01.12.2021 17:25
Corona-Drittimpfung unerlässlich bei fehlender Immunantwort
Studie zeigt Wirkung der Boosterimpfung für Menschen ohne Immunantwort
Plötzlich gesund
Fortschreitende Naturerkenntnis, ganz allgemein gesprochen, ‘Wissenschaft’, ist der stärkste Feind des medizinischen Wunders. Was unseren Vorfahren als Wunder erschien, was einfache Naturvölker heute noch in heftige Erregung versetzt, das berührt den zivilisierten Menschen längst nicht mehr.
Doch es gibt einen Gegensatz, der jedem Denkenden sofort auffällt: der unerhörte, durchaus nicht abgeschlossene Aufstieg der wissenschaftlichen Heilkunde und die ebenso unerhörte Zunahme der Laienbehandlung und der Kurpfuscherei. Man schätzt die Zahl der Menschen, die der Schulmedizin kein Vertrauen schenken, auf immerhin 50 Prozent.
Wie kann es sein, daß Laienbehandler und Kurpfuscher immer wieder spektakuläre Erfolge aufweisen, von denen die Sensationspresse berichtet?
Der Autor geht dieser Frage nach und kommt zu interessanten Erkenntnissen, aus denen er Vorschläge für eine bessere Krankenbehandlung durch seine ärztlichen Standesgenossen ableitet.
In einer neuen Studie des Deutschen Zentrums Immuntherapie unter Leitung der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie (Direktor: Prof. Dr. med. Georg Schett) am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wurden Patientinnen und Patienten, die auf zwei Impfungen gegen das neue Coronavirus keine Immunantwort entwickelten und damit keinen Schutz vor einer Infektion hatten, einer dritten Impfung unterzogen. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Personen – medizinisch auch „Impfversager/-in“ genannt – nach der Drittimpfung in den allermeisten Fällen einen sehr guten Impfschutz aufbauen.*
„Wir hatten bereits in einer früheren Studie (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33958324/) zeigen können, dass Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen wesentlich häufiger als gesunde Menschen keinen adäquaten Immunschutz nach zweimaliger Corona-Impfung aufweisen“, sagt Studienleiter Dr. David Simon von der Medizinischen Klinik 3. In diesen Untersuchungen sprach einer von zehn Patient/-innen mit einer Autoimmunerkrankung nicht ausreichend auf die Corona-Impfung an, während bei Gesunden nur einer von hundert keinen ausreichenden Immunschutz nach zweimaliger Impfung aufbaute. Damit sind Patient/innen mit Autoimmunerkrankungen besonders anfällig für Impfdurchbrüche.
„Durch die konsequente Durchführung von Tests, die die Antiköperantwort nach der Impfung untersuchen, konnten bereits im Frühjahr all jene Patientinnen und Patienten aus der Studie identifiziert werden, die keine entsprechende Immunantwort auf die Corona-Impfung entwickelten“ erklärt Dr. Koray Tascilar von der Medizinischen Klinik 3. Dabei handelte sich in erster Linie um Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie Arthritis. Die Betroffenen wurden über diese Situation aufgeklärt und bereits im Sommer 2021, als eine der ersten Patientinnen und Patienten einer Drittimpfung unterzogen. Auf die Drittimpfung bildeten die allermeisten dieser Patient/-innen mit primären Impfversagen eine robuste Immunantwort gegen das neue Coronavirus.
Die Daten der Studie belegen die Bedeutung der Drittimpfung. Der Status „vollimmunisiert“ nach zwei Impfungen gilt nicht für alle Menschen nach zwei Impfdosen. Gerade bei Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen ist eine fehlende Immunantwort nach zwei Impfdosen gar nicht so selten, sodass bei diesem Personenkreis eine Überprüfung des Immunstatus nach der Impfung wichtig erscheint, um frühzeitig Impfversager/-innen zu identifizieren und Impfdurchbrüche zu verhindern. „Geimpft und erkrankt“ ist somit möglich, wobei es sowohl primäre Impfversager/-innen gibt als auch solche, die ihre Immunantwort nach einiger Zeit wieder verlieren. Autoimmunerkrankungen begünstigen beide Situationen. Diese Untersuchungen legen daher nahe, dass gerade Risikogruppen, wie Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen, von einer raschen Drittimpfung profitieren.
Die Untersuchungen wurden im Rahmen des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über den Sonderforschungsbereich 1181 und die Forschergruppe 2886 unterstützt.
* https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34819271/
Kontakt für Medien:
PD Dr. David Simon
Lehrstuhl für Innere Medizin III
Tel.: 09131/85-39109
david.simon@uk-erlangen.de
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. David Simon
Lehrstuhl für Innere Medizin III
Tel.: 09131/85-39109
david.simon@uk-erlangen.de
Originalpublikation:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34819271/
Weitere Informationen:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33958324/ Eine Vorgängerstudie zeigte, dass Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen wesentlich häufiger als gesunde Menschen keinen adäquaten Immunschutz nach zweimaliger Corona-Impfung aufweisen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch