UKE-Studie zeigt: Auch Frauen können Täterinnen sein



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10.11.2021 11:18

UKE-Studie zeigt: Auch Frauen können Täterinnen sein

Bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen wird in der Regel an männliche Täter gedacht. Frauen als Täterinnen sind hingegen ein gesellschaftliches Tabuthema. Wissenschaftler:innen des Instituts für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben in einem Forschungsprojekt sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen durch Frauen untersucht.

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Plötzlich gesund

Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.

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Die in einem detaillierten Bericht zusammengefassten Ergebnisse zeigen, dass es Frauen mit einem sexuellen Interesse an Kindern und sexualisierte Gewalt durch Frauen gibt. Gefördert wurde das Projekt von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (UKASK).

Insgesamt setzt sich das Forschungsprojekt aus drei Teilen zusammen: Die Wissenschaftler:innen haben im Rahmen einer anonymen Online-Studie Personen befragt, die berichtet haben, sexualisierte Gewalt durch eine Frau erlebt zu haben. Ergänzt wurden diese Berichte durch eine anonyme Online-Befragung von Frauen, die ein sexuelles Interesse an Kindern angegeben haben. Darüber hinaus wurden in dem Forschungsprojekt Anhörungen und schriftliche Berichte von Betroffenen im Kontext der UKASK ausgewertet.

Die Befragung der Betroffenen

„Die Ergebnisse der Online-Befragung legen nahe, dass die Täterinnen vornehmlich aus dem Familienkreis der Betroffenen stammen. In den häufigsten Fällen wurde von sexualisierter Gewalt durch die eigene Mutter berichtet“, sagt Prof. Dr. Johanna Schröder aus dem Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie des UKE. Im Mittel erlebten die Befragten im Alter von sechs Jahren zum ersten Mal sexualisierte Gewalt durch eine Frau. Das Alter der Täterin wurde von den Betroffenen zu diesem Zeitpunkt im Mittel auf 32 Jahre geschätzt. Dabei schloss die sexualisierte Gewalt oft auch körperliche und psychische Gewalt ein. Die Ergebnisse legen weiterhin nahe, dass viele Betroffene unter posttraumatischen Belastungssymptomen leiden und dass diese psychischen Folgen durch Stigmatisierungsprozesse verstärkt werden.

Die Befragung der Frauen mit sexuellem Interesse an Kindern

Die im Rahmen des UKE-Forschungsprojekts durchgeführte Online-Befragung von Frauen, die ein sexuelles Interesse an Kindern oder Jugendlichen angegeben haben, lieferte erste Erkenntnisse über Charakteristika dieser Frauen und ihre Sexualität. Die Mehrheit der Teilnehmerinnen gab in der Befragung an, sich sexuell gleichermaßen zu männlichen und weiblichen Personen hingezogen zu fühlen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen zeigt Hinweise auf die Diagnose einer pädophilen Störung. Allerdings gaben nur die wenigsten Frauen an, dass ihr sexuelles Interesse auf Kinder begrenzt ist. Vielmehr berichtete die große Mehrheit, auch ein sexuelles Interesse an Erwachsenen zu haben. Aufgrund weiterer Antworten gehen die Forschenden davon aus, dass mehr als die Hälfte der Befragten Missbrauchsabbildungen konsumieren.

„Obwohl die sexuelle Erregbarkeit durch Kinder nicht mit der Anwendung sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern gleichgesetzt werden kann, haben Untersuchungen bei Männern gezeigt, dass sexuelles Interesse an Kindern ein Risikofaktor für sexualisierte Gewalt an Kindern darstellt. Unsere Ergebnisse legen daher nahe, dass es Frauen gibt, die sexuell an Kindern interessiert sind und ein Risiko für sexualisierte Gewaltanwendung gegenüber Kindern und Jugendlichen haben könnten und/oder professionelle Hilfe benötigen“, erklärt Dr. Safiye Tozdan aus dem Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie des UKE.

Die Auswertung der Anhörungen und Berichte im Kontext der UKASK

Auf Basis der Anhörungen und Berichte von Betroffenen und Zeitzeug:innen, die durch die UKASK vorlagen, konnten die Forschenden außerdem unterschiedliche Typen und Strategien von Täterinnen herausarbeiten. Demnach ergaben sich vier Typen weiblicher Täterinnen: die sadistische Täterin, die ein starkes Ausmaß an Gewaltanwendung zeigt, die sogenannte parentifizierende Täterin, die in den betroffenen Kindern und Jugendlichen einen Ersatz für erwachsene Sexualpartner:innen sieht, die vermittelnde Täterin, die betroffene Kinder dritten Tatpersonen zuführt, und die instruierende Täterin, die oft im Kontext von organisierten Gewaltstrukturen auftritt.

Eine solche Typisierung kann laut der Wissenschaftler:innen vor allem zu einem verbesserten Erkennen sexualisierter Gewaltanwendung in pädagogischen, klinischen oder psychosozialen Kontexten wertvoll sein und sollte im Rahmen umfassender Aufklärungsarbeit an verschiedene Institutionen sowie an die Gesellschaft vermittelt werden.

Ausblick

Für die Zukunft empfiehlt das Projektteam eine intensivierte Forschungsarbeit und eine bedarfsgerechte Unterstützung und Behandlung von betroffenen Personen. Das Tabuthema sexualisierte Gewalt durch Frauen sollte durch gezielte Aufklärungsarbeit aufgelöst werden, um betroffenen Personen künftig besser schützen, unterstützen und behandeln zu können, schlussfolgern die Forschenden. Gleichzeitig sollten Frauen im Rahmen bestehender oder zukünftiger therapeutischer Behandlungsangebote für Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern explizit angesprochen werden. Denn durch die Behandlung betroffener Frauen kann das Risiko für sexuelle Straftaten gegen Kinder gesenkt werden.


Originalpublikation:

https://www.aufarbeitungskommission.de/mediathek/sexueller-kindesmissbrauch-durc…


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch


Quelle: IDW