22.02.2019 10:32
Anwendungsszenarien der Industrie 4.0 zeigen neue Sicherheitsanforderungen auf
Google spuckt fast acht Millionen Treffer für Industrie 4.0 aus und auch in den Medien fällt dieser Begriff täglich. Das sogenannte „Internet der Dinge“ soll als vierte industrielle Revolution die Art und Weise, wie zukünftig in Deutschland produziert und gearbeitet wird, nachhaltig verändern. Doch welche Konzepte unterfüttern den Begriff und wie finden sich diese Modelle in den Anwendungen wieder? Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat jetzt den Bericht „Industrie 4.0: Technologieentwicklung und sicherheitstechnische Bewertung von Anwendungsszenarien“ veröffentlicht.
Die vergleichende und reflektierende Literaturstudie stellt die modellhaften Vorstellungen über die Industrie 4.0 vor und betrachtet deren Umsetzung anhand neun verschiedener, veröffentlichter Anwendungsszenarien. Dabei zeigt sich, dass es keine eindeutige Definition der Industrie 4.0 gibt. Zudem wird in den untersuchten Anwendungsszenarien die Sicherheit der Beschäftigten und der Netzwerke nicht hinreichend erkennbar.
Zu Beginn führt der Bericht ausführlich in die Paradigmen der Industrie 4.0 ein. Dazu stellt er die Konzepte, Grundlagen und Zusammenhänge von Industrie 4.0, die technologischen Basiskomponenten sowie die erforderlichen Referenzarchitekturen vor. Um den aktuellen Stand der Technologieentwicklung im Zusammenhang mit Industrie 4.0 für ausgewählte Industriebereiche darzustellen, wurden anschließend neun Anwendungsszenarien ausgewählt, zusammengefasst und den verschiedenen Industrie 4.0-Konzepten zugeordnet. Auf der Grundlage dieser Methodik lassen sich alle Anwendungsfälle sehr gut sowohl in die Industrie 4.0-Konzepte als auch in die Referenzarchitektur RAMI 4.0 einordnen. Jedoch beleuchtet keiner der Anwendungsfälle alle Aspekte der Industrie 4.0-Konzepte in gleichem Maße.
Gerade bei den Anwendungen der Industrie 4.0 spielen die funktionale Sicherheit (Safety) und die industrielle Angriffssicherheit (Security) sowie deren Wechselwirkungen eine große Rolle. So könnte beispielsweise Schadsoftware zu (lebens-)bedrohlichen Situationen im industriellen Produktionsnetzwerk führen. Während einige der untersuchten Anwendungsszenarien Aspekte der funktionalen Sicherheit erkennen lassen, war dies bezüglich der industriellen Angriffssicherheit bei keinem der Anwendungsszenarien möglich. Auch werden keine Risikoanalysen und -bewertungen ersichtlich oder Maßnahmen zur Risikominderung zumindest exemplarisch aufgezeigt.
Die sicherheitstechnische Bewertung von Prozessen und Systemen der Industrie 4.0 wirft daher zahlreiche offene Fragen auf. Einerseits ist derzeit nicht geklärt, inwieweit die funktionale Sicherheit (Safety) aufgrund der Rekombination von Maschinen und Anlagen im Kontext von Industrie 4.0 gewährleistet werden kann. Andererseits muss untersucht werden, inwieweit die Wechselwirkungen von funktionaler Sicherheit (Safety) und industrieller Angriffssicherheit (Security) zu bewerten sind.
„Industrie 4.0: Technologieentwicklung und sicherheitstechnische Bewertung von Anwendungsszenarien“; Björn Kasper; 1. Auflage Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2019; 98 Seiten, DOI: 10.21934/baua:bericht20190204. Den Bericht gibt es im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/publikationen.
Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 700 Beschäftigte.
http://www.baua.de
Originalpublikation:
http://www.baua.de/dok/8813396 Direkter Link zum Bericht „Industrie 4.0: Technologieentwicklung und sicherheitstechnische Bewertung von Anwendungsszenarien“
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Informationstechnik, Maschinenbau, Psychologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
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