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30.04.2025 16:30
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Typ-1-Diabetes und AID-Systeme: Meta-Analyse belegt Wirksamkeit
Forschende des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) zeigten in einer aktuell veröffentlichten Studie, dass Systeme zur automatisierten Insulinabgabe (engl. Automated Insulin Delivery, AID) die Blutglukosekontrolle bei Menschen mit Typ-1-Diabetes im Vergleich zu anderen Insulintherapien verbessern können. Die systematische Übersichtsarbeit wertete 46 klinische Studien mit insgesamt 4.113 Teilnehmenden aus und ist damit die bislang umfassendste Untersuchung ihrer Art.
Im Fokus der Analyse standen sogenannte Hybrid Closed-Loop (HCL), Advanced Hybrid Closed-Loop (AHCL) und Full Closed-Loop (FCL) Systeme, auch bekannt als künstliche Bauchspeicheldrüsen. Die Geräte kombinieren kontinuierliche Glukosemessung mit automatischer Insulinzufuhr und passen die Insulingabe in Echtzeit an den Glukosespiegel an.
Wie die Studie des DDZ zeigt, erhöhten die AID-Systeme im Vergleich zur klassischen Pumpentherapie die Zeit im angestrebten Zielbereich. Bei den AHCL-Systemen, den zurzeit hierzulande gebräuchlichsten AID-Systemen, lag die Steigerung im Schnitt bei 24%. Gleichzeitig verringerten AHCL-Systeme die Zeit mit erhöhten Glukosewerten (>180 mg/dl) sowie mit stark erhöhten Werten (>250 mg/dl) im Vergleich zur klassischen Pumpentherapie. Der HbA1c-Wert verbesserte sich ebenfalls unter Verwendung der AHCL-Systeme. Diese Ergebnisse deuten klar auf einen Nutzen hin, auch wenn zukünftige Studien die Einschätzung noch leicht verändern könnten. Für die Zeit mit sehr niedrigen Glukosewerten (<70 und <54 mg/dl) wurde hingegen nur eine geringe Wirksamkeit festgestellt. Weitere Studien sind erforderlich, um die Wirkung besser beurteilen zu können.
Bedeutung für die Praxis
„Diese Studie liefert Daten für die klinische Entscheidungsfindung und die gemeinsame Auswahl der Therapie zwischen betroffenen Personen und Behandelnden.“, erläutert Prof. Dr. Michael Roden, Wissenschaftlicher Geschäftsführer und Sprecher des Vorstands des DDZ und Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD).
„AID-Systeme bieten insgesamt Vorteile, die aber nicht für alle Zielgrößen gleich stark ausgeprägt sind. Nach wie vor wird intensiv an der Optimierung von AID-Systemen geforscht.“, ergänzt Dr. Anna Stahl-Pehe, Erstautorin der Studie.
Originalpublikation:
Stahl-Pehe A, Shokri-Mashhadi N, Wirth M, Schlesinger S, Kuss O, Holl RW, Bächle C, Warz K-D, Bürger-Büsing J, Spörkel O, Rosenbauer J. 2025. Efficacy of automated insulin delivery systems in people with type 1 diabetes: a systematic review and network meta-analysis of outpatient randomised controlled trials. eClinicalMedicine. 82:103190. https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2025.103190
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