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30.07.2025 15:14
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Forschende aus Bonn und Leipzig untersuchen Risikofaktoren für erneut auftretenden Darmkrebs bei Lynch-Syndrom
Eine aktuelle Studie des Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs befasst sich mit der Frage, welche Personen mit Lynch-Syndrom ein erhöhtes Risiko für das Auftreten eines zweiten Darmkrebses entwickeln. Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB), der Universität Bonn und der Universität Leipzig veröffentlichen jetzt ihre Ergebnisse im Fachjournal „Clinical Gastroenterology and Hepatology“.
Das „Hereditäre nicht-polypöse kolorektale Karzinom (HNPCC)“ – kurz Lynch-Syndrom (LS) – ist die häufigste erblich bedingte Risikoerhöhung für Krebs. Es wird geschätzt, dass allein in Deutschland etwa 300.000 Personen betroffen sind. LS erhöht das Risiko für Dickdarmkrebs und andere Krebsarten deutlich und ist für bis zu etwa fünf Prozent aller Dickdarmkrebs-Erkrankungen verantwortlich. Auslöser sind Defekte in Genen, die für die Reparatur der menschlichen Erbsubstanz DNA zuständig sind. Dabei kann es – auch nach zunächst erfolgreicher Behandlung – zu weiteren Dickdarmkrebs-Erkrankungen kommen.
Daher untersuchten Forschende aus Bonn und Leipzig im Namen des Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs Risikofaktoren für das Auftreten einen zweiten primären Dickdarmkrebs. „Unser Ziel ist, die personalisierte Versorgung von Menschen mit Lynch-Syndrom zu verbessern“, sagt Co-Senior-Autor Prof. Dr. Jacob Nattermann, Leiter der Sektion Hepatogastroenterologie an der Medizinischen Klinik I des UKB (Direktor: Prof. Christian Strassburg) und Mitglied in dem Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Life & Health“ der Universität Bonn.
Verbesserte Risikoeinschätzung bei Lynch-Syndrom
Die Studie basiert auf Daten des zentralen Registers des Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs. Ausgewertet wurden 852 Personen mit Lynch-Syndrom, die nach einer ersten Dickdarmkrebs-Erkrankung im Verlauf weiter beobachtet wurden. Analysiert wurde, inwieweit Faktoren wie Alter, Geschlecht, genauer Ort der Ersterkrankung und genetische Merkmale mit dem Risiko für eine spätere zweite Dickdarmkrebs-Erkrankung assoziiert sind.
„Etwa jeder fünfte der untersuchten Lynch-Syndrom-Träger entwickelte im Verlauf von durchschnittlich 7,9 Jahren einen zweiten Dickdarmkrebs“, sagt Erstautor Dr. Robert Hüneburg, Sprecher des Deutschen Konsortiums Familiärer Darmkrebs und Oberarzt an der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Bonn, das Teil des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) Bonn ist. „Unsere Ergebnisse tragen zu einer differenzierteren Risikoeinschätzung bei. Die systematische Auswertung genetischer und klinischer Parameter kann helfen, die Nachsorge und Beratung für Betroffene gezielter zu gestalten.“
Erhöhtes Risiko liegt in verschiedenen Genen
Dabei zeigte sich unter anderem, dass das Risiko für eine weitere Dickdarmkrebs-Erkrankung vom betroffenen Gen abhängt. Personen mit Veränderungen in den Genen MLH1 oder MSH2 hatten ein höheres Risiko, als solche mit Veränderungen in MSH6 oder PMS2. Diese sogenannte Genotyp-Stratifizierung – also die Risikobewertung nach genetischem Befund – stellt einen wichtigen Ansatz dar, um individuelle Vorsorgestrategien zu entwickeln.
„Die Analyse basiert auf einer der bislang größten Personengruppe zu dieser Fragestellung“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Christoph Engel, Co-Senior-Autor der Studie und Leiter der Arbeitsgruppe Familiäre Tumorerkrankungen am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Universität Leipzig. „Die langjährige Dokumentation in unserem Register ermöglicht es, auch weniger offensichtliche Risikokonstellationen abzubilden.“
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen den Nutzen strukturierter Registerdaten zur Erfassung klinischer Verläufe bei erblichen Tumorsyndromen. Sie bilden eine Grundlage für die Weiterentwicklung risikoadaptierter Nachsorgekonzepte.
Beteiligte Institutionen: Die Studie wurde durch das Deutsche Konsortium Familiärer Darmkrebs unter Leitung des Universitätsklinikums Bonn und der Universität Leipzig durchgeführt. Beteiligt waren zudem Zentren in München, Heidelberg, Dresden, Düsseldorf, Tübingen, Hannover, Hamburg, Bochum und Magdeburg.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Robert Hüneburg
Nationales Zentrum für erbliche Tumorsyndrome (NZET)
Oberarzt an der Medizinische Klinik I
Universitätsklinikum Bonn
Tel.: +49/228/28715260
E-Mail: Robert.Hueneburg@ukbonn.de
Originalpublikation:
Robert Hüneburg et al.: Identifying risk factors for metachronous colorectal cancer in Lynch syndrome; Clinical Gastroenterology and Hepatology; DOI: 10.1016/j.cgh.2025.06.040
Weitere Informationen:
https://doi.org/10.1016/j.cgh.2025.06.040 Publikation
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(v. li.) Priv.-Doz. Dr. Christoph Engel und Dr. Robert Hüneburg untersuchen Risikofaktoren für erneu …
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