07.04.2022 09:03
Wie mehrgenerationale Unternehmerfamilien zu einer gemeinsamen Identität finden
Forschungsarbeit des an der UW/H ansässigen WIFU benennt konkrete Schritte, mit denen das Gefühl von „Wir als Unternehmerfamilie“ gestärkt werden kann
In Unternehmerfamilien ist ein gemeinsames Selbstverständnis der Mitglieder nicht ohne Weiteres gegeben, insbesondere wenn es sich um mehrgenerationale Unternehmerfamilien ab der vierten Generation handelt. Wie ist das Familienmanagement großer Gesellschafterkreise auszurichten, damit das Gefühl der Zugehörigkeit und das daraus entstehende Engagement über Generationen hinweg erhalten bleibt? Dieser weitgehend unerforschten Frage widmet sich Dr. Leonie Maria Fittko in ihrem Buch „Einheit und Vielheit in mehrgenerationalen Unternehmerfamilien: Identitätspflege als Aufgabe des Familienmanagements“ – dem 31. Band in der Schriftenreihe des an der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Witten/Herdecke angesiedelten Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU).
Im Rahmen eines Fallvergleichs untersucht die Autorin am Beispiel von acht mehrgenerationalen Unternehmerfamilien, wie diese im Verlauf der Generationen mit Veränderungen im Zusammenspiel von Familie und Unternehmen umgehen, die die gemeinsame Identität als Unternehmerfamilie bedrohen. Es werden Strategien und Maßnahmen herausgearbeitet, die dem Erhalt der gemeinsamen Identität zuträglich sind, sowie ein Modell der Identitätspflege vorgestellt. Dies geschieht unter Berücksichtigung der drei Kontexte Gesellschafterkreis, Unternehmen und Familie: Die von Leonie Fittko identifizierten Praktiken der Identitätspflege umfassen unter anderem regelmäßige familiäre Zusammenkünfte, die Schaffung positiver Gefühle in Bezug auf die Produkte und/oder Dienstleistungen des Unternehmens und das Angebot von emotional aufgeladenen Veranstaltungen für den Gesellschafterkreis. Praktiken wie diese trügen dazu bei, eine Art „Wir als Familie“, „Wir als Unternehmen“ und „Wir als Gesellschafterkreis“ zu generieren. Diese Selbstverständnisse wiederum könnten als Teilidentitäten eines übergeordneten „Wir als Unternehmerfamilie“ angesehen werden.
„Neben der konkreten Praxis der Identitätspflege analysiert Leonie Fittko den spezifischen Charakter der Identität von mehrgenerationalen Unternehmerfamilien. Diese sind gekennzeichnet durch multiple Identitäten sowie eine eher vage gemeinsame Identität, die sich als eine Art Metaidentität beschreiben lässt“, erläutert Prof. Dr. Arist von Schlippe, Inhaber des WIFU-Stiftungslehrstuhls für Führung & Dynamik von Familienunternehmen und Erstgutachter der themengleichen Dissertation von Fittko. „Anhand der untersuchten Familien lässt sich beobachten, dass Identität als ein dynamisches Konstrukt zu verstehen ist. Mehrgenerationale Unternehmerfamilien mussten und müssen sich immer wieder an veränderte Gegebenheiten anpassen.“
Das WIFU beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit den Besonderheiten von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien. Da diese Unternehmensform ebenso spannend wie komplex ist, nimmt der Umfang der hierzu herausgegebenen Veröffentlichungen in den letzten Jahren immer stärker zu. Die seit 2009 erscheinende WIFU-Schriftenreihe soll es ermöglichen, einzelne Themen in dem erforderlichen und angemessenen Umfang zu veröffentlichen, ohne dabei Praxisnähe und Verständlichkeit aus den Augen zu verlieren.
Der 31. Band der Schriftenreihe ist im Verlag V&R unipress als Open Access Publikation erschienen und über die Verlags-Homepage kostenfrei erhältlich. https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/detail/index/sArticle/57495
Weitere Informationen erhalten Interessierte bei Dr. Ruth Orenstrat unter der Telefonnummer +49 2302 926-506 oder per E-Mail (Ruth.Orenstrat@uni-wh.de).
Ansprechpartner Presseteam: Malte Langer, 02302/926-931, malte.langer@uni-wh.de
Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 3.000 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
Das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) an der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Witten/Herdecke ist in Deutschland der Pionier und Wegweiser akademischer Forschung und Lehre zu Besonderheiten von Familienunternehmen. Drei Forschungs- und Lehrbereiche – Betriebswirtschaftslehre, Psychologie/Soziologie und Rechtswissenschaften – bilden das wissenschaftliche Spiegelbild der Gestalt von Familienunternehmen. Dadurch hat sich das WIFU eine einzigartige Expertise im Bereich Familienunternehmen erarbeitet. Ein exklusiver Kreis von rund 80 Familienunternehmen macht dies möglich. So kann das WIFU auf Augenhöhe als Institut von Familienunternehmen für Familienunternehmen agieren. Mit derzeit 21 Professoren leistet das WIFU seit mehr als 20 Jahren einen signifikanten Beitrag zur generationenübergreifenden Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Psychologie, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
