Grosse Skepsis gegenüber Covid-Apps in der Schweiz, Deutschland und Österreich



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19.11.2020 09:19

Grosse Skepsis gegenüber Covid-Apps in der Schweiz, Deutschland und Österreich

Datenschutzbedenken, nicht wahrgenommener Nutzen und Desinteresse sind die Hauptgründe für das Nichtinstallieren von Covid-Apps in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Angesichts tiefer Nutzerzahlen hat die ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in diesen drei Ländern die Vorbehalte gegenüber Contact-Tracing-Apps erhoben.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Drei Monate nach der Einführung liegen die Zahlen der Personen, welche Contact-Tracing-Apps nutzen, deutlich hinter den Erwartungen der Behörden zurück. Nur 46 Prozent der Befragten einer Umfrage der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften haben die SwissCovid-App installiert. In Deutschland und Österreich liegen die Zahlen noch tiefer: 38 Prozent in Deutschland und 18 Prozent in Österreich haben die nationale Contact-Tracing-App des jeweiligen Landes installiert. Die ZHAW-Studie bestätigt somit aktuelle Daten der Behörden, wonach in allen drei Ländern die Instal-lationsrate im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sehr tief ist (CH: 29 Prozent, DE: 22 Prozent, A: 12 Prozent, Stand Oktober 2020). Gemäss einer Studie der Oxford University müssten aber ungefähr 60 Prozent der Gesamtbevölkerung beziehungsweise 80 Prozent der Smartphone-Nutzenden eine Contact-Tracing-App in Betrieb haben, um mit deren Hilfe die Infektionsrate effektiv zu senken. Für die ZHAW-Studie wurden zwischen dem 8. und 20. September 2020 in der Schweiz 1024 Personen, in Deutschland 1033 Personen und in Österreich 1040 Personen über 18 Jahren befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ für die Gesamtbevölkerung in Bezug auf das Geschlechterverhältnis und die regionale Zusammensetzung.

Bevölkerung hat Angst vor Überwachung und sieht Nutzen nicht
Wer die App nicht installiert, äussert in Österreich wie auch der Schweiz am häufigsten Bedenken bezüglich des Datenschutzes (CH: 32 Prozent, DE: 31 Prozent, A: 38 Prozent). Mindestens ein Fünftel der Personen, die keine App installieren, hat Angst, dass die Pandemie zur Überwachung der Bevölkerung missbraucht wird (CH: 21 Prozent). Weitere Gründe für die Nichtinstallation der App sind: fehlendes Interesse (CH: 31 Prozent); die App bietet keinen Schutz (CH: 26 Prozent); die Leute fühlen sich gesund und ihr Umfeld ist nicht betroffen (CH: 11 Prozent).

«Personen, die die App nicht installieren, scheinen eigene Befindlichkeiten höher zu gewichten als den persönlichen und gesellschaftlichen Nutzen. In der Schweiz und in Deutschland zeigt sich zudem, dass wer eine infizierte Person kennt, eher bereit ist, die App zu installieren», so Studienautorin Caroline Brüesch von der ZHAW School of Management and Law. In der Schweiz sind dies 51 Prozent und in Deutschland 53 Prozent der Befragten. Im Vergleich dazu haben in der Schweiz von den Befragten, die keine Infizierten kennen, nur 43 Prozent die App heruntergeladen.

In Österreich ist das Vertrauen in die Datensicherheit am tiefsten
Die Entscheidung, die Contact-Tracing-App zu installieren, wurde in der Schweiz, Deutschland und Österreich am häufigsten durch die Kampagne der Behörden, die Berichterstattung in den Medien sowie an dritter Stelle durch das persönliche Umfeld beeinflusst. «Personen, die die Contact-Tracing-App installieren, haben grosses Vertrauen in die nationale Regierung, in der Schweiz insbesondere in den Bundesrat sowie in die staatlichen Gesundheitsbehörden», sagt Achim Lang, Mitautor der Studie. Im Gegensatz dazu ist das Vertrauen von Personen, die die App nicht installieren, in die Betreibenden und Hersteller der App sowie in die Bundes- und Kantons- beziehungsweise Landesregierung sowie in die Gesundheitsbehörden insgesamt deutlich tiefer. In Österreich ist dabei das Vertrauen in den Datenschutz und in die Datensicherheit am tiefsten verglichen mit der Schweiz und Deutschland.

Tendenziell laden mehr Männer als Frauen die jeweilige Contact-Tracing-App herunter. Nicht signifikant ist der Unterschied zwischen den Ländern beim Durchschnittsalter der befragten Userinnen und User beziehungsweise Nicht-User der App, das zwischen 45 und 51 Jahren liegt. Mit zunehmender Bildung erhöht sich jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person die Contact-Tracing-App installiert.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Caroline Brüesch, Institutsleitung Verwaltungs-Management (IVM), Stv. Abteilungsleitung Public Sector, ZHAW School of Management and Law, +41 (0) 58 934 68 01, caro-line.brueesch@zhaw.ch
Achim Lang, Leiter Fachstelle Public Networks and Service Delivery, Institut für Verwal-tungs-Management (IVM), ZHAW School of Management and Law, +41 (0) 58 934 71 84, achim.lang@zhaw.ch


Weitere Informationen:

https://www.zhaw.ch/de/medien/medienmitteilungen/


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Informationstechnik, Medizin, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW