2020 weniger Krebsneuerkrankungen in Baden-Württemberg



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06.12.2022 17:04

2020 weniger Krebsneuerkrankungen in Baden-Württemberg

Fachleute erwarten bereits seit längerem, dass sich der COVID-19 bedingte Lockdown 2020 auf die Anzahl der neu diagnostizierten Krebserkrankungen auswirken wird. Das epidemiologische Krebsregister Baden-Württemberg kann nun mit Zahlen aufwarten: Über das gesamte Jahr 2020 hinweg blieben die Zahl der Neuerkrankung sieben Prozent unter dem Durchschnitt der beiden Vorjahre. Besonders auffällig war der Einbruch an Krebsdiagnosen in den Monaten März bis Mai 2020.

Bereits zu Beginn der COVID-19-Pandemie Anfang des Jahres 2020 hatten Experten vor Verzögerungen in der Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen gewarnt. Als Ursachen dafür wurden zum einen die Überlastung der Kliniken und anderer medizinischer Einrichtungen genannt. Zum anderen war schon früh abzusehen, dass viele Menschen aus Sorge vor einer Ansteckung die Früherkennungsuntersuchungen meiden.

Bundesweite Krebsregister-Daten aus dem Zeitraum der Pandemie liegen noch nicht vor. Doch das epidemiologische Krebsregister Baden-Württemberg hat nun erste Zahlen zur Entwicklung der Krebsneuerkrankungen im Jahr 2020 vorgelegt. Das Team um Volker Arndt verglich die Zahlen der neudiagnostizierten Krebsfälle im Jahr 2020 mit den Krebsneuerkrankungen der Jahre 2018 und 2019.

Über alle Quartale des Jahres 2020 hinweg lag die Anzahl der Krebsneuerkrankungen um sieben Prozent unter der aus den Vorjahren zu erwartenden Zahl. Am stärksten ausgeprägt war der Einbruch über die Monate März bis Mai, im April wurde fast ein Drittel weniger Krebsfälle diagnostiziert als im Vorjahreszeitraum. Dieses Muster fand sich bei Frauen wie bei Männern, bei Krebs gesamt sowie auch bei drei der vier häufigsten Krebsarten (Brust-, Darm- und Prostatakrebs). Allein die Zahlen bei Lungenkrebs gingen nicht zurück. Der Einbruch bei den Krebsdiagnosen wurde auch in den folgenden Quartalen des Jahres 2020 nicht kompensiert.

„Für 2021 liegen uns die Zahlen noch nicht vollständig vor, so dass wir noch keine Aussagen darüber treffen können, wie sich der lange Lockdown in der ersten Jahreshälfte 2021 auswirken wird. Insgesamt müssen wir aber davon ausgehen, dass die 2020 nicht diagnostizierten Krebserkrankungen in den Folgejahren eine höhere Inzidenz zur Folge haben und mehr Krebserkrankungen in einem späteren, schlechter heilbaren Stadium entdeckt werden“, sagt Volker Arndt, Leiter des epidemiologischen Krebsregisters Baden-Württemberg.

Quelle: Epidemiologisches Krebsregister Baden-Württemberg

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können.
Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs.
Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.

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Quelle: IDW