Multiple Sklerose: Führt die Nutzung von mhealth-Anwendungen wie Apps im Selbstmanagement zu besseren Ergebnissen?



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01.06.2021 17:41

Multiple Sklerose: Führt die Nutzung von mhealth-Anwendungen wie Apps im Selbstmanagement zu besseren Ergebnissen?

Multiple Sklerose: Führt die Nutzung von mhealth-Anwendungen wie Apps im Selbstmanagement zu besseren Ergebnissen? Vorläufiger HTA-Bericht findet keinen klaren Nachweis für einen Nutzen von mHealth-Anwendungen für das Selbstmanagement bei multipler Sklerose. Bitte um Stellungnahmen bis zum 28.06.2021

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bewerten derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und der Medizinischen Hochschule Hannover den Nutzen von mobile-health-Anwendungen (z. B. Apps) zur Unterstützung des Selbstmanagements bei multipler Sklerose (MS).
Ihr vorläufiges Fazit: Einen klaren Nachweis für einen Nutzen von mHealth-Anwendungen bei MS konnten sie nicht finden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden aber Anzeichen, dass Depression und Fatigue bei Betroffenen mit MS gelindert und die kognitive Alltagskompetenz mit einer entsprechenden App verbessert werden kann.
Zu diesem vorläufigen HTA-Bericht bittet das Institut nun bis zum 28.06.2021 um Stellungnahmen. Es handelt sich dabei um eine Gesundheitstechnologie-Bewertung (engl. Health Technology Assessment = HTA) im Rahmen des IQWiG-Verfahrens ThemenCheck Medizin. Die Fragestellungen dieser HTA-Berichte gehen stets auf Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern zurück.

Anfrage eines Bürgers als Ausgangspunkt des Berichts

Ausgangspunkt des jetzt vorliegenden vorläufigen HTA-Berichts war die beim ThemenCheck Medizin gestellte Frage eines Bürgers, ob die Nutzung von mHealth-Anwendungen zu einem besseren Selbstmanagement bei MS führt.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, entzündliche und nicht heilbare Erkrankung, bei der das eigene Immunsystem Nervenbahnen in Gehirn und Rückenmark schädigt. mHealth-Anwendungen sind in der Regel Apps, die auf Smartphones oder Tablets installiert werden. Einige Apps sollen MS-Betroffene beim Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützen, indem sie beispielsweise Informationen zur Erkrankung zur Verfügung stellen, an die Medikamenteneinnahme erinnern, ein Patiententagebuch enthalten oder den Austausch mit anderen Betroffenen ermöglichen.
Kein klarer Nachweis für einen Nutzen von mHealth-Anwendungen bei MS gefunden
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben elf überwiegend kleine Studien gefunden, die die Aspekte Selbstmanagement und vor allem den Umgang mit neuropsychiatrischen Beschwerden bei MS adressierten. Bei der Auswertung dieser Studien konnten sie aber keinen klaren Nachweis für einen Nutzen von mHealth-Anwendungen bei MS finden. So fehlen bisher überzeugende Daten, die ein verbessertes Selbstmanagement belegen. Die Daten sprechen nicht dafür, dass Apps mit Erinnerungsfunktion oder solchen, die körperliche Bewegung unterstützen sollen, positiv wirken.
Die Expertinnen und Experten fanden in den Studien allerdings Anzeichen dafür, dass die depressive Symptomatik sowie Antriebs- und Energiemangel und eine dauerhafte Erschöpfung und Schwäche (Fatigue) bei Betroffenen mit MS gelindert und die kognitive Alltagskompetenz (z. B. Konzentration und Aufmerksamkeit, informationsbezogene Verarbeitungsgeschwindigkeit, Gedächtnisleistung) mit einer entsprechenden App verbessert werden kann.

Das IQWiG bittet um Stellungnahmen

Zu dem nun vorliegenden vorläufigen HTA-Bericht bittet das IQWiG bis zum 28.06.2021 um Stellungnahmen. Alle interessierten Personen, Institutionen und (Fach-)Gesellschaften können Stellungnahmen abgeben. Gegebenenfalls führt das IQWiG eine wissenschaftliche Erörterung zur Klärung von weitergehenden Fragen aus den schriftlichen Stellungnahmen durchgeführt. Die Ergebnisse aus der Anhörung können zu Änderungen und/oder Ergänzungen des vorläufigen HTA-Berichts führen.
Die HTA-Berichte im Rahmen des ThemenCheck Medizin werden nicht vom IQWiG selbst verfasst, sondern von externen Sachverständigen. Deren Bewertung wird gemeinsam mit einer allgemein verständlichen Kurzfassung (HTA kompakt) und einem IQWiG-Herausgeberkommentar veröffentlicht.


Originalpublikation:

https://www.iqwig.de/sich-einbringen/themencheck-medizin-thema-vorschlagen/hta-b…


Weitere Informationen:

https://www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_38…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW