Neuartige Behandlungsmethode bei Leberkrebs erfolgreich präklinisch getestet



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15.02.2021 17:24

Neuartige Behandlungsmethode bei Leberkrebs erfolgreich präklinisch getestet

Präklinische Studie am Universitätsklinikum Tübingen zeigt erfolgsversprechende Effekte bei durch nicht-alkoholischer Steatohepatitis (NASH) hervorgerufenem Leberzellkarzinom (HCC)

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

Hier geht es weiter …

Am Universitätsklinikum Tübingen führte die Präklinische Studie unter der Leitung von Dr. Daniel Dauch und Prof. Dr. Lars Zender, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Onkologie und Pneumologie zu den äußerst positiven präklinischen Ergebnissen. Die Forschergruppen verfolgten einen neuen Therapieansatz, den sie selbst als „induzierte Lipotoxizität“ bezeichnen und der darauf abzielt, Therapieresistenzen beim Leberzellkarzinom zu überwinden. Die neue Studie mit dem Originaltitel „LXRα activation and Raf inhibition trigger lethal lipotoxicity in liver cancer” ist heute im renommierten Wissenschaftsjournal „Nature Cancer“ erschienen.

Beim neuen Ansatz wird therapeutisch in den Fettstoffwechsel der Tumorzellen eingegriffen. Durch Aktivierung des sogenannten LXRα Proteins kommt es zu einer Steigerung der Fettsäuresynthese. Diese kann zunächst von der Tumorzelle toleriert werden, weil anfallende gesättigte Fettsäuren (aus der Ernährungsmedizin auch als schlechte Fettsäuren bekannt) kontinuierlich durch das Enzym Stearoyl-CoA desaturase-1 (SCD1) zu ungesättigten (guten) Fettsäuren umgewandelt werden.

Wird jedoch gleichzeitig ein zweites Protein, die sogenannte Raf-1 Kinase, gehemmt, so kommt es in der Tumorzelle zu einer Anreicherung von gesättigten Fettsäuren, welche von der Tumorzelle nicht toleriert werden kann und zum Zelltod der Tumorzelle führt. Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, dass das neue Therapiekonzept eine starke Wirksamkeit gegen Leberkrebs hat, welcher durch Leberverfettung (NASH) hervorgerufen wird. Klinische Studien haben gezeigt, dass diese sogenannten NASH-HCCs mit derzeit verfügbaren zielgerichteten oder Immuntherapien nur schwer zu beherrschen sind.

Mit den vielversprechenden präklinischen Daten blickt Prof. Dr. Lars Zender hoffnungsvoll in die Zukunft: „Leberkrebs ist bereits ein globales Problem und die Inzidenz wird durch Fettlebererkrankungen in den nächsten Dekaden weiter ansteigen. Unser neues Therapieverfahren muss jetzt bis zur klinischen Anwendung weiterentwickelt und nachfolgend in einer klinischen Studie getestet werden.“

Dr. Daniel Dauch betont, dass Tübingen der ideale Standort ist, um das neuartige Therapieverfahren bis zur klinischen Anwendung zu entwickeln: „Durch das starke Umfeld mit international kompetitiver Krebsforschung im onkologischen Exzellenzcluster iFIT und der Benennung Tübingens als Standort im Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen (NCT) liegen optimale Bedingungen für translationale Krebsforschung und Testung neuer Therapieverfahren im Rahmen früher klinischer Studien vor.“

Das Hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist für 85-90 Prozent aller Fälle von primärem Leberkrebs verantwortlich und stellt weltweit eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen dar (mit mehr als 750.000 Todesfällen pro Jahr). Es wird erwartet, dass die Inzidenz des Leberzellkarzinoms aufgrund der stetig steigenden Raten von Fettlebererkrankungen weiter ansteigen wird. Umso erfreulicher sind die Daten der präklinischen Studie, die einen neuen therapeutischen Ansatz aufzeigen.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Professor Dr. Lars Zender
Ärztlicher Direktor
Medizinische Onkologie & Pneumologie
(Innere Medizin VIII)
Universitätsklinikum Tübingen
Otfried-Müller-Straße 14, 72076 Tübingen
Tel. 07071 29-83675
E-Mail lars.zender@med.uni-tuebingen.de


Originalpublikation:

DOI: 10.1038/s43018-020-00168-3


Weitere Informationen:

https://www.nature.com/articles/s43018-020-00168-3 (Hier finden Sie die Publikation)


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch


Quelle: IDW