Zi veröffentlicht Studie zur regionalen Verbreitung von Heuschnupfen in Deutschland



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27.07.2021 12:51

Zi veröffentlicht Studie zur regionalen Verbreitung von Heuschnupfen in Deutschland

Immer mehr Menschen leiden unter Heuschnupfen: Plus von 19 Prozent seit 2010 // Erkrankungshäufigkeit in Großstädten am höchsten

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

2019 ist bei mehr als 5 Millionen gesetzlich Versicherten Heuschnupfen diagnostiziert worden. Insgesamt entspricht das einem Anteil von 7,1 Prozent. Gegenüber 2010, in dem 4,2 Millionen Versicherte mit Heuschnupfen behandelt wurden, stieg damit die Zahl der Erkrankten um 19 Prozent an. Über 400.000 der Betroffenen im Jahr 2019 waren Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 0 und 14 Jahren. Bei weiblichen Versicherten trat der Heuschnupfen mit einem Anteil von 7,2 Prozent noch etwas häufiger auf als bei männlichen Versicherten (6,9 Prozent). Die dokumentierte Heuschnupfen-Häufigkeit zeigte im Untersuchungszeitraum (2010 bis 2019) durchgängig ein klares Stadt-Land-Gefälle: Die Erkrankungshäufigkeit war in ländlichen Regionen am niedrigsten, mit dem Urbanitätsgrad des Wohnortes stieg diese kontinuierlich an. Im Jahr 2019 lag der Anteil erkrankter Versicherter in dünn besiedelten ländlichen Kreisen bei 6,6 Prozent gegenüber 7,8 Prozent in kreisfreien Großstädten.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer heute vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlichten Versorgungsatlas-Studie zu Stadt-Land-Unterschieden in der Verbreitung von Heuschnupfen in Deutschland. Heuschnupfen (Pollinose) ist eine saisonal auftretende Allergie gegen Pflanzenpollen. Typische Symptome sind Fließschnupfen, häufiges Niesen und gereizte Augen. Heuschnupfen ist die häufigste Form der allergischen Rhinitis und kann in allen Altersgruppen auftreten.

Für Deutschland konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass der Urbanitätsgrad der Wohnregion je nach Altersgruppe eine sehr unterschiedliche Bedeutung für die dokumentierte Erkrankungshäufigkeit hat. In der Mehrheit der Altersgruppen zeigte sich ein Stadt-Land-Gefälle. Für Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene im Alter 0 bis 24 Jahre wurde jedoch genau das Gegenteil beobachtet: Für diese Gruppe wurden – im starken Gegensatz zu allen anderen Altersgruppen – in kreisfreien Großstädten, also den Regionen mit dem höchsten Urbanitätsgrad, die niedrigsten Erkrankungshäufigkeiten dokumentiert. Kinder und Erwachsene unterscheiden sich aber nicht nur bei der Häufigkeit in städtischen gegenüber ländlichen Regionen, sondern auch bei der Entwicklung der Heuschnupfen-Häufigkeit in den letzten 10 Jahren. Während im Zeitverlauf immer weniger Kinder im Alter 0 bis 10 Jahre betroffen waren, stieg der Anteil erkrankter Erwachsener an.

„Wegen ihres gehäuften Auftretens und der hohen sozioökonomischen Bedeutung für die Betroffenen und das Gesundheitssystem werden Allergien oftmals als ‚Volkskrankheit‘ bezeichnet. Dies gilt beim Heuschnupfen inzwischen auch für Erwachsene, die im Gegensatz zu Kindern immer häufiger daran erkranken. Signifikante Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen bei der Häufigkeit von Heuschnupfen weisen zudem darauf hin, dass Umwelteinflüsse am Wohnort von großer Bedeutung für das Auftreten der Erkrankung sein können. Unsere Ergebnisse geben Hinweise darauf, wie medizinische Versorgung darauf regional reagieren kann“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Der Bericht gründet auf der Datenbasis der bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten nach § 295 SGB V der Jahre 2010 bis 2019 auf Bundesebene und auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte im Kollektiv aller gesetzlich Versicherten, die die vertragsärztliche Versorgung in Anspruch genommen haben. Als prävalent galten Versicherte, die in mindestens einem Quartal eines Kalenderjahres einen als gesichert codierten Heuschnupfen aufwiesen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Jörg Bätzing
Fachbereichsleiter Regionalisierte Versorgungsanalysen & Versorgungsatlas
Tel: 030 4005 2419
jbaetzing@zi.de


Originalpublikation:

Holstiege J, Akmatov MK, Dammertz L, Heuer J, Kohring C, Bätzing J. Stadt-Land-Unterschiede in der Verbreitung von Heuschnupfen in Deutschland. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/07. Berlin 2021. URL: https://doi.org/10.20364/VA-21.07


Weitere Informationen:

https://www.versorgungsatlas.de Der Versorgungsatlas ist ein Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi). Der Versorgungsatlas stellt Informationen aus der medizinischen Versorgungsforschung bereit. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Untersuchung und kartografischen Darstellung regionaler Unterschiede. Dadurch sollen Verbesserungen der Gesundheitsversorgung in den Regionen angeregt und gefördert werden.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW