12.01.2021 07:17
Nachhaltig und preisgünstig: Potsdamer Forscher erhält Wissenschaftspreis für Herstellung bezahlbarer Medikamente
Mit Pflanzenabfall, Luft und Licht zum Wirkstoff gegen Malaria: Für die Entwicklung eines besonders effizienten chemischen Verfahrens zur Herstellung von Artemisinin verleiht die American Chemical Society (ACS) Peter H. Seeberger und zwei Kollegen den „ACS Preis für bezahlbare grüne Chemie“.
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
Alle benötigten Komponenten zur Wirkstoffherstellung stammen aus der Natur: Als Ausgangsstoff dienen gehäckselte Pflanzenreste des Einjährigen Beifuß und als Katalysator pflanzeneigenes Chlorophyll. Kombiniert mit Sauerstoff und Licht entsteht auf diese Weise im Labor der Wirkstoff Artemisinin in weniger als 15 Minuten. In der Natur braucht die Beifußpflanze dafür drei Wochen. „Das von uns entwickelte chemische Verfahren ist umweltfreundlich und so effizient, dass wir viel konzentrierter als die Natur arbeiten können, die wir hier nachahmen“, sagt Peter H. Seeberger, Direktor der Abteilung Biomolekulare Systeme am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam. „Auf diese Weise können erschwingliche Malariamedikamente hergestellt werden und gleichzeitig eröffnet unser Verfahren neue Möglichkeiten, auch andere Arzneistoffe nachhaltig und trotzdem preiswerter als bisher herstellen zu können“, ergänzt Seeberger.
Über das Forschungsteam
Der Chemiker und Biochemiker Prof. Dr. Peter H. Seeberger erhält zum dritten Mal eine Auszeichnung von der American Chemical Society (ACS). Zu den Erfindern der Methode gehören der Chemiker Prof. Dr. Kerry Gilmore von der University of Connecticut, der bis vor kurzem noch als Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung forschte sowie der Verfahrenstechniker Prof. Dr.-Ing. Andreas Seidel-Morgenstern, Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg.
Zum Preis
Seit 2007 verleiht die American Chemical Society (ACS) jährlich den „ACS Award for Affordable Green Chemistry“ zur Anerkennung herausragender wissenschaftlicher Entdeckungen, die den Grundstein für kostengünstigere und umweltfreundliche chemische Herstellungsprozesse legen.
Weitere Informationen:
https://www.mpikg.mpg.de/pressemeldungen
https://www.mpikg.mpg.de/biomolekulare-systeme/direktor/peter-seeberger
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Chemie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wettbewerbe / Auszeichnungen
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