Ist die Physik roter Blutkörperchen von Fledermäusen ein Schlüssel zum „künstlichen Winterschlaf“ von Menschen?



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15.10.2024 12:23

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Ist die Physik roter Blutkörperchen von Fledermäusen ein Schlüssel zum „künstlichen Winterschlaf“ von Menschen?

Die mechanischen Eigenschaften roter Blutkörperchen (Erythrozyten) bei unterschiedlichen Temperaturen spielen möglicherweise eine wichtige Rolle für die Fähigkeit von Säugetieren zum Winterschlaf. Das ist das Ergebnis einer Studie, in der die thermomechanischen Eigenschaften von Erythrozyten bei zwei Fledermausarten und bei Menschen vergleichend untersucht wurden. Diese Studie wurde im Oktober 2024 in der Fachzeitschrift PNAS (The Proceedings of the National Academy of Sciences; DOI10.1073/pnas.2405169121) veröffentlicht. Mit den gewonnenen Erkenntnissen könnten möglicherweise neue medizinische Behandlungsmethoden entwickelt werden.

Die mechanischen Eigenschaften roter Blutkörperchen (Erythrozyten) bei unterschiedlichen Temperaturen spielen möglicherweise eine wichtige Rolle für die Fähigkeit von Säugetieren zum Winterschlaf. Das ist das Ergebnis einer Studie, in der die thermomechanischen Eigenschaften von Erythrozyten bei zwei Fledermausarten und bei Menschen vergleichend untersucht wurden. Diese Studie wurde im Oktober 2024 in der Fachzeitschrift PNAS (The Proceedings of the National Academy of Sciences; DOI10.1073/pnas.2405169121) veröffentlicht. Mit den gewonnenen Erkenntnissen könnten möglicherweise neue medizinische Behandlungsmethoden entwickelt werden.

Winterschlaf ist bei Säugetieren weit verbreitet, insbesondere bei Fledermäusen, er kommt aber auch bei einigen Primaten vor. In der vorliegenden Arbeit vergleicht das interdisziplinäre Team mit Forschenden dersowie der Universitätsmedizin Greifswald, der TU Dresden, des Friedrich-Loeffler-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) und des Deutsches Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) die mechanischen Eigenschaften von Hunderttausenden einzelner Erythrozyten einer überwinternden einheimischen Fledermausart, des Großen Abendseglers (Nyctalus noctula), einer nicht überwinternden Fledermausart, dem Nilflughund (Rousettus aegyptiacus) und von gesunden menschlichen Spendern. Die Daten wurden für Temperaturen zwischen 10 °C und 37 °C erhoben.

Bei allen drei Arten wurden die einzelnen Erythrozyten viskoser (zähflüssiger), wenn die Temperatur der Blutproben von einer normalen Körpertemperatur von 37 °C auf eine für den Winterschlaf bei Säugetieren typischen Temperatur von 10 °C gesenkt wurde. Das beobachtete Verhalten resultiert aus Eigenschaften der Zellmembran und ist bei beiden Fledermausarten deutlich stärker ausgeprägt als beim Menschen. Interessanterweise kann diese besondere Anpassung bei Fledermäusen nicht nur durch saisonale Schwankungen wie unterschiedliche Ernährung und Umgebungstemperatur erklärt werden.

Menschen sind von Natur aus nicht in der Lage, ihre Körperkerntemperatur wesentlich zu senken, um Energie zu sparen. Aufgrund der vorliegenden Daten wäre es perspektivisch denkbar, Methoden zur pharmazeutischen Veränderung der mechanischen Eigenschaften menschlicher Erythrozyten zu entwickeln, um die Blutzirkulation in künstlich herbeigeführten winterschlafähnlichen Zuständen zu optimieren. Gelänge dies, könnte auch der Traum vom Kälteschlaf bei ausgedehnte Weltraummissionen einen Schritt näher rücken.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Professor Dr. Gerald Kerth
Angewandte Zoologie und Naturschutz
Zoologisches Institut & Museum
Loitzerstrasse 26, 17489 Greifswald
Telefon: +49 (0)3834 420 4100
gerald.kerth@uni-greifswald.de
https://zoologie.uni-greifswald.de/struktur/abteilungen/angewandte-zoologie-und-… – Angewandte Zoologie und Naturschutz

Prof. Dr. Oliver Otto
Professur für Zelluläre Biophysik
Institut für Physik
Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 15a, 17489 Greifswald
Tel: +49 (0)3834 420 5602
oliver.otto@uni-greifswald.de
https://www.physik.uni-greifswald.de/ag-otto


Originalpublikation:

“Thermomechanical properties of bat and human red blood cells – implications for hibernation”, https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2405169121 DOI number 10.1073/pnas.2405169121


Bilder

Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)

Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)
Christian Giese, www.pixtura.tv
Christian Giese


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Biologie, Medizin, Physik / Astronomie, Tier / Land / Forst
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW