Wenn das Blut im Becken versackt



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06.05.2024 11:20

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Wenn das Blut im Becken versackt

Krampfadern am Oberschenkel: Im Zusammenhang mit chronischen Bauchschmerzen ein Indikator für das pelvine Stauungssyndrom. Diagnose und Therapie können durch einen neuen Algorithmus erleichtert werden.

Auf den ersten Blick haben die Beschwerden nichts miteinander zu tun: Krampfadern an der Innenseite des Oberschenkels und chronische Schmerzen im linken Unterbauch, die sich im Sitzen und Stehen verstärken und im Liegen bessern. Deswegen bleibt das pelvine Stauungssyndrom, bei dem sich Blut im kleinen Becken staut, häufig lange unerkannt. Dabei ist es gut behandelbar. Ein Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum hat jetzt den sogenannten Bochumer Algorithmus veröffentlicht: Eine Entscheidungshilfe für Ärtzinnen und Ärzte, die sie auf die Spur der Erkrankungen bringen kann. Der Beitrag ist am 14. Februar 2024 in der Zeitschrift Phlebologie veröffentlicht. Der Algorithmus richtet sich nicht nur an Fachleute aus der Phlebologie, sondern auch aus der Gynäkologie und in Hausarztpraxen.

Von Pontius nach Pilatus

Die typische Patientin hat zwei bis drei Kinder und ist im gebärfähigen Alter. Krampfadern an der Innenseite der Oberschenkel und an den Schamlippen sind typisch, ebenso wie Stauungsbeschwerden im Becken im Stehen oder Sitzen, die sich im Liegen bessern, und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. „Die Betroffenen laufen häufig von Pontius nach Pilatus“, stellt Prof. Dr. Achim Mumme, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef Hospital fest. „Drei bis fünf Ärztinnen und Ärzte haben sie fast alle gesehen, bis sie die Diagnose erhalten.“

Die Crux: Viele Patientinnen lassen ihre Bauchbeschwerden bei der Untersuchung der Krampfadern unerwähnt, weil sie vermeintlich nichts damit zu tun haben. Ebenso bleiben die Gefäße bei der Suche nach Gründen für die Bauchbeschwerden außen vor. Ärztinnen und Ärzte müssten schon gezielt danach fragen, doch ist das Krankheitsbild kaum bekannt. „Der Algorithmus hilft ihnen dabei, die Dinge zusammenzubringen und je nach Symptom die nächsten sinnvollen Untersuchungs- und Behandlungsschritte zu planen“, so Mumme.

Ist das pelvine Stauungssyndrom einmal sicher festgestellt, kann man es gut beheben: Über einen Katheter verschließen Gefäßspezialisten wie Dr. Georg Papapostolou im Klinikum der Ruhr-Universität Bochum die Gefäße, über die das Blut im kleinen Becken versackt, und nehmen so den Druck heraus. „Die Erfolgsquote ist hoch, wenn die Erkrankung richtig diagnostiziert ist. Krampfadern an der Innenseite des Oberschenkels können ein wichtiger Hinweisgeber sein“, berichtet er.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Achim Mumme
Klinik für Gefäßchirurgie
Katholisches Klinikum
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: +49 234 509 2270
E-Mail: achim.mumme@ruhr-uni-bochum.de


Originalpublikation:

Achim Mumme, Markus Stücker, Christoph M. Heyer, Thomas Hummel, Thomas Falkenstein, Georg Papapostolou: Multimodale Therapie bei pudendaler Varikose, in: Phlebologie, 2024, DOI: 10.1055/a-2146-0356, https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-2146-0356


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


 

Quelle: IDW