Bewegungs-Koordination führt zu Identifikation



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16.05.2024 15:00

Bewegungs-Koordination führt zu Identifikation

Wenn Mitglieder einer Gruppe ihre Bewegungen erfolgreich miteinander koordinieren, führt das zu einem stärkeren Gefühl der Zusammengehörigkeit. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universitäten Würzburg und Regensburg.

Menschen, die sich miteinander verbunden fühlen, fällt es leichter, ihre Handlungen aufeinander abzustimmen. Sie schneiden daher bei Aufgaben besser ab, in denen es auf eine gute Koordination ankommt. Die neue Studie zeigt nun, dass auch Umgekehrtes gilt: Erfolgreiche Koordination kann demnach Identifikation erzeugen.

Die Psychologen Dr. Anand Krishna (Universität Würzburg) und Dr. Felix Götz (Universität Regensburg) konnten diesen Effekt in einem Experiment nachweisen. Darin losten sie Versuchspersonen zu Zweiergruppen zusammen und ließen sie am Computer verschiedene Aufgaben durchführen. So mussten die Probandinnen und Probanden beispielsweise einen Stern mit dem Joystick in ein Zielfeld bewegen. Dabei konnte ein Teammitglied nur horizontal steuern, das andere dagegen nur vertikal.

In einer Vergleichsbedingung war hingegen jeweils nur ein Mitglied der Zweierteams für die Steuerung des Sterns zuständig. Die Aufgabe erforderte in diesem Fall also keine Koordination. „Im Anschluss mussten die Teilnehmenden angeben, wie sehr sie sich mit der Partnerin oder dem Partner als Teil einer gemeinsamen Gruppe identifizierten“, sagt Krishna, Postdoktorand an der Professur für Motivation und Emotion. „Die Bewertung fiel bei den Koordinations-Teams höher aus als bei den Vergleichs-Gruppen.“

Gemeinsamer Erfolg schweißt zusammen

Nun erhöhten die Wissenschaftler den Schwierigkeitsgrad der Koordinations-Aufgabe. Die gemeinsamen Anstrengungen führten daher seltener zum Erfolg. „Wir konnten zeigen, dass sich ausschließlich eine gute gemeinschaftliche Leistung positiv auf die Identifikation als Gruppe auswirkt“, betont Götz. „Nach einem Misserfolg konnten wir diesen Effekt dagegen nicht beobachten.“

Die Ergebnisse, die im British Journal of Social Psychology erschienen sind, gelten vermutlich auch außerhalb des Psychologie-Labors. So lassen sie etwa erwarten, dass Sportarten wie Fußball zu einer stärkeren Identifikation mit der Mannschaft führen als beispielsweise Leichtathletik. Zwar sind auch Sprinterinnen oder Hochspringer Teil eines Teams. Beim Wettkampf sind sie jedoch auf sich allein gestellt und müssen sich nicht mit einer Mannschaftskameradin oder einem -kameraden koordinieren.

Auch für das Thema Teambuilding enthalten die Resultate eine wichtige Botschaft: Wer Mitarbeitende zu einer eingeschworenen Gemeinschaft formen möchte, sollte sie nicht vor zu schwierige Aufgaben stellen. Denn wenn die gemeinsamen Anstrengungen keinen Erfolg haben, dann kann das der Identifikation womöglich sogar schaden. Allerdings ließen sich die Ergebnisse streng genommen nur auf Situationen übertragen, in denen es auf die Koordination von Bewegungen ankomme, relativieren die Forscher.

Ob die gemeinsame erfolgreiche Durchführung einer psychologischen Studie zu einem stärkeren Zusammengehörigkeits-Gefühl führt, lässt sich aus den Daten daher nicht ableiten. „Bei uns war das aber definitiv der Fall“, sagt Krishna.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Felix Götz, Institut für Psychologie, Universität Regensburg, T: +49 941 943-2233, E-Mail: felix-johannes.goetz@psychologie.uni-regensburg.de

Dr. Anand Krishna, Professur für Motivation und Emotion, Universität Würzburg, T: +49 0931 31-86674, E-Mail: anand.krishna@uni-wuerzburg.de


Originalpublikation:

Krishna, A., & Götz, F. J. (2024). Motor coordination induces social identity—A novel paradigm for the investigation of the group performance-identity link. British Journal of Social Psychology, 00, 1–16. https://doi.org/10.1111/bjso.12757


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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW