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19.11.2024 09:13
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Pflegenotstand erhöht Verweildauer von Krankenhauspatienten
Ein Krankenhausaufenthalt erhöht das Risiko einer anschließenden Pflegebedürftigkeit älterer Menschen erheblich. Wenn Betroffene nach ihrer Behandlung im Krankenhaus auf einen Pflegeheimplatz angewiesen sind, haben sie aufgrund des Personalmangels in deutschen Pflegeheimen jedoch oftmals Schwierigkeiten, einen Platz zu finden. Dadurch erhöht sich die Verweildauer in den Krankenhäusern um bis zu 40 Prozent und es entstehen zusätzlich abgerechnete Krankenhauskosten in Höhe von durchschnittlich 400 Euro pro Patienten. …
… Ein verlängerter Aufenthalt im Krankenhaus birgt darüber hinaus zahlreiche Risiken für die Betroffenen, wie das Risiko für Folgeinfektionen und die Verschlechterung physischer und kognitiver Fähigkeiten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Sie basiert auf Krankenkassendaten zwischen 2011 und 2019, die mit regionalstatistischen Informationen verknüpft wurden.
Das Wichtigste in Kürze:
• Sind ältere Patienten nach ihrer Krankenhausbehandlung auf einen Pflegeheimplatz angewiesen, finden sie oftmals keinen Platz. Damit die Betroffenen weiter versorgt werden können, verbleiben sie im Krankenhaus. Die Folge: Krankenhausbetten sind blockiert. Denn Pflegeheime sind gesetzlich verpflichtet, Mindestpersonalvorgaben einzuhalten und oftmals steht nicht ausreichend Personal zur Verfügung. Die Pflegeheimkapazitäten reichen demnach nicht aus, um die Versorgung der Betroffenen nach der Behandlung im Krankenhaus zu gewährleisten.
• Infolge des Mangels an Pflegeheimplätzen bleiben Betroffene im Durchschnitt drei bis vier zusätzliche Tage im Krankenhaus. Damit steigt die Verweildauer im Krankenhaus um etwa 40 Prozent. Dieser verlängerte Aufenthalt führt zu zusätzlich abgerechneten Krankenhauskosten von rund 400 Euro pro Patienten. Aufgrund der Fallpauschalen verringern sich die abrechenbaren Kosten mit steigender Verweildauer, weshalb die tatsächlich anfallenden Krankenhauskosten noch deutlich höher liegen dürften.
• Besonders betroffen sind Regionen mit wenigen Pflegeheimplätzen und hohem Personalmangel. In diesen Gebieten ist die Wahrscheinlichkeit, dass Patienten unnötig lange im Krankenhaus bleiben, besonders hoch. Die Verweildauer kann hier nochmals um 0,5 Tage höher sein als in Regionen mit besserer Pflegeversorgung.
• Patienten mit höherem Pflegegrad sind besonders benachteiligt. Pflegeheime bevorzugen aufgrund des Personalmangels offenbar die Aufnahme von Menschen mit geringerem Pflegebedarf, da diese weniger Betreuung erfordern. Dies führt dazu, dass die am stärksten pflegebedürftigen Personen am längsten im Krankenhaus auf einen Platz warten müssen.
• Die Studie basiert auf umfangreichen Gesundheitsdaten einer großen deutschen Krankenversicherung, Daten der Pflegestatistik sowie regionalen Daten auf Kreisebene. Der Untersuchungszeitraum reicht von 2011 bis 2019.
„Unsere Studienergebnisse zeigen, dass der Mangel an Pflegeheimplätzen und qualifiziertem Pflegepersonal nicht nur die Verweildauer von Krankenhauspatienten verlängert, sondern auch die Krankenhauskosten erheblich erhöht“, sagt Gesundheitsökonomin Lea Bergmann vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. „Um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken und die überlasteten Krankenhäuser zu entlasten, sollten dringend Maßnahmen zur Ausbildung und Rekrutierung von Pflegekräften ergriffen werden – auch aus dem Ausland. Denn: Die Personalengpässe in der Pflege beeinträchtigen das Wohlergehen der Betroffenen erheblich. Besonders betroffen sind insbesondere Personen mit einem hohen Pflegegrad – also Personen, die ohnehin schon stärker benachteiligt sind.“
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Lea Bergmann, lea.bergmann@rwi-essen.de, Tel.: 0201 81 49-358
Originalpublikation:
https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Publikationen/Ruhr_Economic_P…
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
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