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22.05.2025 15:32
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Studie zeigt: mehr Qualität, bessere Ergebnisse – Zertifikate der DDG sichern Behandlungserfolg von Menschen mit Dia
Menschen mit Diabetes mellitus, die in einem Krankenhaus mit Zertifizierung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) behandelt werden, haben ein geringeres Risiko, im Krankenhaus zu versterben. Das ergab eine aktuelle Auswertung* von über 8 Millionen Krankenhausaufenthalten aus den Jahren 2021 bis 2023. Auf der heutigen Online-Pressekonferenz im Vorfeld des Diabetes Kongresses 2025 stellte Professor Dr. med. Andreas Fritsche die Ergebnisse der Versorgungsstudie vor und erläuterte, warum die besondere Expertise diabetologischer Fachabteilungen dringend strukturell und gesetzlich abgesichert werden muss.
Im Rahmen der Analyse, die als Pre-Print-Veröffentlichung vorliegt, wurden insgesamt 300 Krankenhäuser mit DDG Zertifizierung mit 1.103 nicht zertifizierten Einrichtungen verglichen: Trotz höherer Krankheitslast bei den an Diabetes erkrankten Menschen zeigten die zertifizierten Abteilungen eine niedrigere Krankenhaussterblichkeit bei Patientinnen und Patienten mit der Hauptdiagnose Diabetes mellitus. „Die Ergebnisse der Untersuchung unterstreichen den Versorgungswert spezialisierter Strukturen in der stationären Diabetologie“, sagte Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Hohe Prävalenz, komplexe Versorgung
Mindestens jeder 5. Patient, der stationär im Krankenhaus behandelt wird, ist an einem Diabetes mellitus erkrankt. „Oft erfordert die chronische Erkrankung daran angepasste Behandlungsabläufe und Therapieumstellungen, die häufig mehr Patientenmonitoring notwendig machen. Ebenso sind mit Diabetes nicht selten Komplikationen verbunden, die den Krankenhausaufenthalt verlängern können“, erklärte der Diabetologe vom Universitätsklinikum Tübingen. Darüber hinaus haben Menschen mit Diabetes ein um das 2,6-fache erhöhtes Risiko für einen frühzeitigen Tod, ihre Lebenserwartung ist im Mittel 5 bis 6 Jahre kürzer als die gleichaltriger Menschen ohne Diabetes. Etwa jeder 5. Todesfall in Deutschland ist mit einem Typ-2-Diabetes assoziiert.
Krankenhausreform: Gefahr für spezialisierte Strukturen
Mit Blick auf die derzeit laufende Krankenhausreform und die Einführung sogenannter Leistungsgruppen warnt die DDG vor einer Schwächung diabetologischer Fachabteilungen. Die geplante Integration in allgemeine Leistungsgruppen der inneren Medizin könne zu einem Verlust etablierter Expertise führen. „Für eine qualitätsgesicherte Versorgung von Menschen mit Diabetes ist es erforderlich, diabetologische Fachabteilungen strukturell zu verankern“, erklärte Fritsche. „Dazu gehört, dass entsprechende Abteilungen in die Leistungsgruppe ‚Komplexe Diabetologie/Endokrinologie‘ überführt werden. Auch Internisten mit der Zusatzweiterbildung Diabetologie müssen für diese Leistungsgruppe zugelassen sein, um Versorgungssicherheit und Weiterbildung zu gewährleisten.“
Flächendeckende Versorgung sichern
Besonders in ländlichen und strukturschwachen Regionen ist der Erhalt spezialisierter Abteilungen gefährdet. Die DDG sieht in den Ergebnissen der Studie eine klare Evidenzgrundlage, um die Etablierung und den Erhalt zertifizierter Strukturen – einschließlich Konsiliardiensten („Diabetes Units“) – flächendeckend zu fördern. „Der strukturierte Ausbau zertifizierter Fachabteilungen trägt nachweislich zur Senkung der Krankenhaussterblichkeit bei Menschen mit Diabetes bei“, so Fritsche. „Dies sollte bei der Umsetzung der Krankenhausreform gesundheitspolitisch berücksichtigt werden.“
Qualitätssicherung durch Zertifizierung
Die DDG vergibt Zertifikate an Krankenhausabteilungen, die eine strukturierte und spezialisierte Diabetesversorgung sicherstellen. Je nach Größe, Patientenspektrum und Schwerpunktsetzung werden folgende Zertifizierungen vergeben: Diabetes Exzellenzzentrum DDG, Diabeteszentrum DDG, Klinik mit Diabetes im Blick DDG. Zusätzliche Zertifikate decken besondere Kompetenzen in der Behandlung von Komorbiditäten oder vulnerablen Lebenssituationen ab, beispielsweise im Bereich Schwangerschaftsdiabetes, diabetischer Fuß (Fußbehandlungseinrichtungen der DDG) oder psychosoziale Betreuung.
Auf dem Diabetes Kongress 2025 diskutieren Expertinnen und Experten am Donnerstag, den 29. Mai 2025, im Rahmen des Symposiums „Stationäre Diabetologie – heute und morgen“ über die Dringlichkeit einer gesicherten Krankenhausversorgung für die steigende Zahl von Menschen mit Diabetes mellitus. Die 59. Jahrestagung der DDG beginnt offiziell am Mittwoch, den 28. Mai 2025, um 17.00 Uhr mit einer Eröffnungsveranstaltung (reine Präsenzveranstaltung).
Originalpublikation:
Auzanneau M et al: Advantages of DDG-certified hospitals for hospitalized patients with diabetes – A nationwide DRG analysis in Germany https://medrxiv.org/cgi/content/short/2025.04.07.25325368v1
Weitere Informationen:
http://Die Pressemappe und den Mitschnitt der Pressekonferenz finden Sie auf der Website der DDG unter https://www.ddg.info/pressekonferenzen/pressekonferenz-im-vorfeld-des-diabetes-k…
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
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