08.12.2021 12:07
Forschungsteam analysiert Checkliste für Gesundheitsversorgung von Müttern und Neugeborenen in Indonesien
Jedes Jahr gibt es weltweit 295.000 Todesfälle bei Müttern, zwei Millionen Totgeburten und 2,5 Millionen Todesfälle bei Neugeborenen. Durch eine bessere Versorgung könnte die Mehrzahl dieser Todesfälle verhindert werden. Aus diesem Grund hat die Weltgesundheitsorganisation eine Checkliste für sichere Geburten eingeführt, die auf eine verbesserte Versorgung abzielt. Ein internationales Forschungsteam der Universität Göttingen, der Universität Syiah Kuala, Indonesien, und der Universität Heidelberg hat die Checkliste die Auswirkungen der Checkliste auf die Qualität der Versorgung und die Sterblichkeit in 32 Gesundheitseinrichtungen in Indonesien analysiert.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
(pug) Um die Wirksamkeit der Checkliste zu beurteilen, hat die WHO Praktizierende und Forschende aufgefordert, sie in verschiedenen Kontexten zu bewerten. Fünfunddreißig Länder weltweit setzen das Instrument inzwischen ein. Die Forscherinnen und Forscher fanden für Indonesien heraus, dass die Verwendung der Checkliste die Aufklärung des Personals über Geburtsrisiken verbesserte. Zudem verbesserte sie die Art und Weise, wie Babys gefüttert wurden, und führte dazu, dass bei Neugeborenen häufiger die Temperatur gemessen wurde. In Gesundheitseinrichtungen ohne die Checkliste führten Hebammen bei weniger als der Hälfte der Geburten eine ausreichende Temperaturmessung durch. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass in Einrichtungen, in denen das Personal die Checkliste häufiger anwendet, die Zahl der Totgeburten zurückging.
Erstautorin Farah Diba von der Universität Syiah Kuala sagt: „Die Verwendung der Checkliste für eine sichere Geburt sorgt dafür, dass das medizinische Personal besser mit den Müttern und anderen Gesundheitsdienstleistern kommuniziert. Das verbessert die Versorgung.“ Dennoch bleibt es eine Herausforderung, die Einhaltung des Qualitätsverbesserungsinstruments langfristig zu gewährleisten. „Obwohl die Ergebnisse vielversprechend sind, sind weitere Forschungen erforderlich. Wir wollen verstehen, welche Faktoren Hebammen bei der Verwendung der Checkliste noch unterstützen können und welche Hindernisse für eine gesunde Schwangerschaft und Geburt bestehen“, sagt Dr. Lennart Kaplan, Postdoktorand an der Universität Göttingen und ebenfalls Erstautor der Studie.
Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift JAMA Network Open erschienen.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Lennart Kaplan
Georg-August-Universität Göttingen
Forschungsgruppe Entwicklungsökonomie
E-Mail: lennart.kaplan@wiwi.uni-goettingen.de
www.uni-goettingen.de/en/616811.html
Prof. Dr. Sebastian Vollmer
Georg-August-Universität Göttingen
Waldweg 26, 37073 Göttingen
E-Mail: svollmer@uni-goettingen.de
www.uni-goettingen.de/vollmer
Originalpublikation:
Kaplan et al, “Effects of the World Health Organization Safe Childbirth Checklist on Quality of Care and Birth Outcomes in Aceh, Indonesia. A Cluster-Randomized Clinical Trial”, JAMA Network Open, 2021. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.37168
Text also available here from JAMA Network.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin, Wirtschaft
überregional
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