Erster galaktischer Zensus beendet: Präsentation der Ergebnisse zur Zählung der Himmelobjekte am 13. Juni



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10.06.2022 12:43

Erster galaktischer Zensus beendet: Präsentation der Ergebnisse zur Zählung der Himmelobjekte am 13. Juni

Während die Volkszählung in Deutschland gerade erst beginnt, ist die erste Auswertung des aktuell laufenden Zensus unserer galaktischen Nachbarschaft auch unter Mitwirkung von Forschenden der TU Dresden nun abgeschlossen. Die dafür im Rahmen der ESA-Mission Gaia gewonnenen Daten werden am 13. Juni 2022, Punkt 12 Uhr MESZ, feierlich für die Öffentlichkeit freigegeben.

Seit Mitte 2014 beobachtet Gaia 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt den Himmel und erfasst extrem präzise die Positionen aller für den Satelliten sichtbaren Himmelsobjekte. Da jedes Objekt mehrfach beobachtet wird, lassen sich aus diesen Messungen zusätzlich Geschwindigkeiten und Entfernungen der Himmelsobjekte ableiten.

Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter Beteiligung des Lohrmann-Observatoriums der TU Dresden verarbeitet die gewonnenen Daten weiter, um daraus die genaueste und vollständigste Karte unserer Milchstraße zu erstellen. Wurden die Positionen und Geschwindigkeiten von rund 1,8 Milliarden Himmelsobjekten schon im Dezember 2020 veröffentlicht, erweitert der nun publizierte Datensatz diese Informationen noch einmal beträchtlich.

Analog zur Volkszählung erfasst Gaia neben dem Ort noch viele weitere Daten, welche nun Inhalt des aktuellen Katalogs (DR3) sind. Einige wenige ausgewählte Highlights des an Superlativen so reichen Datenschatzes: Neben der größten jemals erfassten Sammlung astrophysikalischer Daten für Sterne der Milchstraße enthält der Katalog die meisten jemals gemessenen Spektren und Radialgeschwindigkeiten von Sternen. Während die enthaltenen Daten zu Doppelsternen sämtliche Arbeiten der letzten 200 Jahre auf diesem Gebiet übertreffen, sind z.B. die nun veröffentlichten millionenfachen Daten zu Helligkeit, Form und Rotverschiebung von Galaxien im lokalen Universum in diesem Umfang einmalig für die weltweite astronomische Gemeinschaft.

Das Dresdner Team um den TUD-Professor Sergei Klioner war dabei federführend bei der Erstellung des Quasarkatalogs mit fast zwei Millionen Einträgen. Diese Quasare, die leuchtstarken Kerne extrem weit entfernter Galaxien, bilden die Grundlage des neuen Himmelsreferenzsystems, welches von der Internationalen Astronomischen Union im August 2021 offiziell anerkannt wurde und von nun an von allen Astronominnen und Astronomen genutzt wird, um Positionen am Himmel zu beschreiben. Im Rahmen des nationalen Events berichtet Prof. Klioner in Heidelberg über diese Arbeiten und den Beitrag der Dresdner Wissenschaftler:innen zu anderen Teilen des Kataloges. Das Event kann am 13. Juni 2022 ab 11 Uhr live im Internet verfolgt werden. Informationen zur Veranstaltung sowie ein Zoom-Link für den Videostream sind auf der Webseite des Zentrums für Astronomie Heidelberg abrufbar.

Für die interessierte Öffentlichkeit bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lohrmann-Observatoriums im Rahmen dieser Datenveröffentlichung am Freitag, 1. Juli 2022, 17 Uhr einen Vortrag an der TU Dresden an. Darin informiert das Team über die Herausforderung bei der Datenverarbeitung, die faszinierende Wissenschaft mit Gaia und zukünftige Planungen. Der Vortrag wird im Raum E023 der Fakultät für Informatik (Andreas-Pfitzmann-Bau, Nöthnitzer Str. 46, 01187 Dresden) stattfinden.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. habil. Sergei A. Klioner
TU Dresden
Institut für Planetare Geodäsie
Arbeitsgruppe Astronomie / Lohrmann-Observatorium
Tel.: +49 351 463-32821
E-Mail Sergei.Klioner@tu-dresden.de
https://astro.geo.tu-dresden.de


Weitere Informationen:

https://zah.uni-heidelberg.de/talks-seminars-events/gaia-data-release-3-june-13 Webseite des nationalen Events am Zentrum für Astronomie Heidelberg
https://www.esa.int/ESA_Multimedia/ESA_Web_TV ESA TV


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geowissenschaften, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch


Quelle: IDW