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20.12.2024 10:51
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Eine Tropenkrankheit in der Schweiz: Aufruf zu koordinierten Massnahmen gegen die Chagas-Krankheit
Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) hat in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und weiteren Partnern eine umfassende Untersuchung zur Chagas-Krankheit in der Schweiz durchgeführt. Obwohl die Chagas-Krankheit typischerweise in Lateinamerika auftritt, sind in der Schweiz zwischen 2000 und 4000 Personen betroffen. Die Studie, die gestern in der Zeitschrift «Swiss Medical Weekly» veröffentlicht wurde, unterstreicht die Notwendigkeit verbesserter Früherkennungs- und Gesundheitsstrategien, um die Chagas-Krankheit in der Schweiz zu eliminieren.
Die Chagas-Krankheit, die durch den Parasiten Trypanosoma cruzi hervorgerufen wird, betrifft weltweit etwa 7 bis 8 Millionen Menschen, vorwiegend in Lateinamerika. Der Parasit kann durch Raubwanzen, über Lebensmittel, Bluttransfusionen und Organspenden sowie während Schwangerschaft und Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Die Chagas-Krankheit verläuft in zwei Stadien: In der akuten Phase während der ersten zwei Monate sind die Symptome mild oder gar nicht vorhanden, obwohl bei einigen Menschen Fieber, Kopfschmerzen oder Schwellungen an der Bissstelle auftreten können. Jahrzehnte später, in der chronischen Phase, entwickeln bis zu einem Drittel der Infizierten Herz-Kreislauf-, Verdauungs- und/oder neurologische Probleme. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu kardialen Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Tod kommen. Die Chagas-Krankheit wird von der WHO als vernachlässigte Tropenkrankheit (NTD) eingestuft.
2000 bis 4000 Personen in der Schweiz betroffen
Eine gestern in der Zeitschrift «Swiss Medical Weekly» veröffentlichte Studie gibt Aufschluss über die Verbreitung, die Herausforderungen und die Behandlung der Chagas-Krankheit. Gemäss der Untersuchung sind in der Schweiz schätzungsweise 2000 bis 4000 Menschen von dieser Tropenkrankheit betroffen. Während die meisten Fälle auf Migration zurückzuführen sind, zeigt die Studie auch, dass die Chagas-Krankheit in der Schweiz durch Mutter-Kind-Übertragung während Schwangerschaft und Geburt übertragen werden kann. Die Überträger, Raubwanzen der Gattungen Triatoma, Rhodnius und Panstrongylus, kommen in Europa nicht vor.
«Ein Hauptproblem der Chagas-Krankheit besteht darin, dass sie oft unterdiagnostiziert wird, insbesondere in nicht endemischen Regionen», sagt Pablo Martinez de Salazar, Senior Scientist am Swiss TPH und Seniorautor der Studie. «Tatsächlich bleiben viele Fälle jahrelang unentdeckt, was unbehandelt zu schwerwiegenden kardialen oder gastrointestinalen Komplikationen führen kann». Zu dieser Unterdiagnose tragen Faktoren wie die geringe Sensibilisierung des Gesundheitspersonals, das Fehlen landesweiter Früherkennungsprogramme und Hindernisse beim Zugang zur Gesundheitsversorgung, insbesondere für Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus, bei.
Gründung des Schweizerischen Chagas-Netzwerkes
Um diese Probleme anzugehen, hat das Studienteam das Swiss Chagas Network gegründet, um die Chagas-Krankheit durch koordinierte Massnahmen als Problem der öffentlichen Gesundheit zu eliminieren. Ziel des Netzwerkes ist es, die Übertragung zu unterbrechen und den Menschen, die in der Schweiz mit der Chagas-Krankheit leben, eine angemessene klinische Behandlung zukommen zu lassen. Zu den wichtigsten Prioritäten gehören die Integration des Screenings in die pränatale und pädiatrische Betreuung zur Früherkennung und die Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung während Schwangerschaft und Geburt. In Übereinstimmung mit internationalen Richtlinien hat
die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe kürzlich einen Expertenbrief zu Früherkennung, Prävention und Behandlung der kongenitalen Chagas-Krankheit veröffentlicht.
«Ein systematisches Screening von lateinamerikanischen Migrantinnen und Migranten,
insbesondere von Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangeren und Kindern, ist von
entscheidender Bedeutung», sagt Mar Velarde, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Swiss TPH und Mitautorin der Studie. «Wenn die richtigen Massnahmen ergriffen werden, ist die Schweiz gut positioniert, um die Ziele der WHO-Roadmap für vernachlässigte Tropenkrankheiten bis 2030 zu erreichen und könnte ein Vorbild für andere Länder werden». Die Roadmap enthält globale Ziele zur Prävention, Kontrolle, Eliminierung und Ausrottung verschiedener Tropenkrankheiten bis 2030.
Über die Studie
Die Studie wurde vom Swiss TPH in Zusammenarbeit mit der WHO, Unisanté, der Universität Lausanne, der Hochschule für Gesundheitswissenschaften (HESAV), der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), der Universität Zürich, der Universität Basel, dem Universitätsspital Genf und der Universität Genf durchgeführt. Die Koordination der Studie wurde von der R. Geigy Stiftung unterstützt.
Expertise des Swiss TPH zur Chagas-Krankheit
Das Swiss TPH hat eine lange Tradition in der Arbeit mit vernachlässigten Tropenkrankheiten, von der Grundlagenforschung über die Ausbildung bis zur Diagnose, Behandlung und Eliminierung. Im Bereich der Chagas-Krankheit ist das Swiss TPH an der Entdeckung und Entwicklung von Medikamenten, der Epidemiologie, Diagnose, Kontrolle und Eliminierung beteiligt.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Pablo Martinez de Salazar
Dr. med
Senior Scientific Collaborator
+41612848718
pablo.martinezdesalazar@swisstph.ch
Mar Velarde
Scientific Collaborator I
+41612848766
mar.velarde@swisstph.ch
Originalpublikation:
https://doi.org/10.57187/s.3719
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
Deutsch