Europavergleich: Deutsche bei Arztbesuchen unter Spitzenreitern



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13.10.2025 10:27

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Europavergleich: Deutsche bei Arztbesuchen unter Spitzenreitern

Die Häufigkeit von Arztbesuchen ist eine wichtige Kennzahl für die Bewertung von Gesundheitssystemen. Deutschland weist im europäischen Vergleich einen der höchsten Werte bei den Praxisbesuchen auf, gleichzeitig liegt die Lebenserwartung hierzulande nur auf einem mittleren Rang. In Ländern mit einer höheren Lebenserwartung wie etwa Frankreich, der Schweiz und Spanien suchen die Menschen deutlich seltener einen Arzt auf.

Europavergleich: Deutsche bei Arztpraxisbesuchen unter den Spitzenreitern

Wie häufig Arztpraxen pro Kopf und Jahr besucht werden, ist eine wichtige Kennzahl für die Bewertung von Gesundheitssystemen. Bei internationalen Vergleichen muss berücksichtigt werden, dass sich Bevölkerungen in ihrer Altersstruktur und hinsichtlich des Gesundheitszustands unterscheiden. Gibt es mehr ältere und kranke Personen in einer Bevölkerung, ist mit einer höheren Zahl von Praxisbesuchen zu rechnen.

Eine neue Studie in der Zeitschrift Lancet Regional Health Europe mit Beteiligung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) hat nun neue Zahlen zur Entwicklung der Arztpraxisbesuche in Europa seit 2004 vorgelegt. Dabei wird die ältere Bevölkerung über 50 Jahre betrachtet, wobei Länderunterschiede in der Altersstruktur und beim Gesundheitszustand berücksichtigt werden. Als Enddatum des Vergleichs wurde 2019 gewählt, um die Ergebnisse nicht durch die Coronapandemie zu verfremden, da diese die europäischen Länder sehr unterschiedlich getroffen hat. Die Ergebnisse für 27 Länder zeigen, dass Deutschland bei den Praxisbesuchen zu den Spitzenreitern
in Europa gehört. Dies hat sich im untersuchten Zeitraum noch verstärkt. So ist die Rate an Praxisbesuchen in Deutschland etwa doppelt so hoch wie in Finnland, dem Land mit der niedrigsten Rate.

Spanien und Frankreich konnten Zahl der Arztpraxisbesuche stark reduzieren

Ob die Anzahl der Arztpraxisbesuche auch dem Bedarf angemessen war, lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht bestimmen. Auffällig ist jedoch, dass Deutschland im europäischen Vergleich einen der höchsten Werte bei den Praxisbesuchen aufweist, gleichzeitig aber bei der Lebenserwartung nur einen mittleren Rang belegt.

In Ländern mit einer höheren Lebenserwartung wie etwa Frankreich, der Schweiz und Spanien suchen die Menschen deutlich seltener eine Arztpraxis auf als hierzulande. Dabei unterscheiden sich die langjährigen Trends erheblich: So hat sich etwa in Spanien und Frankreich die Zahl der Praxisbesuche in den letzten 20 Jahren um etwa ein Viertel reduziert. „Diese Länder hatten damals eine ähnlich hohe Zahl an Praxisbesuchen wie Deutschland, konnten dann aber im Kontext einer steigenden Lebenserwartung einen deutlichen Rückgang erzielen“, erklärt Studienautorin Dr. Anna Reuter vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). „Deutschland hat dagegen nur einen minimalen Rückgang verzeichnet und verharrt weiterhin bei einer hohen Rate an Praxisbesuchen pro
Kopf.“


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Anna Reuter, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB)


Originalpublikation:

Nguyen, Van Kinh; Reuter, Anna; Abd El Aziz, Mirna; Bärnighausen, Till (2025): Trends in outpatient healthcare visits among adults aged 50 years and older in 27 European countries: analysis of population-based survey data, 2004-2022. The Lancet Regional Health – Europe. https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2025.101407


Weitere Informationen:

https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2025.101407


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW