Holocaust-Überlebenden eine digitale Stimme in der Welt geben



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06.05.2024 07:18

Holocaust-Überlebenden eine digitale Stimme in der Welt geben

Interaktives Online-Zeugnis des Holocaust-Überlebenden Abba Naor ermöglicht individuelle Gespräche auf Deutsch und Englisch – Wissenschaftlerinnen der TU Chemnitz und der LMU München entwickeln Chatbot, der auch im Schulunterricht eingesetzt werden kann

Immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen können uns heute noch von den Grauen des Zweiten Weltkriegs berichten. Darum stellt das Projekt LediZ (Lernen mit Digitalen Zeugnissen) auf seiner Website neue digitale Medienformate bereit, die auch in Zukunft das Gespräch mit Holocaust-Überlebenden ermöglichen. Geleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Anja Ballis, Inhaberin des Lehrstuhls Didaktik der Deutschen Sprache und Literatur sowie Deutsch als Zweitsprache an der LMU München.

Es fühlt sich beinahe an wie eine Videokonferenz: Über Mikrofon oder Texteingabe auf dem Handy oder Computer kann man Abba Naor, Eva Umlauf und Zilli Schmidt, die als Juden bzw. Jüdinnen oder Sinti und Roma verfolgt wurden, eigene Fragen stellen und bekommt mittels Sprachverarbeitung Antworten. Bislang war dies lediglich auf Deutsch möglich, doch nun haben Prof. Dr. Christina Sanchez-Stockhammer, Inhaberin der Professur Englische und Digitale Sprachwissenschaft, Antonia Friebel und ihr Team an der Technischen Universität Chemnitz die Videointerviews von Abba Naor englisch untertitelt und mit einer eigenen Chatbot-Zugriffsstruktur versehen. Das Online-Tool schlägt auch mögliche Fragen vor – etwa zu Abba Naors Familie oder seinen Erfahrungen im Konzentrationslager.

„Wir finden Abba Naors Erinnerungen so wichtig, dass wir sie mit der ganzen Welt teilen möchten. Darum haben wir sie auf Englisch übersetzt“, so Sanchez-Stockhammer. „Dank der Untertitel können viel mehr Menschen seine Botschaft verstehen. Gleichzeitig vermittelt Abba Naors Stimme direkt seine Emotionen.“ Ziel war es, Abba Naors Antworten so originalgetreu wie möglich zu übertragen. „Darum erscheinen die Untertitel genau dann, wenn Abba Naor spricht. So kann man sich besser auf seine Körpersprache konzentrieren, wenn er etwa nach Worten sucht“, erläutert Friebel, die ihre Dissertation im Rahmen des Projekts schreibt.

Damit das interaktive digitale Zeugnis ganz einfach im englischsprachigen Geschichtsunterricht und im Englischunterricht an Schulen und Universitäten eingesetzt werden kann, haben die Wissenschaftlerinnen eine Handreichung mit Unterrichtsvorschlägen für Lehrkräfte geschrieben und ein Erklärvideo erstellt. Sanchez-Stockhammer hofft: „Indem wir Schülerinnen und Schüler im individuellen Dialog an Abba Naors Geschichte heranführen, möchten wir einen Beitrag dazu leisten, dass die Gräueltaten des Holocausts nicht vergessen werden.“

Abba Naors englischsprachiges Zeugnis: https://www.intheroom.global/player?aspectRatio=16×9&experience=01GZK36PJH6K…

Erklärvideo für Abba Naors englischsprachiges Zeugnis: https://www.youtube.com/watch?v=PuqqKT0J5Fo

Handreichung mit Unterrichtsvorschlägen: https://syncandshare.lrz.de/open/MkpqUmNpVzF1ZWlKcVl5d2lQZXpt/Zur%20Vertiefung/Z…

LediZ-Website mit weiteren interaktiven Zeugnissen (inkl. Kurzlebensläufe der interviewten Holocaust-Überlebenden): http://www.edu.lediz.lmu.de/wordpress/


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Christina Sanchez-Stockhammer, Telefon +49 (0)371 531-32444, E-Mail christina.sanchez@phil.tu-chemnitz.de


Bilder

Dank der englischsprachigen Untertitel in den Videointerviews können die Erinnerungen des Holocaust-Überlebenden Abba Naor in der ganzen Welt verstanden und beispielsweise im mehrsprachigen Geschichtsunterricht eingesetzt werden.

Dank der englischsprachigen Untertitel in den Videointerviews können die Erinnerungen des Holocaust-
Foto: Screenshot

Der Chatbot ermöglicht eine englischsprachige Interaktion mit dem Holocaust-Überlebenden Abba Naor. Dabei werden auch mögliche Fragen vorgeschlagen.

Der Chatbot ermöglicht eine englischsprachige Interaktion mit dem Holocaust-Überlebenden Abba Naor.
Foto: Screenshot


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
Deutsch


 

Quelle: IDW