Düsseldorfer Team entschlüsselt Hormonwirkung bei Darmkrebs mittels Taufliegen



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23.01.2025 10:00

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Düsseldorfer Team entschlüsselt Hormonwirkung bei Darmkrebs mittels Taufliegen

Wissenschaftler:innen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf haben einen wichtigen Mechanismus entdeckt, der erklärt, warum Hormone bei Darmkrebs sowohl schützend als auch fördernd wirken können. Die Forschenden nutzten dafür ein neuartiges Modell mit Taufliegen. Die Erkenntnisse könnten zu besseren Therapien für die jährlich 60.000 Darmkrebs-Neuerkrankungen in Deutschland führen. Die Studie wurde von der Wilhelm Sander Stiftung mit 100.000 Euro über 2 Jahre gefördert und kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

Warum Frauen seltener an Darmkrebs erkranken als Männer, beschäftigt Forschende seit langem. “Unsere Studie zeigt erstmals, wie derselbe hormongesteuerte Faktor sowohl das Tumorwachstum hemmen als auch fördern kann – je nachdem, wo er aktiv ist”, erklärt Projektleiter Dr. Tobias Reiff vom Institut für Genetik.

Für ihre Forschung entwickelte das Team ein innovatives Modellsystem mit Taufliegen (Drosophila melanogaster). “Die Taufliege eignet sich hervorragend für unsere Untersuchungen, da ihr Darmgewebe dem menschlichen in Struktur und Funktion sehr ähnlich ist”, erläutert Dr. Reiff. “Auch die relevanten Signalwege und Hormone sind nahezu identisch.”

Den Forschenden gelang es, zwei entscheidende Tumormodelle zu entwickeln: eines für gutartige Stammzelltumore und ein weiteres, das bösartige Tumore nachbildet. “Diese Modelle ermöglichen uns erstmals, nicht nur die Tumore selbst, sondern auch ihre Umgebung – das sogenannte Tumormilieu – gezielt genetisch zu verändern und anschließend Effekte auf das Tumorwachstum zu untersuchen”, betont Dr. Reiff.

Ein Durchbruch gelang dem Team mit der Identifizierung des Faktors Crooked-legs (Crol). “Wir konnten nachweisen, dass Crol eine doppelte Rolle spielt”, erklärt Doktorandin Lisa Zipper, die Erstautorin der Studie. “Im Tumorgewebe selbst wirkt er als Tumorsuppressor, wird er jedoch im umgebenden Gewebe aktiviert, fördert er das Tumorwachstum.” Diese Entdeckung erklärt auch einige bisher widersprüchlichen Forschungsergebnisse zur Rolle von Hormonen bei Darmkrebs.

Besonders bedeutsam ist die Verbindung zu einem der wichtigsten Signalwege bei Darmkrebs: “Wir konnten zeigen, dass Crol im Tumormilieu die Produktion des Signalmoleküls Wnt/Wingless reguliert”, so Zipper. Dieser Signalweg ist bei über 80 Prozent aller Darmkrebspatienten durch Mutationen gestört.

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bernat Corominas-Murtra von der Universität Graz entwickelte das Team zusätzlich ein mathematisches Modell. “Dieses Modell stellt nach, wie Crol in gesundem Gewebe die Darmgröße und Zellzahl dynamisch stabilisiert – eine Funktion, die Tumore sich zunutze machen”, erläutert Dr. Reiff.

Die neuen Erkenntnisse könnten den Weg für gezieltere Therapieansätze ebnen. “Wir verstehen jetzt besser, warum Hormone geschlechtsspezifisch wirken und Therapieerfolge unterschiedlich ausfallen.”, resümiert Dr. Reiff. “Dies ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung personalisierter Therapiestrategien.”

(3.081 Zeichen inkl. Leerzeichen)
* Die in diesem Text verwendeten Genderbegriffe vertreten alle Geschlechtsformen.

Wilhelm Sander-Stiftung: Partnerin der Krebsforschung

Die Wilhelm Sander-Stiftung hat das Forschungsprojekt mit 100.000 € über 2 Jahre unterstützt. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 280 Millionen Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz ausbezahlt. Damit ist die Wilhelm Sander-Stiftung eine der bedeutendsten privaten Forschungsstiftungen im deutschen Raum. Sie ging aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

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Wilhelm Sander-Stiftung
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E-Mail: adam@sanst.de

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) ist seit 1965 die Universität der Nordrhein-Westfälischen Landeshauptstadt. Sie versteht sich als Bürgeruniversität, die ihr Wissen kontinuierlich mit allen Interessierten teilt. Ihre Verankerung in Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft ist ebenso profilgebend wie ihre Ausrichtung als interdisziplinär agierende deutsche Volluniversität.
An ihrer Medizinischen, Mathematisch-Naturwissenschaftlichen, Philosophischen, Wirtschaftswissenschaftlichen und Juristischen Fakultät studieren rund 33.000 Studierende. Im Fokus der häufig fakultätsübergreifenden Forschung stehen traditionell die Lebenswissenschaften mit Schwerpunkten in der Biologie und Medizin. Die HHU setzt weitere Schwerpunkte in den Bereichen Sprache und Kognition, Wettbewerbsforschung, Internet und Demokratie, Algebra und Geometrie sowie Künstliche Intelligenz. Zudem forscht im Rahmen der deutschlandweiten Exzellenzstrategie das HHU-Exzellenzcluster CEPLAS zur künftigen Welternährung durch Nutzpflanzen.
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Kontakt
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Stabsstelle Presse und Kommunikation
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Fax: 49 (0) 211 81-15279
E-Mail: Arne.Claussen@hhu.de


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Tobias Reiff
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Institut für Genetik
Universitätsstraße 1
40225 Düsseldorf
Tel.: +49 (0) 211 81-12525
E-Mail: reifft@hhu.de


Originalpublikation:

Zipper L, Corominas-Murtra B, Reiff T. Steroid hormone-induced wingless ligands tune female intestinal size in Drosophila. Nat Commun 16(1): 436. Published 2025 Jan 6. doi: 10.1038/s41467-024-55664-2.


Weitere Informationen:

http://www.wilhelm-sander-stiftung.de
http://www.linkedin.com/company/wilhelm-sander-stiftung/
http://www.genetics.hhu.de/en/research-rg-reiff.html


Bilder

Innerhalb des Stammzelltumors unterdrückt Crol die Entstehung und das Wachstum von Tumoren (Ansammlungen grün-roter Zellen, oben). ImTumormilieu hingegen verstärkt Crol das Tumorwachstum (unten).

Innerhalb des Stammzelltumors unterdrückt Crol die Entstehung und das Wachstum von Tumoren (Ansammlu

© T.Reiff, L.Zipper / HHU


Anhang

attachment icon 23.01.25 Pressemitteilung Wilhelm Sander-Stiftung_Düsseldorfer Forschende entschlüsseln Homonwirkung bei Darmkrebs


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Biologie, Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


 

Quelle: IDW