Neue Einblicke in die molekularen Grundlagen von Ataxien



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10.10.2025 09:31

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Neue Einblicke in die molekularen Grundlagen von Ataxien

Forschende der Ruhr-Universität Bochum haben einen Rezeptor identifiziert, der eine entscheidende Rolle für Stress-bedingte Koordinationsstörungen im Rahmen von Ataxien spielt. Diese vererbbaren Motor-Krankheiten wurden schon länger mit dem Botenstoff Noradrenalin in Verbindung gebracht. Nun zeigte das Team um Dr. Pauline Bohne und Prof. Dr. Melanie Mark von der Bochumer Arbeitsgruppe Verhaltensneurobiologie, dass der Nordadrenalin-Rezeptor α1D im Kleinhirn hinter den Symptomen steckt. Über die Ergebnisse berichtet das Team in der Zeitschrift Cellular and Molecular Life Sciences vom 6. Oktober 2025.

Menschen, die an Ataxien leiden, erleben durch verschiedene Auslöser wie körperlichen oder emotionalen Stress, Fieber, Alkohol oder Koffein wiederkehrende Phasen von motorischen Koordinationsstörungen, die auch als Dystonie bezeichnet werden. Diese beginnen mit einer Ausschüttung des Botenstoffs Noradrenalin im Kleinhirn, welches die wichtigste Hirnregion für die Koordination von Bewegungen ist. Bislang können Ataxien nicht geheilt werden. Daher wollen Forschende die zugrunde liegenden Mechanismen besser verstehen, um neue Ansätze für die Therapie zu finden.

Die Bochumer Forschenden untersuchten die Rolle von Noradrenalin-Rezeptoren in Mäusen mit Ataxie-artigen Bewegungsstörungen. Es war bereits bekannt, dass Stress-bedingte Dystonie mit einer unregelmäßigen Aktivität von bestimmten Nervenzellen im Kleinhirn, den Purkinje-Zellen, einhergeht. Die Gruppe zeigte nun, dass der Rezeptor α1D dabei eine Schlüsselrolle spielt. Schalteten die Wissenschaftlerinnen den Rezeptor genetisch oder pharmakologisch aus, traten kaum oder keine Episoden mit Dystonie bei den Mäusen auf. Eine Blockade des Rezeptors mit einem bestimmten Wirkstoff sorgte zudem dafür, dass die Prukinje-Zellen wieder ein normales Aktivitätsmuster zeigen.

Potenziell neuer Therapieansatz

„Wir hoffen, mit dem Rezeptor α1D einen neuen Ansatz gefunden zu haben, um stressbedingte Dystonie bei Patient*innen mit Ataxien vom Typ 2 zu vermeiden“, sagt Pauline Bohne. Allerdings sind weitere Studien nötig, um zu testen, ob die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar und klinisch anwendbar sind.

Förderung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützte die Arbeiten (MA 5806/7-1, MA 5806/1-2, SFB1280, GRK2862/1).


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Melanie Mark
Arbeitsgruppe Verhaltensneurobiologie
Fakultät für Biologie und Biotechnologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel: +49 234 32 27913
E-Mail: melanie.mark@ruhr-uni-bochum.de


Originalpublikation:

Pauline Bohne, Mareike Josten, Lina Rambuscheck, Jana Brüggemann, Xinran Zhu, Max O. Rybarski and Melanie D. Mark: Cerebellar α1D- adrenergic receptors mediate stress-induced dystonia in totteringtg/tg 3 mice, in: Cellular and Molecular Life Sciences, 2025, DOI: 10.1007/s00018-025-05843-1


Bilder

Die Bochumer Forscherinnen Pauline Bohne (links) und Melanie Mark

Die Bochumer Forscherinnen Pauline Bohne (links) und Melanie Mark

Copyright: RUB, Kramer


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW