Alkoholkonsum und Kriminalität nehmen mit 16. Geburtstag sprunghaft zu



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14.12.2021 16:15

Alkoholkonsum und Kriminalität nehmen mit 16. Geburtstag sprunghaft zu

Wenn Jugendliche in Deutschland das für Alkohol festgelegte Mindestalter von 16 Jahren erreichen, nimmt ihr Alkoholkonsum erheblich zu. Damit geht auch eine Zunahme der Straftaten unter Alkoholeinfluss einher, insbesondere an Wochenenden. Bei jungen Männern ist der Anstieg in der alkoholbedingten Kriminalität größer. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, die im Journal of Health Economics erscheinen wird.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Das Wichtigste in Kürze:

– Erreichen Teenager das gesetzliche Mindestalter von 16 Jahren, steigt ihr Alkoholkonsum erheblich. Konkret zeigt die RWI-Studie, dass die Menge an reinem Alkohol, den Jugendliche bei einer Trinkgelegenheit zu sich nehmen, mit dem 16. Geburtstag um durchschnittlich 9,1 Gramm – etwa ein kleines Glas Bier – zunimmt. Das entspricht einem Anstieg von 35 Prozent. Auch die Anzahl der Tage mit Alkoholkonsum erhöht sich um durchschnittlich 20 Prozent, von etwa einem Tag auf 1,2 Tage pro Woche.

– Mit dem erhöhten Alkoholkonsum nimmt auch die Kriminalität zu. Der Anstieg betrifft Straftaten wie leichte und schwere Körperverletzung, Vandalismus und Diebstahl. Die Beteiligung an diesen Straftaten unter Alkoholeinfluss nimmt im Alter von 16 Jahren sprunghaft um 15,7 Prozent zu. Das entspricht einem Anstieg um 11,7 Delikte pro 10.000 Personenjahre. Die Steigerung ist sowohl bei jungen Frauen als auch jungen Männern zu beobachten, wobei letztere insgesamt deutlich mehr Straftaten begehen.

– Die Studienergebnisse legen nahe, dass eine erhöhte Intensität des Alkoholkonsums an einzelnen Tagen ausschlaggebend ist, nicht der häufigere Konsum. Wenn die Blutalkoholkonzentration über einen kritischen Wert steigt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal eine Straftat begehen.

– Die Studie basiert auf repräsentativen Befragungen und behördlichen Daten aus den Jahren 2005 bis 2015 und erlaubt es erstmalig für Deutschland, einen kausalen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Kriminalität von Jugendlichen zu identifizieren.

„Die Studie zeigt, dass die gesetzliche Altersbeschränkung einen großen Einfluss auf den Alkoholkonsum von Jugendlichen hat“, sagt RWI-Wissenschaftler Fabian Dehos. „Mit dem Alkoholkonsum nimmt auch die Kriminalität zu. Ab einem kritischen Alkoholpegel steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche zum ersten Mal eine Straftat begehen. Ein höheres Mindestalter für Alkohol könnte dabei helfen, dass weniger Jugendliche kriminell werden und könnte zugleich ihre Gesundheit in dieser wichtigen Entwicklungsphase schützen.“


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Fabian Dehos, fabian.dehos@rwi-essen.de, Tel.: 0201 8149-518


Originalpublikation:

https://doi.org/10.1016/j.jhealeco.2021.102555

Dieser Pressemitteilung liegt die Studie „Underage Access to Alcohol and Its Impact on Teenage Drinking and Crime“ von Fabian Dehos zugrunde, die im Journal of Health Economics erscheinen wird.


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW