Schizophrenie: NMI beobachtet Prozesse in Nervenzellen



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16.12.2024 09:47

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Schizophrenie: NMI beobachtet Prozesse in Nervenzellen

Reicht es, die Symptome zu behandeln, oder wollen wir nicht viel lieber an die Ursachen der Krankheit? Bisher wird Schizophrenie vor allem symptomatisch behandelt, da wenig über die genauen zugrunde liegenden Prozesse bekannt ist. Forschenden des NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts in Reutlingen ist es gelungen, die treibenden Mechanismen der Krankheit besser zu verstehen. Das bietet Chancen für die Entwicklung neuer Medikamente. Ihre Ergebnisse haben sie im Journal BMC Psychiatry veröffentlicht.

Reicht es, die Symptome zu behandeln, oder wollen wir nicht viel lieber an die Ursachen der Krankheit? Bisher wird Schizophrenie vor allem symptomatisch behandelt, da wenig über die genauen zugrunde liegenden Prozesse bekannt ist. Forschenden des NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts in Reutlingen ist es gelungen, die treibenden Mechanismen der Krankheit besser zu verstehen. Das bietet Chancen für die Entwicklung neuer Medikamente. Ihre Ergebnisse haben sie im Journal BMC Psychiatry veröffentlicht.

Proteine, also Eiweiße, spielen in Organismen in vielerlei Hinsicht eine zentrale Rolle. Wenn sie falsch codiert sind und/oder ihre Aufgaben nicht planmäßig ausführen, kann dies zu Erkrankungen führen. Dies trifft auch auf Schizophrenie zu, bei der sich Nervenzellen (Neurone) fehlerhaft entwickeln.

Frühzeitige Erkennung fehlerhafter Prozesse

Ein Wissenschaftler-Team des NMI um Aaron Stahl, Prof. Hansjürgen Volkmer und Dr. Markus Templin hat nun mit Hilfe der DigiWest®-Technologie Nervenzellen während ihrer Entwicklung untersucht. Sie nutzten dafür von Patienten abgeleitete Zellen (zur Verfügung gestellt vom Universitätsklinikum Tübingen) von erkrankten und nicht-erkrankten Personen und unterzogen sie einer hochpräzisen Analyse.

„Es ist uns gelungen, Neurone bereits in frühen Entwicklungsstadien beobachten. So konnten wir schon in dem frühen Stadium beschreiben, dass und vor allem warum sich kranke Zellen schlechter entwickeln“, beschreibt Aaron Stahl, der am NMI und an der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen forscht.

Was passiert bei Schizophrenie in den Nervenzellen?

Die Protein-Analysen von DigiWest® ermöglichten einen Blick in wichtige Prozesse innerhalb von erkrankten Zellen. So ist nun klar, welche Abläufe fehlerhaft sind. Dazu zählt etwa die Reparatur defekter DNA. Auch die Zellzyklusregulation, die den Prozess der regelmäßigen Zellteilung bestimmt, funktioniert nicht mehr korrekt. Schließlich ist in diesen Zellen die sogenannte p53-Regulation entscheidend verändert; von dem Protein p53 ist bereits bekannt, dass es bei Fehlregulation schwere Krankheiten wie z.B. Krebs auslösen kann. Offenbar gibt es also einen engen Zusammenhang zwischen diesen Fehlfunktionen in den Nervenzellen und der Schizophrenie.

Ein Schritt hin zu dem Ziel, die Ursachen von Schizophrenie zu behandeln

„Dank unserer Protein-Analysen wissen wir jetzt viel mehr über die eigentlichen Auslöser für Schizophrenie. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die Krankheit möglicherweise eines Tages näher an ihren Ursachen medikamentös zu behandeln“, blickt NMI-Wissenschaftler Dr. Markus Templin voraus. Bis die Wissenschaft dieses Ziel erreicht hat, wird es aber noch einige Zeit brauchen.

Über das NMI:
Das NMI Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut in Reutlingen ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung und betreibt anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Es verfügt über ein einmaliges, interdisziplinäres Kompetenzspektrum für F&E- sowie Dienstleistungsangebote für regional und international tätige Unternehmen. Dabei richtet sich das Institut gleichermaßen an die Gesundheitswirtschaft wie an Firmen aus dem Fahrzeug-, Maschinen- und Werkzeugbau. Zugleich unterstützt das NMI aktiv Ausgründungen aus dem Institut.
In der Forschung arbeitet das NMI mit zahlreichen hochkarätigen Institutionen wie der Universität Tübingen, dem Universitätsklinikum Tübingen und den Instituten der Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW) zusammen.
Das NMI wird vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg unterstützt und ist Mitglied der innBW, einem Zusammenschluss von 12 außeruniversitären und wirtschaftsnahen Forschungsinstituten.


Originalpublikation:

Patient iPSC-derived neural progenitor cells display aberrant cell cycle control, p53, and DNA damage response protein expression in schizophrenia
https://doi.org/10.1186/s12888-024-06127-x


Weitere Informationen:

https://www.nmi.de/biomarker-und-bioanalytik/dienstleistungen/digiwestr-protein-… (Mehr Informationen zur DigiWest®-Technologie)


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW