Wie Nierenzellen auf Dehnung reagieren



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02.06.2025 10:34

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‚Wissenschaft‘, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Wie Nierenzellen auf Dehnung reagieren

Greifswalder Publikation im Journal of the American Society of Nephrology (JASN)

Leiden Menschen unter Bluthochdruck, so kann das große Auswirkungen auf sehr wichtige Zellen in der Niere – die Podozyten – haben, sodass sie einen irreversiblen Schaden davontragen. Im Rahmen eines bundesweiten Forschungsprojekts konnte die Greifswalder Arbeitsgruppe zwei wichtige Proteine identifizieren, die sich in ihrer Struktur unter Bluthochdruck verändern.

Diese Entdeckung könnte langfristig zu neuen Diagnoseverfahren oder Therapien für chronische Nierenerkrankungen führen. Die Studienergebnisse wurden nun im renommierten Journal of the American Society of Nephrology (JASN) veröffentlicht.
Zellen im menschlichen Körper leisten viel Arbeit und können sich auch bestimmten Situationen anpassen – zum Beispiel einem erhöhten Bluthochdruck. Was das im Falle von Podozyten, also den wichtigen Zellen für die Filtration des Blutes in den Nierenkörperchen, bei einem Bluthochdruck bedeutet, hat eine Arbeitsgruppe am Institut für Anatomie und Zellbiologie untersucht.

Mithilfe eines speziell angefertigten Dehnungsapparates, der Bluthochdruck simuliert, wurden die Podozyten, die auch als Füßchenzellen bezeichnet werden, verschiedenen Druckverhältnissen ausgesetzt. „Die Zellen werden auf einer Membran kultiviert, die dann mit unterschiedlicher Stärke und Frequenz gedehnt wird“, erklärt Projektleiterin Prof. Nicole Endlich. Es werden also Situationen simuliert, die zum Beispiel bei bestimmten Nierenerkrankungen, die durch Bluthochdruck entstehen, auftreten können. So gibt es beispielsweise eine durch Bluthochdruck induzierte chronische Nierenerkrankung. Dieser Bluthochdruck könne auch bei Patienten mit Diabetes und einer Fokal segmentales Glomerulosklerose (FSGS) entstehen und für eine Schädigung der Füßchenzellen verantwortlich sein, so Endlich.

Bei der Studie spielte ein bestimmter biologischer Prozess eine entscheidende Rolle: das sogenannte „Alternative Spleißen“. Dieser Prozess ermöglicht es, dass aus ein und demselben Gen verschiedene Varianten eines Proteins entstehen – mit teils sehr verschiedenen Funktionen. „In unserem Projekt haben wir untersucht, inwiefern sich die Füßchenzellen nach der mechanischen Dehnung verändern und welche Proteine gezielt verändert und an diese mechanische Dehnung angepasst werden“, so Dr. Felix Kliewe, Letztautor der Publikation, die aktuell die Studienergebnisse im Journal of the American Society of Nephrology präsentiert.

In Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern eines bundesweiten BMBF-geförderten Forschungsverbundes namens Sys CARE führte das Forschungsteam Verfahren wie Sequenzierungen oder Proteomanalysen durch. Im Ergebnis sind vor allem zwei Top-Kandidaten ins Visier der Forschenden geraten, wie Kliewe betont. „Die beiden Proteinvarianten MYL6 und SHROOM3 spielen bei mechanischer Dehnung offenbar eine zentrale Rolle.“ Die Podozyten reagieren so auf das Alternative Spleißen, um sich eventuell dadurch den Druckverhältnissen anzupassen.

„Bei diesem Projekt handelt es sich um wertvolle Grundlagenforschung“, hebt Prof. Uwe Reuter, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Greifswald, hervor. Die publizierten Ergebnisse ermöglichen neue Ansätze für Folgeuntersuchungen. Inwiefern diese Proteinvarianten auch als wichtige Frühwarnzeichen für Nierenerkrankungen genutzt werden können oder ob damit neue Möglichkeiten neuer Therapieansätze verfolgt werden können – „all das könnten spannende Fragestellungen für künftige Forschungsvorhaben in diesem Bereich sein“.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Nicole Endlich
Telefon: ++49 (0)3834 / 86 53 03
E-Mail: nicole.endlich@uni-greifswald.de


Originalpublikation:

Originalpublikation:
Alternative Splicing in Mechanically Stretched Podocytes as a Model of Glomerular Hypertension
Journal of the American Society of Nephrology ():10.1681/ASN.0000000706, May 26, 2025. | DOI: 10.1681/ASN.0000000706


Bilder

Prof. Nicole Endlich und Dr. Felix Kliewe neben dem speziell angefertigten Dehnungsapparat, der Bluthochdruck simuliert.

Prof. Nicole Endlich und Dr. Felix Kliewe neben dem speziell angefertigten Dehnungsapparat, der Blut
Foto: Katrin Kleedehn/UMG
UMG


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW