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27.06.2025 13:49
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Forschungsergebnisse der HMU in „Molecular Cell“ veröffentlicht
Neue Erkenntnisse zur zellulären Energieerzeugung: Prof. Dr. Karl Emanuel Busch, Experte für Biologie und Physiologie an der HMU, hat gemeinsam mit Forschenden der TU Berlin, der University of Edinburgh und anderer Institutionen aktuelle Forschungsergebnisse im Top-Journal „Molecular Cell“ veröffentlicht.
Im Mittelpunkt ihres Projekts stand die Funktionalität der Mitochondrien. Sie sind Teil unserer Zellen und erzeugen ATP, also die Energie, die ein Körper für den Stoffwechsel benötigt. Besonders viele Mitochondrien sind in Muskel- und Nervenzellen enthalten. Der Verbrauch von ATP in den Zellen ist mal größer und mal kleiner, und muss auf die Verfügbarkeit von Energie abgestimmt werden. „Juri Rappsilber und seine Arbeitsgruppe hatten bei ihren Protein-Analysen diesen Vorgang strukturell und biochemisch untersucht. Dabei entdeckten sie, dass zwei Proteine, AIFM1 und AK2, für diese logistische Leistung zuständig sind, nämlich dafür, dass ausreichend Energie vorhanden ist, wenn sie tatsächlich gebraucht wird“, erklärt Karl Emanuel Busch. „Unsere Aufgabe am IMBB Institute for Mind, Brain and Behavior war, diesen Mechanismus der Energieproduktion weiter zu entschlüsseln und festzustellen, ob das tatsächlich so im Körper funktioniert.“
Anhand von Versuchen mit dem Fadenwurm C. elegans konnte der HMU-Forscher die Annahme seines Berliner Kollegen bestätigen. Professor Busch: „Wir wissen jetzt, dass diese beiden Proteine bei der Energieerzeugung zusammenarbeiten und dass sie als eine Art Gatekeeper für die Just-in-Time-Produktion von ATP zuständig sind. Damit stellen sie sicher, dass die Zellenlogistik im gesunden Organismus funktioniert.“ Zudem habe er bei seinen Versuchen festgestellt, dass bei gestörter Zusammenarbeit der beiden Proteine die Energieproduktion unter Stressbedingungen wie Hitze oder Hunger deutlich schlechter funktioniere – und damit die Überlebensrate dramatisch sinke.
Doch was bedeutet die neue Erkenntnis des internationalen Forscherteams für die medizinische Zukunft? Professor Busch: „Ein besseres Verständnis der Vorgänge im menschlichen Körper hilft bei der Entwicklung neuer Therapien. In diesem Fall hoffen wir, dass Menschen mit mitochondrialen Erkrankungen künftig gezielter behandelt werden können.“
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Karl Emanuel Busch
emanuel.busch@hmu-potsdam.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
