Studie zu Post-COVID: Welche Faktoren das Risiko beeinflussen



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04.07.2024 11:49

Studie zu Post-COVID: Welche Faktoren das Risiko beeinflussen

Das Risiko für Post-COVID-Symptome ist geringer nach einer Omikron-Infektion sowie nach einer vierten Impfung, und wenn man eine Infektion bereits gut überstanden hat. Das zeigt eine bundesweite Befragung von fast 110.000 Teilnehmenden der NAKO Gesundheitsstudie, die Angaben zu langanhaltenden Folgebeschwerden nach einer Corona-Infektion und ihrer Impfgeschichte gemacht haben. Die Daten im „Journal of Infection“ verdeutlichen, dass das Risiko an Post-COVID zu erkranken im Vergleich zur frühen Phase der Pandemie insgesamt rückläufig ist.

Schon früh während der Corona-Pandemie gab es Berichte über Fälle anhaltender Folgebeschwerden der Infektion. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet solche neuen oder anhaltenden Symptome zwölf Wochen nach einer Corona-Infektion, die nicht durch andere Ursachen erklärt werden können, als Post-COVID-Zustand. In einer aktuellen Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Federführung der Universitätsmedizin Halle die Informationen von 109.707 Teilnehmenden der NAKO Gesundheitsstudie zu ihrem selbstberichteten Gesundheitszustand ausgewertet. Die Befragung fand im Herbst 2022 rückblickend auf die Pandemie statt.

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Mehr als 80 Prozent der Befragten hatten drei oder mehr COVID-19-Impfungen erhalten und 60 Prozent gaben an, bereits eine COVID-19-Infektion durchgemacht zu haben. Die Teilnehmenden konnten im Online-Fragebogen maximal 21 mögliche Post-COVID-Symptome von körperlicher Erschöpfung über Kreislaufprobleme bis hin zu Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen angeben. 35 Prozent berichteten über mindestens ein anhaltendes Post-COVID-Symptom vier bis zwölf Monate nach der Infektion. Von Personen die Post-COVID-Symptome berichtet haben, gab ein Viertel neun oder mehr der abgefragten Symptome an.

Risiko für Post-COVID bei Omikron am geringsten

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler klassifizierten die Virusvarianten, die für eine bestimmte Infektion verantwortlich sind, nach den Zeiträumen der Dominanz in den nationalen Überwachungsdaten in Deutschland. Infektionen bis Dezember 2020 wurden als Wildtyp eingeordnet, zwischen Januar und Juni 2021 als Alpha-Variante, zwischen Juli und Dezember 2021 als Delta-Variante und ab Januar 2022 als Omikron-Variante.

„Wie unsere Auswertung zeigt, hat die Virusvariante einen Einfluss auf das Risiko für Post-COVID, wobei das Risiko bei den neuen Virusvarianten zu sinken scheint. Eine Omikron-Infektion war deutlich seltener mit Post-COVID-Symptomen verbunden“, sagt Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk, Direktor des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik an der Universitätsmedizin Halle.

Geringeres Post-COVID-Risiko nach vierter Impfung und bei wiederholten Infektionen, wenn die erste Infektion gut überstanden wurde

„Bei wiederholten Corona-Infektionen stellten wir ebenfalls einen Unterschied fest. Wer nach einer Infektion kein Post-COVID entwickelt hat und nochmals erkrankte, hatte ein geringeres Risiko für Post-COVID, als Personen, die sich erstmalig infizierten”, ergänzt Prof. Mikolajczyk.

Die Analyse zeigt außerdem, dass eine vierte Impfung das Post-COVID-Risiko verringerte. Für die Phasen, in denen frühere Virusvarianten dominierten, schien die Anzahl der Impfungen keinen direkten Einfluss auf die Entstehung von Post-COVID zu haben, wenn man Vergleiche innerhalb der jeweiligen Virusvariante anstellte.

„Auch wenn das bedeutet, dass die vorangegangenen Impfungen nicht direkt vor Post-COVID schützten, ist doch von einem indirekten Schutz auszugehen. Denn die Geimpften hatten laut derzeitiger Studienlage eine geringere Wahrscheinlichkeit, an symptomatischen Corona-Infektionen zu erkranken oder einen schweren Verlauf zu erleiden, die wiederum mit einem höheren Risiko für Post-COVID verbunden waren“, so Prof. Mikolajczyk.

Die Forschenden beobachteten zudem eine dynamische Phase nach der Impfung, abhängig vom zeitlichen Abstand zu einer Infektion. Wenn im Zeitfenster von drei Monaten nach der Impfung eine Corona-Infektion auftrat, berichteten die Teilnehmenden etwas häufiger von Post-COVID-Symptomen als Personen, bei denen die Infektion in einem größeren Abstand zur Impfung eingetreten ist. Hier bräuchte es zusätzliche Studien, insbesondere solche, die das immunologische Repertoire vor der Infektion erforschen, um diesen Effekt weiter zu untersuchen.

„Unabhängig von der weiterhin nicht komplett geklärten Ursache von Post-COVID gibt es Hoffnung für alle, die bislang kein Post-COVID entwickelt haben. Personen, die nach einer früheren Infektion kein Post-COVID hatten, hatten laut unserer Auswertung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch bei der nächsten Infektion keine Folgebeschwerden”, berichtet Professor Dr. André Karch von der Universität Münster und Letztautor der Studie. “Unsere Erkenntnisse geben Zuversicht, dass das Auftreten von Post-COVID, wie schon im letzten Winter beobachtet, deutlich rückläufig ist. Für alle weiterhin noch offenen Forschungsfragen rund um COVID-19, sind die umfassenden Informationen der NAKO Gesundheitsstudie vor und nach der Pandemie sowie aus laufenden Befragungen der Teilnehmenden eine wertvolle Basis für zukünftige Studien”, sagt Prof. Karch.


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk
Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik
Universitätsmedizin Halle
E-Mail: imebmi@medizin.uni-halle.de


Originalpublikation:

Mikolajczyk, R, Diexer, S, Klee, B et al. Risk of Post-COVID Condition Under Hybrid Immunity – Results from the German National Cohort (NAKO). Journal of Infection. June 17, 2024. https://doi.org/10.1016/j.jinf.2024.106206


Weitere Informationen:

https://www.journalofinfection.com/article/S0163-4453(24)00140-3/fulltext


Bilder


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


 

Quelle: IDW