Studie unter UHH-Beteiligung: Seh- und Hörprobleme bleiben bei Menschen in Behinderteneinrichtungen oft unerkannt



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22.07.2024 09:20

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Studie unter UHH-Beteiligung: Seh- und Hörprobleme bleiben bei Menschen in Behinderteneinrichtungen oft unerkannt

Seh- und Hörbeeinträchtigungen treten bei Menschen mit komplexer Behinderung häufig auf und bleiben oftmals unerkannt. Das bestätigt eine Untersuchung der Universität Hamburg mit der Blindeninstitutsstiftung, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mit Personen in bayerischen Wohneinrichtungen für erwachsene Menschen. Die Studie zeigt auch, wie die Teilhabe im Alltag verbessert werden kann.

Als Teil des Forschungsvorhabens „Sehen und Hören bei Menschen mit geistiger bzw. komplexer Behinderung in Bayern“ wurde das Hamburger Projekt an der Fakultät für Erziehungswissenschaft von Prof. Dr. Sven Degenhardt und Dr. Marie-Luise Schütt geleitet und von Dr. Stefanie Holzapfel federführend umgesetzt. In ihrer Untersuchung, die gemeinsam mit einem Forschungsteam der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt wurde, standen die Rahmenbedingungen in den Wohnangeboten der Behindertenhilfe im Fokus. Dafür wurden 19 Wohneinrichtungen in Bayern besucht.

„Es hat sich herausgestellt, dass Barrierefreiheit in Bezug auf Sehen und Hören oft nicht mitgedacht wird“, erklärt Dr. Marie-Luise Schütt, die Koordinatorin barrierefreier Bildungsprozesse in Schule und Hochschule am Zentrum für Lehrkräftebildung Hamburg ist. So sei nur selten sowohl auf gute Beleuchtung als auch auf gute Akustik geachtet worden. Und insbesondere eine gemeinsame Betrachtung von spezifischen Barrieren in den Bereichen Sehen und Hören habe selten stattgefunden. „Wir konnten bei unseren Besuchen zudem beobachten, dass Hörbeeinträchtigungen leichter übersehen werden als Sehbeeinträchtigung und es bei den Mitarbeitenden der Einrichtungen einen hohen Bedarf an Schulungen in diesem Bereich gibt“, so Schütt.

Wie wichtig es ist, Seh- und Hörprobleme bei Bewohnerinnen und Bewohnern von Behinderteneinrichtungen richtig zu erkennen, und welches Potenzial für Teilhabe in gezielten Maßnahmen liegt, unterstreicht der zweite Teil der Studie: An der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wurden Daten zum Seh- und Hörvermögen von Bewohnerinnen und Bewohnern aus 13 unterfränkischen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung erhoben, wobei diese keinen Schwerpunkt auf Sinnesbehinderungen hatten.

Die Mitarbeitenden der Einrichtungen gaben Auskunft über das beobachtete Seh- und Hörverhalten der bei ihnen lebenden komplex beeinträchtigten Menschen. Gleichzeitig wurde eine Erhebung am Medizinischen Zentrum für erwachsene Menschen mit komplexer Behinderung (MZEB) durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: 88 Prozent der Personen haben eine Sehbeeinträchtigung, die in rund 40 Prozent der Fälle vor der Untersuchung im MZEB nicht bekannt war. 72 Prozent der Personen hatten eine Beeinträchtigung des Hörvermögens, von denen es bei 69 Prozent nicht bekannt war. 63 Prozent der Personen hatten sowohl eine Seh- als auch eine Hörbeeinträchtigung.

„Wenn übersehen wird, dass komplex behinderte Menschen nur wenig oder gar nichts sehen oder hören, hat das große Auswirkungen auf deren Selbstbestimmung im Alltag und die Teilhabe in allen Lebensbereichen“, sagt Johannes Spielmann, Vorstand der Blindeninstitutsstiftung, „denn eine zusätzliche Sinnesbehinderung erfordert ein ganz anderes, barrierefreies Setting und vor allem entsprechende Kenntnisse der begleitenden Fachkräfte.“

Als Ergebnis des dreijährigen Gesamtprojektes, das vom Bayerischen Gesundheitsministerium mit 420.000 Euro gefördert wurde, haben die Forschenden aus den Ergebnissen der Studie daher konkrete Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet, die in einer Broschüre veröffentlicht wurden. Mitarbeitende erhalten praxisnahe Tipps, wie das gemeinsame Miteinander im Wohnalltag gestaltet werden kann. Die Broschüre „Sehen und Hören mitdenken“ steht als barrierefreie Version auf der Website der Blindeninstitutsstiftung kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung: www.blindeninstitut.de/suhb


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Marie-Luise Schütt
Universität Hamburg
Koordinatorin für barrierefreie Bildungsprozesse in Schule und Hochschule
Zentrum für Lehrkräftebildung Hamburg (ZLH)
Tel.: +49 40 42838-9171
E-Mail: marie-luise.schuett@uni-hamburg.de


Weitere Informationen:

https://www.blindeninstitut.de/de/aktuelles/stiftung/projekt-suhb/ Pressemitteilung der Blindeninstitutsstiftung zum Projektabschluss
http://www.blindeninstitut.de/suhb Broschüre „Sehen und Hören mitdenken“


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW